"Ja, man muss ein bisschen verrückt sein", sagen Bettina und Oliver Scherbaum. 2010 hatten sie den Entschluss gefasst, ein denkmalgeschütztes Haus in der Ortsmitte von Zellingen zu renovieren. Das Haus aus dem 17. Jahrhundert war total heruntergekommen, eine Bauruine. In dem Haus hatten bis 2000 die Großeltern von Bettina Scherbaum gewohnt. Dann stand es zum Verkauf, aber niemand wollte es haben. "Und jetzt ist es unser kleines Paradies geworden", sagt Bettina Scherbaum stolz. Am Donnerstag wurde das Anwesen sogar mit dem Denkmalpreis des Bezirks Unterfranken ausgezeichnet, der mit 25 000 Euro zu den höchst dotierten in Deutschland zählt.

Es ist sehr gemütlich im Heim der Scherbaums, eine alte Treppe führt in den ersten Stock. Dort ist eine moderne Küche eingebaut, die mit dem Neubau verbunden ist, der auch eine große Terrasse hat. Auf dem Tisch im Wohnzimmer steht ein Computer. Auf diesem sind Bilder zu sehen, wie das Haus früher ausgesehen hat. Der Dachstuhl war kaputt, die Wände waren aufgeschlagen und die sanitären Einrichtungen aus den 60er Jahren. "Niemals", das sei die erste Reaktion von Oliver Scherbaum gewesen, als die Frage diskutiert wurde, ob sie das Haus der Großeltern renovieren wollen. Es war eine verlassene Altort-Ruine. Eine Vorstellung, wie sich das Haus umgestalten lässt, hätten sie beide nicht gehabt.
Kein Grundstück auf der "grünen Wiese"
Das war 2010. Damals suchten die beiden für ihre junge Familie – sie haben einen Sohn und eine Tochter – ein neues Zuhause. Da sie sich in Zellingen wohlfühlten, wollten sie auch in Zellingen bleiben. Gerne hätten sie auf der "grünen Wiese" gebaut, doch ein Grundstück konnte ihnen nicht geboten werden. Daher wuchs dann schließlich doch die Bereitschaft, sich an eine Renovierung des denkmalgeschützten Hauses heranzutrauen. Hilfe gab es vom Amt für Denkmalpflege, von der Marktgemeinde Zellingen und auch vom Landratsamt. "Jeder hat uns zugesprochen", so Oliver Scherbaum. Aber ausschlaggebend sei letztlich der Besuch einer Familie in Büchold gewesen. Auch diese hatte ein altes Haus saniert und hatte gute Hinweise gegeben.

Die Voruntersuchungen hatten ergeben, dass das Haus aus dem Jahr 1658 ist. Der mittelalterliche Kernbau wurde um 1854 zu einem sogenannten Torhaus erweitert. In den 1950/60 Jahren erfolgte eine wenig denkmalgerechte Überformung des Inneren, die mit der Sanierung wieder zurückgebaut wurde. Davon überzeugte sie der mit dem Umbau beauftragte Architekten Karl Gruber aus Karlstadt. "Mit ihm haben wir einen Partner gefunden, dem wir vertrauen konnten", so berichten die beiden.
Teure Handwerkerrechnungen
Die Instandsetzungsarbeiten begannen im Mai 2014. Dabei wurde großer Wert auf den Erhalt der Substanz gelegt. Probleme machten die stetig steigenden Handwerkerrechnungen, die den Finanzierungsplan gefährdeten. Für manche Arbeiten wie beispielsweise die Lehmputzarbeiten seien kaum Handwerker zu finden gewesen. Letztlich habe es aber mit Unterstützung der Denkmalpflege, der Städtebauförderung und des Landratsamt immer eine Lösung gegeben.

"Wir haben die Entscheidung nie bereut", sagt Bettina Scherbaum. "Für uns ist es ein Paradies geworden." Zudem schätzt sie die Lage innerorts und die damit verbundenen kurzen Wege beispielsweise zum Bäcker. Auch die Marktgemeinde Zellingen profitiert von der Sanierung. Das Haus war früher ein Schandfleck, jetzt ist es zu einem Schmuckstück geworden. Die Plakette vom Bezirk Unterfranken wollen sie bald am Haus anbringen.
Wer selbst den Gedanken trägt, ein denkmalgeschütztes Haus zu sanieren, kann sich gerne an Bettina und Oliver Scherbaum wenden. Sie sind per E-Mail unter oscherbaum@hotmail.com zu erreichen.