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LOHR: Abenteuer Indonesien: Ein Lohrer Lehrer in Jakarta

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Abenteuer Indonesien: Ein Lohrer Lehrer in Jakarta

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    Dieter Müller vor dem Franz-Ludwig-von-Erthal-Gymnasium. Jetzt unterrichtet er für mindestens drei Jahre in Jakarta.
    Dieter Müller vor dem Franz-Ludwig-von-Erthal-Gymnasium. Jetzt unterrichtet er für mindestens drei Jahre in Jakarta. Foto: Foto: Björn Kohlhepp

    Wie bereitet man sich auf drei Jahre Indonesien vor? Dieter Müller, seit 2008 Lehrer am Lohrer Franz-Ludwig-von-Erthal-Gymnasium, ist mit seinen beiden Söhnen, 15 und 17, erst einmal Schuhe kaufen gegangen. In Indonesien ist es schwierig, Schuhe in größeren Größen zu bekommen. Die ganze Familie hat sich durchimpfen lassen, nimmt Medikamente gegen Durchfall und Fieber mit und hat einen Container mit dem gesamten Hausstand, inklusive Möbeln, vorausgeschickt – alles eingewickelt in Folie und Papier gegen Salzwasser und Hitze.

    Unterricht auch auf Englisch

    Müller, 47, kleines Zöpfchen am Hinterkopf, war in Lohr Lehrer für Deutsch, Geschichte, Sozialkunde und Ethik, leitete die Theatergruppe und war Beratungslehrer. Nach Indonesien fuhr er mit seiner Familie Anfang August nicht zum Urlaubmachen, sondern zum Unterrichten an einer deutschen Privatschule in der Millionenstadt Jakarta, die rund 350 Kinder ab der Kinderkrippe bis zum Abi besuchen. Der Unterricht nach einem deutschem Lehrplan findet auf Deutsch und Englisch statt, weil die Schüler nur zu etwa 15 Prozent Deutsche sind.

    Müller geht gerade jetzt, wo mit Bernd Rottenbacher ein ehemaliger Würzburger Studienkollege die Leitung des Gymnasiums übernommen hat. Der 47-jährige Müller ist in Würzburg aufgewachsen, seine Frau Isabelle Rausch-Müller in Sackenbach. Sie ist ebenfalls Lehrerin und wird in Jakarta auch unterrichten.

    Vorabbesuch in Indonesien

    Um sich anzuschauen, was auf sie zukommt, war Müller mit seiner Frau im April schon einmal zwei Wochen in Indonesien. Dort lernten sie kennen, was man unter „Gummizeit“ versteht. Ist ein Termin um 10.30 Uhr ausgemacht, kann es sein, dass der andere, dem Verkehr geschuldet und der Lebenseinstellung entsprechend, erst um 12.30 Uhr kommt. „Man gewöhnt sich dran.“ Kommt man selbst viel zu spät, habe man anfangs ein schlechtes Gewissen, aber das lege sich bald.

    Beim Besuch hielt er sich an einige wichtige Regeln: Nichts an der Straße essen, keine Eiswürfel, keine offenen Getränke. Trotzdem kam er heim und bekam eine Magen-Darm-Infektion, die ihn eine Woche außer Gefecht setzte. Ursache war wohl, dass er vor dem Abflug am Flughafen etwas gegessen und ein offenes Getränk getrunken hatte.

    Ganze Familie war mit Jakarta einverstanden

    Müller hat sich vorher für mehrere Auslandsschulen interessiert, darunter Seoul, Peking, Helsinki, Tiflis. Er habe sich immer mit seiner Frau und den beiden Söhnen beraten und dabei gesagt: „Wenn einer Nein sagt, dann machen wir's nicht.“ Im November kam das konkrete Angebot für die indonesische Hauptstadt Jakarta. Alle waren einverstanden. Die Schule am Rand der Stadt hat laut Müller einen eigenen Swimmingpool und schöne Sportanlagen. Beim Besuch in Indonesien heuerten die Müllers gleich einen Makler an, um ein Haus zu mieten. Die Wohnung in Thüngersheim kündigten sie.

