„Zuerst rolle ich einen langen Strang mit einem etwas dickeren Bauch in der Mitte, dann forme ich die Brezel. Und jetzt das Ganze noch einen Tick schneller“, erklärt Alexander Wiertzema, während seine Hände mit dem Teigstrang wieselflink über die Arbeitsplatte huschen.
Wir befinden uns in der Backstube der Bäckerei Otter in Urspringen, wo der 30-Jährige seit beinahe acht Jahren als Bäcker beschäftigt ist. Heute ist eigentlich sein freier Tag, aber trotzdem steht er an seinem Arbeitsplatz – mit Schweißperlen auf der Stirn. Der in Karbach lebende Bäckergeselle darf nämlich am Donnerstag, 25. Februar, bei dem vom Landes-Innungsverband des Bayerischen Bäckerhandwerks jährlich durchgeführten Wettbewerb „Bayerns schnellster Bäcker“ teilnehmen. Wiertzema vertritt Unterfranken in München auf der Internationalen Handwerksmesse, die als Rahmen für den Wettbewerb dient.
„Seit vergangenen Dienstag weiß ich davon. Der Chef hat mich ins Büro gerufen und mich gefragt, ob ich Lust hätte, an dem Wettbewerb teilzunehmen“, erzählt der Blondschopf voller Freude. Albrecht Otter, Inhaber der gleichnamigen Bäckerei, fügt an, dass er nicht lange überlegen musste, als ihn der Anruf von Obermeister Wolfgang Rhein erreichte. „Gefragt ist ein Bäckergeselle, der Ambitionen hat, seinen Meister zu machen“, sagt Otter. Denn der Sieger unter den sieben Teilnehmern erhält einen Meisterkurs an der Akademie des Bayerischen Bäckerhandwerks. „Da kann man nicht jeden hinschicken. Bei dem Wettkampf geht es richtig zur Sache, aber Alexander hat das Zeug dazu“, begründet der Urspringer seine Entscheidung.
Lediglich eine Woche hatte Wiertzema nun Zeit, sich auf das große Ereignis in München vorzubereiten. Zunächst studierte er genau die Aufgabenstellung, ehe er sich daran machte, die vorgegebenen Teile zu üben. Neben den Pflichtaufgaben wie Brezen, Mohnzöpfen, Knopfsemmeln und verschiedene Zöpfen steht auch eine Eidechse aus fünf Strängen als besondere Schwierigkeit auf dem Programm. Während es bei den vier Pflichtaufgaben hauptsächlich um Schnelligkeit und Konzentrationsfähigkeit geht, gilt es bei der Kür, Geschicklichkeit und Genauigkeit unter Beweis zu stellen.
„Wichtig ist, einen guten Mittelweg zwischen Schnelligkeit und Genauigkeit zu finden“, weiß der Bäckergeselle. „Wenn ich zu schnell arbeite, besteht die Gefahr, dass der Teig reißt“, fügt er an.
Rund 15 Stunden wird Alexander Wiertzema bis zum Startschuss am Donnerstag investiert haben. Gemeinsam mit seiner Freundin Isabell startet er dann in aller Früh, um pünktlich zum Wettbewerbsbeginn um 14.30 Uhr am Stand der bayerischen Handwerksammer zu sein. Der Teig, den die sieben Konkurrenten verwenden, ist ein Modellierteig, der weniger Hefe enthält, damit er besser zu verarbeiten ist.
Und wie sieht Wiertzema seine Chancen, den Wettbewerb für sich zu entscheiden? „Ich denke, es gibt Schnellere. Aber ich werde mein Bestes geben. Entscheidend wird auch sein, mit der Nervosität und dem Druck klarzukommen“, erklärt der 30-Jährige, der sich selbst als Perfektionist einschätzt, voller Vorfreude.
Das Auswahlverfahren
Wie Albrecht Otter erklärt, wurde der jeweilige Vertreter des Regierungsbezirks bisher immer bei einem Vorentscheid ermittelt, in der Vergangenheit beispielsweise bei der Mainfrankenmesse. Da der Wettbewerb in München dieses Jahr ursprünglich entfallen sollte, wurde dieser Vorentscheid nicht durchgeführt und der Teilnehmer vom Bezirk nominiert.
Die Aufgabenstellung: jeweils 25 Brezen, Mohnzöpfe und Knopfsemmeln, sowie ein Vier-Strang-Zopf, ein Fünf-Strang-Zopf als Spindelzopf, ein Wiener Sechs-Strang-Zopf und eine Eidechse.