An diesem Mittwoch ist offiziell der letzte Arbeitstag von Pater Paul Kusiak als Guardian des Minoritenklosters und als Wallfahrtsseelsorger im Marienwallfahrtsort Mariabuchen. Seit Dienstag ist er mit den Vorbereitungen seines Umzugs beschäftigt. Am Sonntag wird er mit einem feierlichen Gottesdienst in der Wallfahrtskirche verabschiedet, bevor er seinen neuen Dienst in einer Pfarrei in Oberbayern antritt.
„Mein Platz als Franziskaner ist bei den Menschen, vor allem bei denen in Not“
Pater Paul Kusiak
Geboren wurde Pawel (Paul) Kusiak 1970 in Bilgeraj in der Nähe von Lublin in Polen. Er hätte sich auch ein Jura-Studium oder eine Laufbahn als Marineoffizier vorstellen können, aber schon in jungen Jahren war er als Ministrant, Lektor und Kantor in seiner Kirchengemeinde tätig und fühlte sich zunehmend zu einem Leben als Ordensmann hingezogen. Unter dem kommunistischen Regime in Polen war es nicht ratsam, darüber öffentlich zu sprechen, aber nach dem Abitur stand für ihn fest: „Ich trete in den Franziskanerorden ein.
“ Seine Eltern fuhren ihn in das Kloster, das 300 Kilometer von seinem Wohnort entfernt lag. Dort absolvierte er das einjährige Noviziat und studierte dann sechs Semester in Lodz.
1993 ging er nach Würzburg, um die deutsche Sprache zu lernen und sein Studium zu vervollständigen. Zum Ende des Wintersemesters 1998 legte er sein Examen ab und ging zum Seesorge-Praktikum in die Pfalz. Nach der Priesterweihe war er Kaplan in Uelzen in der Lüneburger Heide und lernte dort die Situation in einer Diasporagemeinde kennen. An beide Wirkungsorte hat er beste Erinnerungen.
Am 1. Oktober 2002 kam er nach Mariabuchen. Dort lösten nach rund 300 Jahren polnische Franziskaner-Minoriten die Kapuzinerpatres in der Wallfahrtsseelsorge ab. Die Minoriten werden wegen ihres schwarzen Ordensgewandes oft als „schwarze Franziskaner“ bezeichnet. Schmunzelnd berichtet Pater Paul, er habe erst später erfahren, dass das vor ihrem Eintreffen zu manchem Missverständnis führte. Einige Pilger seien damals recht neugierig auf die „polnischen Neger“ gewesen.
Nach zwei Jahren Bewährung als Hausoberer wurde er 2004 offiziell zum Guardian, zum Vorsteher des Klosters, ernannt und später zweimal in diesem Amt bestätigt. Seine Versetzung nach drei Amtsperioden entspreche der Ordensregel des heiligen Franziskus, erläutert Pater Paul: Niemand darf ein solches Amt, das wie alle Aufgaben im Orden für den Dienst an den Mitbrüdern da ist, zu lange innehaben, um sich nicht als „Chef“ der Anderen zu fühlen.
Seine Erfahrungen aus der Zeit in Mariabuchen fasst er in einer Redensart aus seiner polnischen Heimat zusammen: „Ich habe Brot von vielen Backöfen gegessen!“ Als er seine neue Aufgabe übernahm, habe er sich vorgenommen, einiges zu lernen, vor allem den Umgang mit Gremien – Wallfahrtswerk und Kirchenverwaltung – sowie mit Geld und dem Wallfahrtswesen.
„Was ich zusätzlich gelernt habe, ist viel mehr", sagt er heute: Geistliche Begleitung in zahlreichen Beichten und seelsorgerlichen Gesprächen, die er als den wichtigsten Teil seiner Arbeit sieht, aber auch die Organisation und Durchführung von Gottesdiensten und Festen. „Vor allem habe ich in diesen 14 Jahren eines gelernt: Mein Platz als Franziskaner ist bei den Menschen, vor allem bei denen in Not. Und ich selbst bin als Mensch gereift. Ich bin von Natur aufgeschlossen und habe keine Angst vor lösbaren Problemen, aber ich habe lernen müssen, dass es im Leben auch Probleme gibt, die man nicht lösen kann und die man einfach aushalten muss.“
Mit großer Freude und Dankbarkeit habe er festgestellt, wie wichtig das kleine Bild der „schmerzhaften Muttergottes in der Buche“ für viele Menschen im weiten Umkreis als Anlaufstelle für ihre Sorgen, Nöte und Bitten und als Quelle der Kraft ist. Besonders wichtig sei ihm der Kontakt zu Kranken und Behinderten gewesen und der Umgang mit jungen Menschen. „Da ist noch viel Potenzial drin“, meinte er.
Für seine neue Aufgabe nehme er aus Mariabuchen ein ganzes Bündel von Erfahrungen mit. „Ich weiß, dass ich Menschen zusammenführen kann. Ich freue mich auf den Kontakt mit Kindern, Jugendlichen und jungen Familien, den ich bisher weniger hatte, und ich habe auch schon Erfahrungen mit Bauen und Renovierungen gemacht.“
Pater Arno Fahrenschon, sein Vor-Vorgänger als Wallfahrtsselsorger habe schon in den 1970er Jahren erkannt, wie wichtig für Mariabuchen die Gründung eines Wallfahrtswerkes ist. Pater Christian Häfele habe das fortgeführt. Er habe von der vertrauensvollen Zusammenarbeit mit diesem Kreis engagierter Menschen sehr profitiert, sagt Pater Paul Kusiak. Seine Bilanz fällt positiv aus: „Es war in vieler Hinsicht eine schöne und intensiv erlebte Zeit!“