Zwischen der Eußenheimer Straße und der Echterstraße in Karlstadt stehen heute Wohnhäuser. Einst gab es Pläne für ein Sportstadion an dieser Stelle. Der "Tor-Club Karlstadt" hatte dafür 1950 ein Baugesuch bei der Stadt eingereicht – gleich im Jahr nach seiner Gründung. Jedoch stieß er auch damit wie in einigen anderen Dingen in Karlstadt auf Widerstand.
Karl Außenhofer, eine der beiden Triebfedern des Clubs, begründete die Notwendigkeit eines zweiten Fußballvereins so: "Durch die vielen Heimatvertriebenen und Flüchtlinge bekam der FV großen Zulauf. Jedoch gab es in diesem Verein nur eine erste, eine zweite und eine Jugendmannschaft. Daraus ergab sich, dass nur die besten Spieler zum Einsatz kamen."
Ziel war die "Hebung der Volksgesundheit"
Am 16. Mai 1949 wurde der "Tor-Club" im Gasthaus "Oberes Tor" gegründet. Ziel war laut Satzung die "Hebung der Volksgesundheit und der Volkskraft" sowie "die geistige und sittliche Bildung seiner Mitglieder". Dazu sollten Trainingsstunden, Rasenspiele und Sportwettkämpfe ebenso dienen wie "gesellige Zusammenkünfte, Vorträge und Wanderungen".

"Politische Parteibestrebungen werden nicht geduldet", heißt es außerdem in der Satzung. Drei "politisch vollkommen unbelastete" Männer - an erster Stelle der damalige zweite Bürgermeister Konrad Biener - bestätigten, dass die Mitglieder "politisch vollkommen unbelastet" sind und dass der Verein "in keiner Weise militaristisch oder nationalsozialistisch ist". Die Lizenzierung am Landratsamt kostete 6 DM.
Streit mit dem Karlstadter Fußballverein
Bald gab es Differenzen zwischen dem 1920 gegründeten und damit alteingesessenen Karlstadter Fußballverein und dem jungen TC. Vorsitzender Jansen schilderte in der Karlstadter Zeitung: "Leider haben wir seit unserem Bestehen ständig gegen Schikanen anzukämpfen." So könne der "Tor-Club" seine Heimspiele nicht auf dem stadteigenen Karlstadter Sportplatz austragen. Jansen schlug vor, sich so abzuwechseln, dass der Platz sonntags reihum jedem der drei Vereine einmal gehören solle - dem FV, dem TC und dem 1884 gegründeten TSV.
Beim TC keimte der Traum eines neuen Stadions und er pachtete ein Gelände der Baumschule Müllerklein zwischen Eußenheimer Straße und einem Feldweg, offenbar der heutigen Echterstraße. Der Gambacher Architekt Walter Mailänder entwarf ein 2,3 Hektar großes Stadion. Und offenbar begannen die Mitglieder unter seiner Leitung tatsächlich schon mit der Arbeit. In der Karlstadter Zeitung hieß es: "Es wird gegraben und geschaufelt in jeder freien Minute und wenn nichts dazwischenkommt, wird der Platz noch dieses Jahr eingeweiht werden."

Eine Aschenbahn sollte den Fußballplatz umgeben. Rundherum sollte die Böschung als vielstufige Zuschauertribüne abgetreppt werden. Darüber hinaus war in der Mitte eine richtige 17 Meter breite Tribüne mit sechs Sitzreihen vorgesehen, dahinter Dusch- und Umkleideräume. Daran sollte später auf der einen Seite ein Clubhaus und auf der anderen eine Gastwirtschaft angebaut werden. Ein Übungsfeld für Ballspiele, aber auch für Speerwurf oder Hammerwerfen, eine Weitsprung- und eine Hochsprunganlage, ein Turnplatz, zwei Tennisplätze und eine Tennis-Übungswand waren vorgesehen.
In einer Sitzung des Bürgerkomitees jedoch kündigte Bürgermeister Christian Krapf an, die Stadt sei bereit, das Gelände zu kaufen, es Bauwilligen kostenlos zur Verfügung zu stellen und die Sportplatzsorgen des TC "anderweitig zu lösen".
Pläne für Stadion aufgegeben
Im November berichtete der Kreisbaumeister, die Regierung sei von dem Projekt "nicht entzückt". Vielmehr biete das Gelände eine ausgezeichnete Möglichkeit der Stadterweiterung. Nach dem Krieg war Karlstadt schlagartig von 3000 auf 5000 Einwohner angewachsen.

Im Frühjahr gab der "Tor-Club" seine Pläne für ein Stadion auf. Nach wie vor war das Platzproblem ungelöst. Als Alternative stellte die Stadt die "Ochsenwiese" beim Zementhafen zur Verfügung. Dort waren rund 1500 Kubikmeter Sand herausgebaggert worden. Einem Zeitungsbericht zufolge glich das Gelände einer Kraterlandschaft.
Mäßiger Erfolg in den Rundenspielen
Vor allem mit Abfall des Eisenwerks, so heißt es, sei die Fläche "kostenlos" aufgefüllt worden. Vermutlich handelte es sich um Gießerei-Altsand. Das Eisenwerk und die Stadtverwaltung halfen bei der Planierung. Weiter wurde berichtet: "Die Erdarbeiten bewältigen die Mitglieder in Tausenden von Arbeitsstunden."
Am 2. August 1953 weihte nach zweijähriger Bauzeit Pfarrer Paul Steinert den neuen Platz ein. Aus den Folgejahren finden sich im Vereinsarchiv nur noch Berichte von Weihnachtsfeiern, aus denen hervorgeht, dass der TC mit eher geringem Erfolg an den Rundenspielen teilnahm.
Als Karl Außenhofer 1956 in die neugegründete Bundeswehr eintrat, fehlte dem Verein das Zugpferd und "Mädchen für alles", als das er sich selbst einmal bezeichnete. Die letzten Einträge im Kassenbuch enden im Mai 1958. Das verbliebene Vereinsvermögen vermachte der Club der Turngemeinde. Und der 1953 eingeweihte Platz dient heute dem FV als Trainingsplatz.