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MARKTHEIDENFELD: Als Matthias Beltz zum C-Rohr griff

MARKTHEIDENFELD

Als Matthias Beltz zum C-Rohr griff

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    Die Stimmung war gut: Frankfurt begeisterte den Jura-Studenten Hubert Harth (links) an, der hier 1969 beim Äppelwoi in Sachsenhausen zu sehen ist.
    Die Stimmung war gut: Frankfurt begeisterte den Jura-Studenten Hubert Harth (links) an, der hier 1969 beim Äppelwoi in Sachsenhausen zu sehen ist. Foto: Foto: Martin Harth

    Die einst so radikalen studentischen Führer aus der SDS- und Sponti-Truppe von 1968 in Frankfurt hat Hubert Harth noch in bester Erinnerung. Er kennt einige noch heute, so den Europa-Politiker Daniel Cohn-Bendit oder den späteren Außenminister Joschka Fischer.

    Fischer begegnete ihm während der ersten rot-grünen hessischen Landesregierung als stellvertretender Ministerpräsident oft in Wiesbaden. Einmal riet er ihm nach einem verlorenen Spiel des deutschen Fußball-Nationalteams scherzhaft, den damaligen Bundestrainer Berti Vogts am besten doch gleich bei der Rückkehr auf dem Frankfurter Flughafen präventiv festnehmen zu lassen. Der Oberstaatsanwalt erinnert sich auch an Johnny Klinke, den jetzigen Prinzipal des Frankfurter Varieté-Theaters „Tigerpalast“, an Karl-Dietrich Wolff, heute ein angesehener Verleger (Stroemfeld-Verlag) sowie an dessen jüngeren Bruder, den renommierten Cellisten Frank Wolff.

    Eine besondere Erinnerung hat der Jurist an den leider schon 2002 verstorbenen Kabarettisten und damaligen Jura-Studenten Matthias Beltz. Hunderte von Jura-Studenten liebten in diesen Tagen eine Strafrechtsvorlesung eines Kölner Privatdozenten an der Frankfurter Uni wegen dessen lockerer rheinischen Art.

    Eines Tages flogen die Türen des Hörsaals auf und vermummte Gestalten, darunter erkennbar Matthias Beltz, trugen in einem Sarg die Juristerei symbolisch zu Grabe. Es ging das damals übliche Spielchen an. Eine Hälfte der Hörer schrie: „Aufhören, wir wollen die Vorlesung weiter hören!“ Die andere Hälfte wollte diskutieren. Im erregten Streit rief Beltz dem Dozenten hinter seinem Pult zu: „Du Arschloch, halt's Maul!“ Dieser reagierte aber ganz gelassen und sagte durchs Mikrophon: „Wenn Sie misch schon duzen, isch heiße Jünter!“ Damit brachte er die Lacher auf seine Seite, die Störer zogen frustriert ab.

    Wenige Tage später flogen in der gleichen Vorlesung wieder die Türen auf, dieses Mal allerdings auf der Bühne. Farbbeutel flogen durch die Luft und versauten alles, einschließlich der adretten Kleidung des Rheinländers und der dicken Gesetzbücher in den ersten Reihen der Studentenschaft.

    Schließlich nahm man unter den vermummt Agierenden unverkennbar Matthias Beltz aus, der einen Schlauch aus einem Wandhydranten riss und im Stile eines Feuerwehrkommandanten am C-Rohr mit „Wasser Marsch“ den sich verzweifelt an sein Pult klammernden Privatdozenten beinahe ins studentische Publikum spülte.

    Die Folgen? Die Studentenvertretung ASTA erstattete, wenn auch rechtlich nicht ganz unumstritten, den Hörern in den ersten Reihen die Kosten für die Reinigung ihrer Kleider und der Textbücher. Der Kölner Privatdozent aber trat künftig seine Reise nach Frankfurt sozusagen präventiv ganz leger in Jeans und Rollkragenpullover an.

    Autor Martin Harth ist Dritter Bürgermeister in Marktheidenfeld sowie der Bruder von Hubert Harth.

    Zur Person: Hubert Harth

    Als Sohn des gleichnamigen Architekten und Kommunalpolitikers kam Hubert Harth 1949 in Marktheidenfeld zur Welt. Nach seinem Abitur am Würzburger Siebold-Gymnasium ging er im Jahr 1968 nach Frankfurt und studierte dort Jura. Nach Examen und Referendariat arbeitete er ab 1977 als Staatsanwalt für Jugendsachen.

    Als Parlamentsreferent und Pressesprecher wechselte er 1982 nach Wiesbaden in das hessische Ministerium für Justiz unter Minister Herbert Günter und erlebte kurz darauf die erste rot-grüne Landesregierung unter Ministerpräsident Holger Börner und seinem Stellvertreter Joschka Fischer.

    Als Oberstaatsanwalt kehrte er 1987 nach Frankfurt zurück und wurde Leiter einer Jugendabteilung. Von 1990 bis 1993 war Harth Pressesprecher der Staatsanwaltschaft in Frankfurt. Danach wurde er stellvertretender Leiter der Behörde.

    Als Leitender Oberstaatsanwalt steht er seit 1994 an der Spitze einer der größten Staatsanwaltschaften in Deutschland. Seine Heimatstadt besucht der Jurist bis heute regelmäßig.

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