Beim Sport zählt meist nur eines: der Sieg. Der Wettkämpfer will der Beste sein, der Schnellste, er legt Verbissenheit und Siegeswillen an Tag. Hin und wieder bleiben dabei Fairness und der Blick auf Mitspieler oder Konkurrenten auf der Strecke. Dagegen trat am Dienstag die Lohrer Realschule ein. Die Schule trägt seit 2006 den Titel „Schule mit Courage – Schule ohne Rassismus“ und widmete ihren Aktionstag in diesem Jahr ganz dem Sport. Dabei stand das Gewinnen völlig im Hintergrund. Was zählte, war ein fairer und respektvoller Umgang miteinander.
Sicher, gejubelt wurde trotzdem, wenn die Mädels beim Hockeyspiel die Kugel ins gegnerische Netz beförderten oder der neongelbe Ball der Jungs im Fußballtor landete. „Heute geht es darum, dass wir ein Zeichen für einen besseren Umgang miteinander setzen. Wir wollen fair miteinander umgehen. Der Sieg ist nicht das wichtigste“, betonte Sportfachbetreuer Klaus Specht.
„Olympischer“ Einmarsch
Wie er erklärte, führt die Realschule jährlich eine Aktion durch, um das Motto „Schule mit Courage – Schule ohne Rassismus“ ins Bewusstsein zu rufen. Heuer habe man sich entschieden, das Thema auf den sportlichen Bereich herunterzubrechen. Die Mädels der fünften und sechsten Klassen spielten Hockey, die Jungs Fußball. Ehe es los ging, marschierten die Schüler wie bei den Olympischen Spielen in die Spessarttorhalle ein. In den Händen hielten sie Plakate und Fahnen unterschiedlicher Länder, welche sie im Kunstunterricht gestaltet hatten. So hatten sich die sechsten Klassen beispielsweise für Mexiko, Jamaika und die USA entschieden. Die Klassensprecher gaben zudem vor dem Anpfiff eine gemeinsame Erklärung ab, in der sie sich zur Fairness verpflichteten. Das Besondere war an diesem Tag, dass nicht nur die besten Sportler auf dem Feld standen, sondern alle. Und alle Schüler einer Klasse standen gleich lang auf dem Spielfeld. Wer gerade nicht spielte, feuerte lautstark die Fußballspieler und Hockeyspielerinnen an. Und zwar jeden, egal ob er das Tor traf oder nicht.
„Wie man als Erwachsener mit fremden Religionen oder Ländern umgeht, wie man über sie denkt und über sie redet, das entscheidet sich oft schon im Kindes- und Jugendalter“, sagte Specht. Er erlebe das als Sportlehrer fast täglich. Viele Schüler gehen fair mit anderen um, loben und helfen andere, die nicht so gut sind. Es gebe jedoch auch andere, die nur an den eigenen Vorteil denken, sich über andere lustig machen oder ihnen die Schuld an Niederlagen geben. „Für solche Schüler sollte der Tag besonders wichtig sein.“
Verschiedene Kulturkreise
„Wir leben in einer bunten Gesellschaft, die von unterschiedlichen Kulturkreisen geprägt ist“, sagte Konrektor Alexander Lutz. In der Realschule lernen viele Kinder aus unterschiedlichen Ländern gemeinsam, es entstehen Freundschaften. „In der Schule ist das Alltag.“
Allerdings gebe es auch viele Negativ-Beispiele in der Gesellschaft: Lutz erinnerte an Fußballspieler, die im Stadion aufgrund ihrer Hautfarbe mit Affenlauten begrüßt oder mit Bananen beworfen werden, an Menschen, die aufgrund ihrer Herkunft keinen Job oder keine Wohnung finden. „Das zeigt, dass Rassismus präsenter ist als man denkt.“
Mit dem Titel habe sich die Schule verpflichtet, keinen Rassismus zu dulden und einen Weg zu finden sich gegenseitig zu achten. „Und es freut mich, dass die Schule heute Taten sprechen lässt und Fair-play in den Vordergrund stellt.“