    Er ist sich bewusst, dass in Indonesien viel passieren kann: Erdbeben, Vulkanausbrüche, Tsunamis, Denguefieber, Malaria. Wenn der Vulkan grummele, dann liefen alle ans Meer, komme dann eine Tsunami-Warnung liefen wieder alle zurück, so Müller. „Das ist schon eine andere Welt“, sagt er. Nach der Ankunft mussten die Müllers sich bei der deutschen Botschaft melden, auch damit sie Bescheid weiß, falls etwas sein sollte.

    Aufgabe: Fotoalbum füllen

    Die Indonesier seien sehr freundlich und wollten immer Fotos mit Bules (sprich: Bulees), wie sie die Weißen nennen, machen. Die Müllers haben auch schon Freundschaften geschlossen mit Indonesiern im Land und auch in Deutschland. Hier haben sie einfach Kontakt zur indonesisch-katholischen Gemeinde in Frankfurt aufgenommen und dort gleich Indonesier kennengelernt, mit denen sie mittlerweile gut befreundet sind, erzählt Dieter Müller. Vor dem Abflug haben sie von Freunden ein Fotoalbum mit den größten Sehenswürdigkeiten des Landes geschenkt bekommen – nur ohne Fotos, die müssen sie selbst machen und einkleben.

    Natürlich wird die Familie dort nicht nur arbeiten. Wenn man etwas erleben will, steht man in Indonesien schon früh morgens um 3 Uhr auf, damit man den Sonnenaufgang sieht, das Erwachen der Tiere erlebt und das plötzliche Auftauchen eines Vulkans aus dem Nebelmeer vor einem. Um halb fünf Uhr morgens rufen außerdem die Muezzine, Indonesien ist schließlich das bevölkerungsreichste islamische Land der Welt. „Das ist schon ungewöhnlich“, sagt Müller. Ein bisschen müsse man sich dort umgewöhnen, aber Alkohol in der Öffentlichkeit würden sie eh nicht trinken und aufs Händchenhalten verzichte man auch, da das sonst auch niemand tue dort.

    Was Orang-Utan heißt

    Ein bisschen Indonesisch kann er schon, zum Beispiel heiße „orang“ Mensch und „orang-orang“ Menschen – und „orang-utan“ Waldmensch. Da Indonesisch als recht einfach gilt, wird er sich vermutlich bald fließend unterhalten können.

    Über Weihnachten kommt die Familie wieder zurück – „von 30 Grad auf Winter“, sagt Müller. Ansonsten könnte er in Jakarta, sollte es ihm gefallen, auf sechs und acht Jahre verlängern. Seine Stelle in Lohr wird für ihn allerdings nicht freigehalten. Zwar kann er wieder in den bayerischen Schuldienst zurück, aber ob bei seiner Rückkehr gerade eine Stelle in Lohr frei ist, ist fraglich. Er will auf jeden Fall mit seinem ehemaligen Studienkollegen Bernd Rottenbacher in Kontakt bleiben.

    Klassenfahrt in den Urwald

    „Ich bin gespannt, was meine Kinder in ein paar Monaten sagen“, sagt Müller. Einstweilen seien sie gespannt und können womöglich bald mit Taschengeld in Millionenhöhe rechnen, denn 100 Euro sind über 1,5 Millionen indonesische Rupien. „Die Verhandlungen laufen noch.

    “ Ein Sohn bekommt schon gleich im Oktober, nach einer für deutsche Verhältnisse unglaublich exotisch anmutenden Klassenfahrt in den tropischen Urwald auf Sumatra, Besuch von einem Freund. Seinen Schülern in Lohr hat Müller gesagt: „Ihr könnt mich besuchen, aber ruft bitte einen Tag vorher an.“

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