Er hat seine Heimatstadt Lohr nach dem Zweiten Weltkrieg Lohr geprägt wie kaum ein anderer: Alfons Ruf, Träger des Ehrenrings der Stadt Lohr, ist am Sonntag im Alter von 94 Jahren gestorben. Ein Trauergottesdienst für ihn beginnt am Samstag, 25. Februar, um 11 Uhr in der Lohrer Stadtpfarrkirche St. Michael.
Über Jahrzehnte hinweg hatte Alfons Ruf als Architekt das Gesicht der Stadt Lohr und ihre Kommunalpolitik mitgestaltet. Der ehemalige Kommunalpolitiker, dessen besonnene, kluge aber auch bestimmende Art viele im Stadtrat und Kreistag schätzten, hatte sich schon 1986 vor allem aus familiären Gründen aus der Politik zurückgezogen.
Als 27-Jähriger jüngstes Stadtratsmitglied
1956 war er als 27-Jähriger und Jüngster über den letzten Platz auf der CSU-Liste in den Lohrer Stadtrat gekommen – für 30 Jahre. Nach dem Kreissitzdebakel 1973 war Ruf mit die treibende Kraft, um den CSU-Stadtverband aufzulösen und die Main-Spessart-Union (MSU) zu gründen. Er führte ihre Stadtratsfraktion. Im Main-Spessart-Kreistag saß er von 1972 bis 1986, ab 1978 als weiterer Stellvertreter des damaligen CSU-Landrats Erwin Ammann. Dass Lohr den Kreissitz an Karlstadt verloren hatte, konnte er nie ganz verwinden.
Als Sohn des Sendelbacher Maurers Franz Ruf geboren, hatte er noch von der Schulbank des Gymnasiums in den Krieg ziehen müssen. Im Mai 1945 schlug er sich zu Fuß von Cottbus nach Lohr durch, um der Kriegsgefangenschaft zu entgehen. Im elterlichen Baugeschäft lernte und half er. Nach dem Abitur 1949 studierte er an der Technischen Hochschule München Bauingenieurwesen, machte 1953 sein Diplom und sich drei Jahre später selbstständig.
Anfang der sechziger Jahre holte er seine Prüfung als Architekt nach. Nach seinen Plänen entstanden beispielsweise die Sparkasse am Marktplatz und die Raiffeisenbank an der Rechtenbacher Straße, das neue Rathaus und die Tiefgarage am Schlossplatz, Bau- und Edeka-Märkte und viele Bauten für Rexroth.
Ruf hat die frühe Lohrer Altstadtsanierung eingeleitet, bemerkenswerte Umbauten und Fachwerksanierungen stolzer Lohrer Häuser betreut. Große Vorhaben waren beispielsweise die Renovierung der Stadtpfarrkirche St. Michael und der Umbau des ehemaligen Kapuzinerklosters zum Bruder-Konrad-Haus.
Als Heimatforscher bis ins hohe Alter aktiv
Bis ins hohe Alter hinein betätigte er sich als Heimatforscher. Dabei unterstützte ihn seine Frau Helene, geborene Caspers. Die beiden hatten 1958 geheiratet. Aus der Ehe gingen drei Kinder hervor. Aus seiner Feder stammen das Grundlagenwerk über 1200 Jahre Lohr, eine Baugeschichte der Stadtpfarrkirche St. Michael, und auch die Familiengeschichte der "Rueffen". Er brachte die Neuausgabe des ältesten Lohrer Buchs von Hans Blum heraus und gehörte zu den Autoren des Werks über die 800-jährige Geschichte von Pflochsbach und Sendelbach, hinterließ seine Geschichte der Kreisreform und eine Zusammenfassung über "Sonnen- und Turmuhren, Chronometer in Lohr". Zu seiner Veröffentlichung über 600 Jahre Mariabuchen verfasste er wichtige Ergänzungen.
Träger des Ehrenrings der Stadt Lohr
Sein Einsatz für die Stadt Lohr und die Verbesserung ihrer Zentralität sollten auch nach seinem Tod nicht in Vergessenheit geraten. Bei der Verleihung des Ehrenringes der Stadt Lohr im Jahr 2009 bescheinigte Bürgermeister Ernst Prüße, Ruf sei über Jahrzehnte bereit gewesen, "Aufgaben zu übernehmen". Als Ruf aus dem Stadtrat verabschiedet wurde, erklärte Bürgermeister Gerd Graf: "Alfons Ruf ist durchdrungen von der Liebe zu seiner Heimatstadt Lohr."