Rund 50 interessierte Billingshäuser Bürger hatten sich eingefunden, um sich über die für den Ort und seine Bürger zu erwartenden Auswirkungen durch den Fernstraßenneubau zu informieren und über Gegenvorschläge zu diskutieren. Drohende Immissionsbelastung, unakzeptabler Landverbrauch und die Überbauung von FFH-Gebieten und Wasserschutzgebieten seien unnötig und kaum zu rechtfertigen. Die BI sei aber nicht grundsätzlich gegen Verkehrsverbesserungen eingestellt, die auf bestehenden Staatsstraßentrassen mit entsprechenden Ortsumgehungen günstiger und billiger zu realisieren wären.
Derzeit wüchsen die Chancen zur Verhinderung der „Westumgehung“, sagte Norbert Gehrig, der Sprecher der B 26 -Gegner aus Duttenbrunn. Er gab einleitend zunächst einen Rückblick über Aussagen, Planungsentwicklung und Zahlen zu dem Vorhaben der Verkehrsplaner. Diese seien alle, wie er ausdrücklich unterstrich, bei der Straßenbaubehörde öffentlich zugänglich und würden unverändert zitiert. Für Billingshausen bedeute dies, dass die Westumgehung die Gemeindeflur in etwa 800 Metern Entfernung östlich der Ortsbebauung durchquert.
Einige Diskussionsteilnehmer meldeten sich zu Wort und stellten den angestrebten Sinn dieser Ausweichstrecke für die Bundesautobahnen zur Entlastung Würzburgs in Frage. Nur ein geringer Prozentsatz des Überlastungsverkehrs der Bischofsstadt entstehe aber durch Transitverkehr, informierte die BI. Mit dem bereits laufenden sechsspurigen Ausbau der A 3 werde ausreichende Entlastung des Verkehrsdrucks geschaffen. So habe die Westumgehung für einen Großteil ihre Rechtfertigung verloren und sei in dieser Form auch für den Landkreis Main-Spessart als Fernstraßenanbindung unnütz.
Nordtangente als Alternative
Alfred Kraus, Ex-Kreisobmann des Bauernverbands, vertrat die Meinung, dass der alternative Ausbau der Nordtangente über Karlstadt, Gemünden, und Lohr eine Sinn bringendere Lösung sei. Dem stellte BI-Vertreter Gehrig entgegen, dass man nicht eine Diskussion nach dem „St. Floriansprinzip“ anstrebe und sich von Seiten der Bürgerinitiative auch grundsätzlich nicht als Planer darstellen wolle, was Aufgabe der Straßenbaubehörde sei. Konsequent wolle die BI argumentativ die Meinung vertreten, dass dieses Bauwerk nicht benötigt werde, wenn Verbesserungen im bestehenden Verkehrsnetz genutzt würden.
„Wenn schon eine Verbindung zwischen A 7 und A 3, dann doch direkt von Werneck nach Rohrbrunn“, war die Auffassung von Wolfgang Schlund, der die Trassenführung des „Mittelkorridors“ für widersinnig hielt, da man nach seiner Auffassung bei gleicher Entfernung (Werneck/Waldbrunn oder Werneck/Rohrbrunn) eine wesentlich effektivere Verkehrsentlastung schaffen könne. Auch hier seien wieder das Straßenverkehrsamt und die Politik selbst gefordert, so Gehrig.
Gerade für Billingshausen und Duttenbrunn seien die gravierenden Eingriffe von unmittelbarer Bedeutung. Ob nun die Trasse von Duttenbrunn kommend über den „Birklichsgraben“ oder über den „Kemmerich“ vor dem „Zellinger Wald“ in Richtung Greußenheim weitergeführt werde, sei egal. Man müsse erkennen, dass hier teilweise beste landwirtschaftliche Flächen auf einer Breite von bis zu 200 Metern in Mitleidenschaft gezogen würden und die Natur mit Tierarten wie der europäisch geschützten „Wiesenweihe“ unwiederbringlich in Mitleidenschaft gezogen würden.
Auch auf die Orte und ihre Einwohner habe ein solches „Monster“ an Straße mit dem erwarteten Verkehr nicht unerhebliche Auswirkungen durch Lärm-, Abgas- und Abwasserimmissionen. Erwartet werden laut Gehrig durchschnittlich 40 000 Verkehrsbewegungen in 24 Stunden bei etwa 5500 Lastwagen.
Lärm und Abgase
Nur 800 Meter entfernt, werde das Verkehrsgeräusch ständig unüberhörbar sein, Motorenabgase müssten in Kauf genommen werden und Abwässer – wohlgemerkt im Bereich eines Wasserschutzgebietes – müssten aufgefangen und durch die Gemeinden entsorgt werden.
„Die Gesamtplanung der Westumgehung muss weg“, betonte Norbert Gehrig zusammen mit dem zwischenzeitlich ebenfalls eingetroffenen stellvertretenden Vorsitzenden der „BI“, Günter Krönert. Er untermauerte diese Forderung mit Aussagen von Verkehrsforschern, die der These der steten Verkehrserhöhung ab dem Jahr 2020, wie politisch dargelegt, widersprächen. Wegen der Bevölkerungsentwicklung und anderer Faktoren sei das Erreichen eines Scheitelpunktes zu erwarten.
Vorläufiges Ende der Schnellstraße
Derzeit sei die B 26 n nur bis Karlstadt in den Straßenverkehrsplan aufgenommen, die Fortführung bis zur A 3 habe zunächst Planungsstatus. „Wohin mit dem Verkehr am Ende der vierspurigen Schnellstraße?“, das dächten sich selbst die Verfechter des Vorhabens in Karlstadt und forderten eine Weiterführung bis Duttenbrunn, so Gehrig. Doch das bedeute, das gleiche Problem nur um zehn Kilometer in die dort liegenden Orte Duttenbrunn, Stadelhofen, Urspringen, Steinfeld, Billingshausen und Birkenfeld zu verlagern.
Die Chancen einer begründeten Verhinderung dieser unsinnigen Verkehrsführung schätzen die BI-Vertreter heute auf 50:50 ein und nicht mehr auf 20:80, wie vor einigen Jahren. Sie forderten dazu auf, mit Argumenten und sachlichen Nachfragen bei jeder Gelegenheit an die Parlamentarier heranzutreten. Denn: „Wer kämpft, kann gewinnen, aber wer nicht kämpft, der hat schon verloren!“