Während die Normalbürger sich in diesem heißen Sommer im Freibad abkühlen, geben andere alles: die Arbeiter an der A 3-Baustelle bei Wertheim zum Beispiel. Sie schwitzen und schuften, bekommen von ihren Baufirmen zusätzliche Wasserrationen. Und tun alles dafür, dass die Baustelle schnell und problemlos abgewickelt wird.
Im September 2014 begannen die Vorarbeiten für den sechsspurigen Ausbau der A 3, der insgesamt von der Mainbrücke Bettingen bei Wertheim bis Helmstadt geht. 2015 und im darauffolgenden Jahr soll der Strecken- und Brückenbau abgeschlossen werden, 2017 die Fahrbahndecke asphaltiert werden. Solange können zwei Spuren je Fahrtrichtung benutzt werden.
Manfred Neugebauer ist Sachbereichsleiter für Planung und Bau bei der Autobahndirektion Nordbayern in Würzburg. Er erklärt: „Ende Februar 2015 hatten wir die neue Verkehrsführung eingerichtet und vorbereitende Maßnahmen getroffen.“ Bei Bettingen soll die Autobahn in Richtung Wertheim Village von vier auf sechs Bahnen ausgeweitet werden, in Dertingen wird in die andere Richtung ausgebaut. Ab Dertingen gibt es in Fahrtrichtung Nürnberg auch einen Zusatzfahrstreifen. Es wird eine Straßenüberführung und zehn Unterführungen geben.
Auch wird ein knapp vier Kilometer langer Lärmschutz gebaut, der die dann gut acht Kilometer lange sechsspurige Autobahn abschirmen soll. Die Kosten liegen bei 75 Millionen Euro und werden vom Bund getragen.
Der 51-jährige Neugebauer sagt, dass die Arbeiten bisher weitestgehend im Zeitplan verlaufen. Dieser beinhaltet, dass zuerst die vorübergehende Verkehrsführung eingerichtet wird. Dann werden die Bestandsfahrbahnen zurückgebaut und Erdmaterial wird abgetragen. Mit dieser Erde können dann Dämme oder Böschungen eingerichtet werden. Daraufhin wird die alte Entwässerung zurückgebaut, wenn sie überflüssig ist – oder durch neue Entwässerungsleitungen ersetzt. Die oberste Erdschicht unter dem Fahrbahnbelag wird optimiert, bevor im letzten Schritt der eigentliche Oberbau abgeschlossen wird. Hier werden die Frostschutz- und die Asphaltschicht aufgetragen. Dies soll 2017 passieren.
Bei den Erdarbeiten entsteht bei der Wertheimer Baustelle ein „Massendefizit von 200 000 Kubikmetern“, sagt Neugebauer. Um das auszugleichen, liefere die Firma Strabag, eine von knapp zehn an der Baustelle beschäftigten Firmen, Erde. Aus dem Einschnitt der Baustelle bei Rohrbrunn ist jedoch Material übrig, das kann nun auch bei Wertheim benutzt werden.
Wiederverwendung wird bei der Autobahndirektion großgeschrieben: Nicht mehr brauchbare Fahrbahnschichten werden „allesamt recycelt“, betont Neugebauer. Betonaufbrüche könnten in Lärmschutzwällen wiederverwendet werden. Asphaltschichten werden getrennt abgefräst und in einer Mischanlage „mit neuem Asphalt vermischt“, damit aus beidem eine neue Deckschicht entstehen kann, erklärt Neugebauer. Erdstoff kann wiederverwendet werden, wenn keine Schadstoffe im Boden vorhanden sind. Hier gibt es Kategorien, die festlegen, welche Erde wo wieder eingesetzt werden kann. Beispielsweise muss der pH-Wert stimmen. Diese Entscheidungen treffen die Umweltbehörden. Um Dertingen herum verläuft die Baustelle auf zwei Kilometern durch die Wasserschutzzone II. Deshalb hat sich der Bund mit mehr als einer Million Euro am Bau einer Trinkwasseraufbereitungsanlage beteiligt.
Einer Verschlechterung des Trinkwassers durch die Baustelle wird somit entgegengewirkt. Auch für die Sicherheit der Autofahrer wird vorab gesorgt. Jeden Donnerstag findet eine Baubesprechung statt, bei der die Polizei und die Feuerwehr mit dabei sind. Dabei werden sie immer über den aktuellen Fortschritt und die eingerichteten Rettungspunkte informiert. „Es gibt sowohl ein Rettungskonzept für die Fahrbahn als auch für die Baubereiche“, versichert Neugebauer.
Momentan sind rund 100 Bauarbeiter so lange im Einsatz, wie es hell ist. Samstags arbeiten sie bis Mittag. 27 Lastwagen, fünf Raupen, vier Radlader, zwei Sattelzüge und eine mobile Brecheranlage sind nur einige der Geräte, die im Einsatz sind, sagt Neugebauer. Wenn die Baustelle fertig ist, soll drumherum wieder begrünt werden, weil die Böschung dann besser hält, da sie „durchwurzelt ist“.
Ob die Baustelle in den Ferien zu mehr Staus führt? Neugebauer sagt, dass die Autobahn zwar aktuell mit vier Bahnen befahrbar sei, also genau wie vor der Baumaßnahme. Aber durch die engen Fahrstreifen komme es zu Behinderungen. Jedoch sei der Ausbau „dringend nötig“. Und zwischen Aschaffenburg und Würzburg müsse man sich aktuell einfach den Gegebenheiten anpassen – immerhin hätten in ein paar Jahren alle etwas davon.