Die Marktheidenfelder Seniorenbeiratsvorsitzende Gertrud Fries hat am eigenen Leib erfahren, dass sie nicht mehr bei allen Verkehrsregeln auf dem neusten Stand ist: Bei einem Unfall vor dem Kaufhaus Lermann lernte sie, dass man vor einem Zebrastreifen keinen Radfahrer mehr überholen darf.
Fries ist sicher, dass es anderen älteren Autofahrern ähnlich geht. Hinzu kommt bei manchen die fehlende Fahrpraxis. Entweder saß jahrelang vor allem der Ehemann am Steuer, oder man fährt nur noch selten auf der Autobahn oder hat einige Jahre Zeit eine Fahrpause eingelegt.
Das sorgt für Unsicherheit bei den Betroffenen und dafür, bestimmte Fahrsituationen zu vermeiden oder das Auto ganz stehen zu lassen. Diesen Altersgenossen will der Seniorenbeirat Marktheidenfeld in Zusammenarbeit mit den drei örtlichen Fahrschulen Lanig, Speed und Völker helfen. Die Fahrschulen bieten den Senioren Nachschulungen in Theorie und Praxis an. Dabei, so betonen die Fahrlehrer Leo Lanig und Fatma Günal (Speed), würden die Fahrschulen auf die individuellen Bedürfnisse der Senioren eingehen. Ihrer Ansicht nach sollten ältere Autofahrer mindestens zwei Doppelstunden (180 Minuten) Theorie absolvieren.
Mögliche Inhalte könnten sein: partnerschaftliches Verhalten im Verkehr, Verkehrszeichen, Verhalten im Kreisverkehr, vorausschauendes Fahren und Neuerungen wie das Verhalten an Bushaltestellen, Einfädeln auf der Autobahn, Rechtsfahrgebot und Überholvorgänge auf mehreren Spuren. In der Praxis hätten viele Senioren Angst vor dem Großstadtverkehr – Beispiel: der mehrspurige Kreisel am Berliner Ring in Würzburg. Aber auch das richtige Verhalten an Zebrastreifen, Einparken und das Achten auf Fußgänger beim Abbiegen seien Situationen, die mit dem Fahrlehrer geübt werden könnten, ergänzt Christian Brand, Ansprechpartner in der Stadtverwaltung mit Blick auf den Verkehr in Marktheidenfeld. Für Senioren auch ein Thema: die Bedienung der vielen technischen Helfer im Auto: vom Navigationsgerät über den Parkpiloten bis zur Klimaanlage.
Vergünstigte Kurse
Weil die älteren Führerscheininhaber nur nachgeschult werden und somit der für Fahranfänger übliche Papierkram und die Verantwortung des Fahrlehrers entfällt, wollen die Fahrschulen die Kurse vergünstigt anbieten. Bei den Schulungen sind die Senioren zudem unter sich. Die Anmeldung bei den genannten Fahrschulen ist ab sofort möglich.
Schon vor Beginn hat das Beispiel Schule gemacht, erklärt Fries: Der Landkreis-Seniorenbeirat will die Aktion aufgreifen und selbst eine bayernweite Ausbreitung der Idee sei nach ersten Kontakten mit der Landesregierung denkbar.