Egal ob Jazz, Swing oder Schlager – auch im Alter von 90 Jahren hört Franz Gottfried am liebsten die Musik, die sein Leben prägte. Über den Besuch der Blaskapelle des Musik- und Gesangvereins Erlenbach (MGV) zu seinem Geburtstag am Dienstag freute er sich besonders.
Vor mehr als 50 Jahren gründete Gottfried zusammen mit anderen Musikern aus Erlenbach eine Kapelle, die später als "Big-Band" einen hervorragenden Ruf weit über die Grenzen des Ortes hinaus hatte. Auftritte, wie die bei einem Silvesterball in Frankfurt, waren keine Seltenheit. Mehr als 20 Jahre lang leitete der Jubilar die erfolgreiche Formation. Zum 90. Geburtstag gratulierten Gottfried neben etlichen Nachwuchsmusikern auch drei Gründungsmitglieder der damaligen Band, die noch immer aktiv sind sowie der Vereinsvorsitzende des MGV, Heiko Flohr.
In Erinnerungen geschwelgt
Voller Vorfreude wartete Gottfried auf den Besuch. Und er blühte auf, als er gemeinsam mit den Musikern in Erinnerungen an damals schwelgte. Auch Marktheidenfelds stellvertretender Bürgermeister Martin Harth besuchte den Jubilar.
Franz Gottfried wurde im Jahr 1929 in Tuschkau-Stadt (Mìsto Touškov, Tschechien) in eine Musikerfamilie geboren. Auch seine vier Geschwister spielten Instrumente. Schon im Alter von sechs Jahren unterrichtete der Vater, der an der Deutschen Musikschule in Pilsen lehrte, den kleinen "Franzl" im Geige spielen. Später lernte dieser auch Klavier und Waldhorrn.
Der Weg als Musiker war vorgezeichnet. Sein erstes großes Erfolgserlebnis hatte Franz Gottfried bei der Aufnahmeprüfung an der Musikschule im tschechischen Petschau (Beèov nad Teplou). Aufgrund seiner musikalischen Vorbildung übersprang der 14-Jährige den ersten Jahrgang.
1947 in Lengfurt angekommen
Nach der Ausweisung aus dem Sudetenland kam Gottfried 1947 über mehrere Zwischenstationen nach Lengfurt. Im Alter von 18 Jahren erhielt er eine Anstellung als Hornist im Orchester des Operettentheaters in Tauberbischofsheim. Bei einer Tanzveranstaltung lernte er seine spätere Ehefrau Rosa Kömm aus Erlenbach kennen, die er 1948 heiratete. Sie verstarb vor zehn Jahren.
Die musikalische Liebe des langjährigen Erlenbachers gilt nach wie vor der Jazzmusik und dem Swing der damaligen Zeit. Als Trompeter spielte Gottfried in amerikanischen Clubs der US-Besatzungszone. Als Frontmann anderer Formationen, wie zum Beispiel der Beatband "Candys", war er auf den Bühnen der Region zu sehen. Der Erfolg war auch deshalb garantiert, weil er das seltene Talent hatte, Noten nach Gehör zu arrangieren. Lief ein Song gerade erst im Radio, hatte er ihn kurz darauf auf Papier geschrieben. Schon wenige Tage später begeisterten er und seine Musiker ihre Fans.
Später musste der leidenschaftlicher Tonkünstler wegen einer Erkrankung seinen Beruf aufgeben und arbeitete bei der Firma Braun in Marktheidenfeld, bis er 1991 in Ruhestand ging. Neben dem Musikhören liest Gottfried viel und interessiert sich für das Geschehen in Politik und Gesellschaft.