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HAFENLOHR: Abenteuer im Land der Wikinger

HAFENLOHR

Abenteuer im Land der Wikinger

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    Benjamin Schwab am Fuße des Vatnajökull, des größten Gletschers Europas.
    Benjamin Schwab am Fuße des Vatnajökull, des größten Gletschers Europas. Foto: FOTO Benjamin Schwab

    Schwab, der an der Fachhochschule in Hof ein Verwaltungsstudium absolviert, belegte in Island englischsprachige Vorlesungen in Volkswirtschaftslehre, Statistik und Internationalem Recht. „Es war eine interessante Zeit, um in Island ein schwerpunktmäßig wirtschaftliches Studium zu absolvieren“, sagt Schwab. Schließlich sei das Land ein „Vorzeigeland der internationalen Finanzkrise“. Im Januar habe er dort Demonstrationen mit über 6000 Teilnehmern in der Hauptstadt Reykjavik erlebt. „Für Island mit rund 300 000 Einwohnern waren das historische Ausmaße“, so Schwab. Die Arbeitslosigkeit sei in Island innerhalb eines halben Jahres von zwei auf acht Prozent gestiegen, erklärt er.

    An der Uni habe er dagegen keine Krisenstimmung bemerkt. Die Uni Bifröst liegt rund 100 Kilometer nördlich von Reykjavik wie ein kleines Dorf inmitten einer Lavalandschaft; die nächste Kleinstadt ist 30 Kilometer entfernt. Das Gelände hat einen Supermarkt, ein Café, flächendeckende Internetverbindung sowie Familienwohnungen und einen Kindergarten, die das Studium auch für Familienmütter und -väter attraktiv machen, zu bieten. Dass sich Studenten und Dozenten mit Vornamen ansprechen, liegt auch daran, dass die isländischen Nachnamen wenig aussagekräftig sind: Sie setzen sich aus dem Vornamen des Vaters und der Endung –son für Söhne und –dóttir für Töchter zusammen.

    „Bei vielen Isländern ist die Abstammung von den Wikingern nicht zu verkennen“, sagt Schwab lachend. „Rülpsen gehört schon fast zum guten Umgangston.“ Typisch deutsche Werte wie Pünktlichkeit, Disziplin und Ordnung seien weniger gefragt. „Wir fünf deutschen Austauschstudenten waren immer die Ersten in den Vorlesungen.“

    „Rülpsen gehört schon fast zum guten Umgangston“

    Benjamin Schwab, Austauschstudent

    Neben dem Studium fand die deutsche Studentengruppe auch Zeit für Ausflüge in die Natur. Schwab schwärmt von der „Insel aus Feuer und Eis“ mit ihren Wasserfällen, Bergen, Vulkanen, Klippen, Gletschern, heißen Quellen und Geysiren.

    Ein Höhepunkt war der Ausflug in den Goldenen Kreis. Dort gibt es neben dem gigantischen Wasserfall Gullfoss und dem Nationalpark ?ingvellir auch den Geysir „Strokkur“ zu bestaunen. „Schon von weitem kann man die bis zu 40 Meter hohe Fontäne des Geysirs in die Höhe schießen sehen. Zu einem solchen Ausbruch kommt es in schöner Regelmäßigkeit alle sieben bis zehn Minuten. Weniger schön ist allerdings der penetrante Schwefelgestank im Geothermalgebiet“, berichtet er.

    Vom Goldenen Kreis ist es nicht weit zur Blauen Lagune, einem Geothermalbad mit bläulich gefärbtem Wasser, das direkt aus einer heißen Quelle stammt und von 240 Grad Celsius auf um die 40 Grad abgekühlt werden muss. Dennoch ist Island im Winter keine Touristenhochburg, viele Hotels, Restaurants und Museen seien geschlossen. „Es ist zwar nicht viel kälter als in Deutschland zu dieser Jahreszeit doch der dauerhaft starke Wind und plötzliche Stürme und Unwetter machen es oft ungemütlich.“ Dass das unberechenbare Wetter sämtliche Reisepläne im Nu zunichte machen kann, erlebte Schwab am eigenen Leib: „Ein Ausflug nach Reykjavik endete bereits auf dem Unicampus, weil die Straße nach einem nächtlichen Schneesturm von riesigen Schneeverwehungen bedeckt war.“

    Kurz vor den Semester-Abschlussprüfungen an der Uni erlebten Schwab und seine Freunde bei einem Wochenendausflug in die im Nordwesten gelegenen Westfjorde wegen einsetzender Schneestürme noch ein besonderes Abenteuer. „Die Fahrt über drei im Reiseführer nicht eingezeichnete Bergpässe wurde zur Qual für uns und unser zweiradangetriebenes Auto“, erinnert er sich. „Als wir endlich ausgehungert in dem Fischerdorf Bíldudalur ankamen, mussten wir feststellen, dass die einzige Gaststätte geschlossen war und es weder eine Tankstelle noch einen Imbiss oder einen Supermarkt gab. An ein Weiter- oder Zurückfahren war wegen des katastrophalen Wetters nicht zu denken.“ Mit in der Jugendherberge gefundenen Konserven stärkten sich die Studenten für die Rückfahrt am nächsten Tag.

    „Weil es wieder schneite, blieben wir am Berg stecken.“ Nach zwei Stunden verzweifelter Versuche, die Straße von Schnee und Eis zu befreien oder das Auto den Berg hochzuschieben, half ein Jeep, der Schwab & Co. in den nächsten Ort schleppte. Als die jungen Deutschen sich in der dortigen Polizeistation über die Straßenverhältnisse informieren wollten, erklärten sich die diensthabenden Polizisten bereit, sie mit Geleitschutz bis über den letzten Bergpass zu begleiten. „So kamen wir um 23 Uhr an der Universität an und konnten am nächsten Tag die Abschlussprüfung absolvieren“, sagt der Hafenlohrer mit einem Schmunzeln. Für den Sommer plant er bereits seine nächste Reise nach Island.

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