Auf dem Land gehört er dazu, wie die Gaststätte und das Feuerwehrhaus: Der Schützenverein. Rund 15 000 gibt es in Deutschland. Nach den Fußballvereinen sind die Schützen damit die vereinsstärkste Sportart. Neben ihrer Präsenz vor Ort haben sie oft eine lange Tradition. So blickt der Schützenverein Zellingen in diesem Jahr auf 50 Jahre Vereinsgeschichte zurück. Was sich in dieser Zeit getan hat? Viel.
26 Männer und zwei Frauen waren es, die 1963 im Gasthaus Linde die Schützengesellschaft gründeten. Heute besteht der Verein aus 140 Mitgliedern, davon 30 Frauen. „Die Frauen sind erst in den letzten 20 Jahren dazu gekommen“, sagt Rainer Behr, zuständig für Presse und Internetauftritt. Trainiert wird nicht mehr in den Kellerräumen der „Linde“, sondern im eigenen Vereinsheim an den Riedwiesen in Zellingen. Auf mehreren Schießständen wird hier von der Luftpistole über das Luftgewehr, der Sportpistole bis zu Klein- und Großkalibern trainiert. Sind alle Schüsse abgegeben, drückt der Trainierende bequem auf einen Knopf und die Schießscheibe kommt per Seilzug nach vorne. „Früher mussten die Scheiben noch mit der Handkurbel gewechselt werden“, erzählt Trainer Michael Gehrig.
Gewehre präziser als früher
Und auch bei den Gewehren hat sich einiges getan. Hatten sie früher Seitenspanner und Kipplauf, funktionieren sie heute über Pressluft. „Die Waffen sind sensibler geworden und mehr auf Präzision ausgelegt“, beschreibt Gehrig. Und auch die Ausrüstung ist anders: Wurde früher im Pulli trainiert, tragen die Schützen heute fast eine Ritterrüstung: eine eng anliegende Schießjacke mit festem Rückenteil sowie Schuhe mit Schienen für den sicheren Stand. Die Spezialkleidung dient allerdings zur Stütze und ist nicht schusssicher.
In den Anfangsjahren gestaltete sich die Jugendarbeit als schwierig – das Schützenhaus war weit draußen, die Jugendlichen weniger mobil – heute gibt es einen eigenen Verein im Verein. „Der Vorteil ist, dass die Jugendlichen so in die Vereinsaufgaben hereinwachsen und der Übertritt einfacher ist“, erklärt Michael Gehrig.
Trainiert werden die Jugendlichen zwischen zehn und 23 Jahren zwei Mal wöchentlich von Michael Gehrig, Christa Hartmann und Ingrid Dittmeyer. „Wenn die Kinder neu kommen, vergleichen sie Schießen meist mit Schießbude“, beschreibt Michael Gehrig. Im Training werden sie dann langsam mit der Waffe vertraut gemacht, üben, ihren Standpunkt zu finden, den Abzug zu erfühlen. „Schießen erfordert Koordination von den Fuß- bis in die Haarspitzen“, erklärt der Trainer. Um trotz aller Konzentrationsarbeit den Spaßfaktor beizubehalten, müsse man die Jugendlichen auch einfach schießen lassen.
Vorbehalte von Eltern oder Schützenvereinsgegnern kennt man im Verein kaum. Ein Vater meldete seinen Sohn einmal nachträglich vom Training ab. „Früher sind wir auch in die Schulen gegangen und haben die Vereinsarbeit vorgestellt, die Gewehre gezeigt“, erzählt Iris Graus. Das gibt es nicht mehr. Um neue Jugendliche zu gewinnen, verteilt der Verein heute Flyer, lockt auf dem Mai-Markt mit Lasergewehr-Schießen und hält die Jugendlichen im Sommer mit Zeltlagern, Bowlingausflügen und Eis-Essen bei der Sache.
Neben der Jugendarbeit setzt der Verein auf Althergebrachtes: Seit kurzem gibt es eine Böllergruppe, bei denen es nicht um Treffsicherheit, sondern um die Show geht. In verschiedenen Verfahren wird mit Schwarzpulver ein Knall erzeugt. Dabei geht es um die saubere Abfolge der Schüsse. Und noch eine Neuerung hat sich der Verein für sein 50-jähriges Jubiläumsjahr vorgenommen: Nahezu geräuschlos, aber zielsicher sollen künftig auch Bogenschützen mitschießen können.
Mehr Informationen auch im Internet unter www.sg63-zellingen.de.
Festprogramm zum Jubiläum
Vom 22. bis 24. Juni feiert die Schützengesellschaft 1963 Zellingen ihr 50. Jubiläum. Am Samstag, 22. Juni beginnt um 18 Uhr das Gau Böllerschützen Treffen, um 19 Uhr das Böllerschießen. Am Sonntag, 23. Juni um 10 Uhr gibt es einen Festgottesdienst am Schützenhaus mit Mittagessen ab 11 Uhr, um 14 Uhr einen Schützenumzug zum Schützenhaus und um 17 Uhr die Preisverleihung des Vereins- und Bürgerschießens. An diesem Tag gibt es vor und nach dem Gottesdienst einen Fahrdienst zum Schützenhaus und wieder zurück. Der Fahrdienst steht ab 9.30 Uhr am Marktplatz bereit. Am Montag, 24. Juni gibt es ab 14 Uhr einen Seniorennachmittag und ab 17 Uhr Kesselfleischessen.