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THÜNGEN: Allianz für besseres Trinkwasser

THÜNGEN

Allianz für besseres Trinkwasser

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    Modellprojekt Werntal: Landwirte und Wasserversorger ziehen Bilanz. Unser Bild zeigt vor einem Brunnen in Thüngen von links Hanskarl Baron von Thüngen, Klemens Albert, Alban Höfling und Rainer Schubert.
    Modellprojekt Werntal: Landwirte und Wasserversorger ziehen Bilanz. Unser Bild zeigt vor einem Brunnen in Thüngen von links Hanskarl Baron von Thüngen, Klemens Albert, Alban Höfling und Rainer Schubert. Foto: Foto: Klaus gimmler

    „Wasser ist Leben“, heißt es im Volksmund. Umso mehr gilt dies für das Trinkwasser. In den Brunnen im Werntal, die auch einen Großteil der Karlstadter Einwohner mit Wasser versorgen, war vor 13 Jahren die Nitratbelastung hoch. Mit dem „Modellprojekt Werntal“ ist es aber gelungen, diese deutlich zu senken. Mit dem Ergebnis zufrieden zeigen sich Vertreter von Landwirtschaft und Wasserversorger bei einem Pressetermin in Thüngen, auf dem Bilanz gezogen wurde.

    Der Brunnen Karlstadt I im Werntal steht beispielhaft für das Projekt. Im Jahr 2002 hatte der Nitratgehalt noch bei 50 Milligramm pro Liter gelegen – ein Wert, der besonders für Säuglinge als schädlich gilt. Daher ist dies auch der Grenzwert, der nicht überschritten werden darf. Jetzt – 13 Jahre später – pendelt die Nitratbelastung um die 40 Milligramm herum. Das Programm wirkt, sind sich die Bauernverbandsobmänner Hanskarl Freiherr von Thüngen und Alban Höfling, Wasserberater Rainer Schubert und der Werkleiter der Stadtwerke Karlstadt, Klemens Albert, einig.

    Große Durchlässigkeit

    Vor ihnen liegt eine Karte vom Wassereinzuggebiet der neun Brunnen zwischen Stetten und Arnstein. Die Äcker sind farbig markiert. Die roten Felder zeigen Böden mit schlechter Güte, die eine große Wasserdurchlässigkeit haben und auf denen die Auswaschung von Nitrat sehr groß ist, wenn zu viel gedüngt wird. Auf diesen Ackerflächen sollte ganz auf den Anbau verzichtet werden – dies jedenfalls ist das Interesse der Wasserversorger.

    Andere Felder haben andere Farben, die jeweils die Bodengüte anzeigen. Demnach gibt es Empfehlungen für die Bewirtschaftung – alle mit dem Ziel, dass möglichst wenig Nitrat ins Grundwasser ausgewaschen wird. Die am Modellprojekt teilnehmenden Landwirte verpflichten sich, diese Felder extensiv zu bewirtschaften. Das bedeutet, sie bauen dort keine Intensivfrüchte wie Brotweizen an, die viel Dünger brauchen. Stattdessen wachsen dort Dinkel oder Sonnenblumen.

    Langsam zum Erfolg

    Der Erfolg stellt sich langsam ein. Es ist gelungen, den Nitratgehalt des Trinkwassers in den Brunnen zu senken. Es gab aber auch Rückschläge, wie Wasserberater Rainer Schubert erklärte, der die Landwirte seit Beginn des Projekts betreute. Im Jahr 2007 lief das Programm zur Flächenstilllegung aus, mit dem die Agrarüberproduktion europaweit begrenzt werden sollte. Die Folge war, das wieder vermehrt auf schlechteren Böden Ackerbau betrieben wurde. „Dies führte gleich zu einem Anstieg der Nitratbelastung“, so Schubert. Nach 2011 hat sich der Nitratgehalt im Trinkwasser aber auf um die 40 Milligramm pro Liter stabilisiert (siehe Grafik).

    Gelobt wurde das Pilotprojekt auch von den Vertretern der Landwirtschaft, Hanskarl Freiherr von Thüngen und Alban Höfling, die Bauernobmänner von Thüngen und Stetten. „Das Programm wurde uns nicht vorgeschrieben“, sagt von Thüngen.

    Die Teilnahme sei freiwillig. Dadurch sei ein Großteil der anfänglichen Skepsis überwunden worden. Dankbar ist er auch, weil sich die Landwirte mit ihren Wünschen hätten einbringen können.

    Ausgleichszahlung

    Für ihren Mehraufwand beziehungsweise ihren Minderertrag erhalten die Landwirte eine Ausgleichszahlung. Laut Stadtwerkchef Albert sind dies cirka 130 000 Euro jährlich, die so an die Landwirte fließen. „Reich werden wir davon nicht“, meint von Thüngen. Es ginge „plus-minus-Null“ auf. Den größten Teil – nämlich 80 Prozent – der Kosten übernehmen die Stadt und die Stadtwerke Karlstadt, weil aus den Brunnen im Werntal auch der Großteil der Karlstadter Bevölkerung mit Trinkwasser versorgt wird. Dies erhöht laut Albert den Wasserpreis um 13 bis 15 Cent pro Kubikmeter. Die Stadt Arnstein und die Marktgemeinde Thüngen sind mit je zehn Prozent an den Kosten beteiligt.

    Albert geht davon aus, dass die Nitratbelastung noch weiter zurückgehen wird. Denn es dauert je nach Boden bis zu 30 Jahre, bis bei Überdüngung das Nitrat weitgehend ausgewaschen ist. Er hält einen Wert von 30 bis 35 Milligramm pro Liter für möglich.

    Ende Januar hatten sich im Sportheim in Heßlar etwa 70 Bewirtschafter mit Wasserversorgern und Experten der Landwirtschaftsverwaltung getroffen. Direktor Heiko Lukas vom Amt für Ernährung Landwirtschaft und Forsten Würzburg zog dabei ebenfalls Bilanz zum Modellprojekt Werntal. Für ihn ist das Projekt ein Beispiel, wie mit geringstem Aufwand der größtmögliche Wasserschutz erreicht werden kann.

    Modellprojekt Werntal

    Die erhöhte Nitratbelastung im Werntal kommt nicht aus der Viehhaltung, sondern aus dem Ackerbau. Schlechte Böden haben eine hohe Durchlässigkeit, zudem bewirken geringere Niederschläge zusammen mit hoher Verdunstung, dass auch geringe Mengen an ausgewaschenem Nitrat das Trinkwasser belasten, weil das Wasser zum Verdünnen fehlt. Mit Unterstützung der Landwirtschaftsverwaltung, des Bauernverbandes und der Regionalkampagne „Aktion Grundwasserschutz“ der Regierung von Unterfranken wurden auf den stark wechselnden Böden die Äcker ermittelt, die am stärksten durch Auswaschung gefährdet sind, und Extensivierungsmaßnahmen eingeführt.

    Von den 3164 Hektar auswaschungsgefährdeten Ackerflächen im Werntal sind über 1000 Hektar im Programm.

    Insgesamt entnehmen die Gemeinden Karlstadt, Thüngen und Arnstein aus neun Brunnen 840 000 Kubikmeter Wasser jährlich, wobei Karlstadt mit 700 000 Kubikmetern das meiste fördert. gi

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