Der CSU-Abgeordnete Alexander Hoffmann (Retzbach) verzichtet auf einen Platz auf der Bayern-Liste zur Bundestagswahl am 24. September. Der 42-Jährige tritt für die Christsozialen lediglich als Direktkandidat im Wahlkreis Main-Spessart an. Parteifreunde werten dies als Protest gegen die Personalpolitik der Parteiführung. Vor allem unter den Männern in der CSU rumort es. Am Samstag soll ein Parteitag in Germering (Lkr. Fürstenfeldbruck) die Liste aufstellen.
Beobachter reiben sich verwundert die Augen. Wenn die CSU in Bayern wieder – wie zuletzt 2013 – alle 46 Wahlkreise direkt gewinnen möchte, sollte es doch egal sein, ob ein Stimmkreis-Bewerber auf Platz sechs, 17 oder 35 steht. Sollte. Ist es aber nicht. Zwar habe man keine Angst, Direktmandate zu verlieren, heißt es in der CSU. Die Reihung auf der Liste, die „interne Hackordnung“ sage aber sehr wohl einiges aus über die Wertschätzung, die ein Abgeordneter parteiintern genießt. Und da wollen alle gerne vorne dabei sein.
Top-Position für Dorothee Bär
Auf Platz eins der Bayern-Liste soll der bayerische Innenminister Joachim Herrmann stehen, gefolgt von Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt und seiner Staatssekretärin Dorothee Bär (Ebelsbach). Die Unterfränkin avanciert nach dem Rückzug von Landesgruppenchefin Gerda Hasselfeldt zur neuen Spitzenfrau der CSU. Dahinter reihen sich Generalsekretär Andreas Scheuer sowie die Bundesminister Gerd Müller und Christian Schmidt ein.

Was die weitere Reihenfolge betrifft, gibt es in der CSU Zwist. Es folgen nämlich – so sieht es der Vorschlag der Parteiführung vor – Vertreter der Frauen, der Jugend und der verschiedenen Arbeitsgemeinschaften – und erst dahinter der Großteil der Direktkandidaten. „Das war früher anders“, ärgert sich der Würzburger Abgeordnete Paul Lehrieder. Statt auf Platz 24 wie vor vier Jahren soll er diesmal Position 36 einnehmen. Seine Arbeit als Vorsitzender des Familienausschusses sieht er nicht ausreichend gewürdigt. Er fühle sich, sagt Lehrieder offen, ein wenig auch als Opfer der Frauenförderung in der Unterfranken-CSU. Die Abgeordneten Anja Weisgerber (Schweinfurt) und Andrea Lindholz (Aschaffenburg) dürfen aufgrund ihres Geschlechts nämlich mit den Plätzen zehn und 14 rechnen. Männer aus Unterfranken müssen hingegen zurückstehen.
Verzicht sichert Unabhängigkeit
Alexander Hoffmann macht dieses Spiel um Geschlechter- und Regionalproporz nicht mit. Gleichwohl hält er sich mit Kritik an den Parteioberen zurück. Für den Rechtsexperten ist der Verzicht auf einen Listenplatz eher ein Ausdruck seiner „Unabhängigkeit“. Lediglich direkt gewählt, müsse er weniger „Parteisoldat“ sein und könne sich so eher auch mal ein von der Mehrheitsmeinung abweichendes Votum leisten. Als Beispiel nennt Hoffmann sein Nein zur Griechenland-Hilfe.
Natürlich weiß der Main-Spessart-Abgeordnete aber auch, dass das Risiko, das er mit dem Verzicht auf die Listenabsicherung eingeht, überschaubar ist. 51,7 Prozent der Erststimmen hat Hoffmann 2013 als Newcomer geholt. „Wenn ich das Mandat nun verlöre, würden die Freunde bei der CSU zurecht zweifeln, ob ich noch der richtige Mann für den Wahlkreis bin.“
Frauenquote von 40 Prozent
Jürgen Fischer, der Sprecher von Parteichef Seehofer, sieht das Rumoren unter den Abgeordneten gelassen. Für Volksparteien sei es eben nicht leicht, es bei der Nominierung jedem Recht zu machen. Der Parteivorstand habe die Liste „nach bestem Wissen und Gewissen“ aufgestellt. Besonders wichtig sei gewesen, auf den ersten 20 Plätzen eine Frauenquote von 40 Prozent zu erfüllen.
Derweil gibt sich Paul Lehrieder trotzig. Er plane weder eine Kampfkandidatur für einen vorderen Platz noch einen Rückzug von der Liste wie Hoffmann und werde, wie von der CSU-Führung gewünscht, für Position 36 antreten. „Dann weiß ich, was ich meiner Partei wert bin.“