(jun) Einige Aufregung gibt es derzeit allem Anschein nach unter Lohrer Katholiken. Stein des Anstoßes sind im wahrsten Sinn des Wortes einige Grabsteine auf dem Lohrer Friedhof. Konkret sind es die Grabsteine der ehemaligen Priester in Lohr, die bis vor einiger Zeit rund um das große Sandsteinkreuz im Zentrum des alten Teils des Friedhofes standen. Dort stehen sie seit einigen Wochen nicht mehr. Die Stadt Lohr hat die Grabsteine in den neuen Urnengarten versetzt, wo sie als eine Art Dekoration zwischen den Reihen der Urnengräber dienen. Wie die MAIN-POST erfuhr, herrscht über dieses Vorgehen der Stadt mancherorts recht große Empörung. Die Rede ist sogar von einem Bürgerbegehren, das man in die Wege leiten will, um die Grabsteine der Priester wieder an ihren ursprünglichen Standort zurück zu bringen.
Zwei Dinge sind es allem Anschein nach, an denen sich der Unmut entzündet hat. Zum einen, so sagte einer der Kritiker, sei ein Grabstein „kein Deko-Stück, das man einfach versetzen kann“. Wenngleich die Gräber der ehemaligen Lohrer Priester schon vor Jahren aufgelöst worden seien, um Raum für einen Fußweg rund um das Sandsteinkreuz zu schaffen, hätten die an ihrem Standort belassenen Grabsteine doch stets an die verstorbenen Geistlichen erinnert. „Ein Grabstein steht dort, wo auch das Grab ist oder war“, so der aufgebrachte Kritiker.
Etliche würden sich jedoch auch daran stören, dass die Stadt die Grabsteine versetzt habe, ohne zuvor zum Beispiel mit einer Kirchenverwaltung beziehungsweise dem Pfarrgemeinderat gesprochen zu haben. „Die Stadt hat alle vor vollendete Tatsachen gestellt. Das ist eine Unverschämtheit“, so der Vorwurf.
Allerdings gibt es wohl auch Stimmen, die das städtische Vorgehen befürworten. Nicht zuletzt deshalb, weil die Grabsteine an ihrem neuen Standort etwas überdacht und so beser geschützt seien, so das Argument der Befürworter. Die Kritiker jedoch bestehen darauf, dass die Grabsteine an ihren alten Standort zurückgebracht werden. Ein weiteres Argument, das für das Versetzen der Grabsteine angeführt wird, ist, dass die ehemaligen Priestergräber mittlerweile dem Gußweg gewichen seien, weswegen die Grabsteine etwas verloren gestanden hätten.
Auch im Lohrer Rathaus weiß man mittlerweile von dem Unmut um die Grabsteine. Laut Josef Harth, Pressesprecher der Stadt, gibt es bereits Gespräche, mit denen die „Meinungsverschiedenheiten“ aus der Welt geschafft werden sollen. Zu klären sei zum Beispiel auch noch, wem die versetzten Grabsteine überhaupt gehören.
In jedem Fall habe man mit dem Versetzen der Steine niemanden vor den Kopf stoßen wollen, so Harth. „Jeder hat es gut gemeint“, versucht er die Stadt aus der Schusslinie zu nehmen. Die Frage, ob die Grabsteine wieder an ihren ursprünglichen Standort zurückversetzt werden, konnte Harth jedoch nicht beantworten.