Bereits bei den Plänen der „Heil- und Pflegeanstalt“ – das heutige Bezirkskrankenhaus in Lohr – 1910 wurde seelsorgerische Betreuung einbezogen, deshalb wurde eine Kirche zentral auf dem Gelände errichtet. 1912 erbaut von Architekt Fritz Gablonsky, mit Dachreiter und Turmuhr ausgestattet, wurde die Kirche der heiligen Elisabeth geweiht.
Außergewöhnlich war, dass die Kirche der katholischen und der evangelischen Konfession zur Verfügung stand, denn sie enthielt zwei Sakristeien, links und rechts vor dem Chor. Mit dem ersten katholischen Pfarrer, Dr. Max Denner, wurde im November 1913 eine „Lokalkaplanei“ innerhalb der Stadtpfarrei St. Michael Lohr errichtet und staatlich genehmigt. Dem Krankenhausseelsorger oblag sowohl die seelsorgliche Betreuung der im Krankenhaus befindlichen Patienten als auch die seelsorgliche Betreuung der Ärzte, des Pflegepersonals und der sonstigen Angestellten.
Von 1940 bis 1972 wirkten zusätzlich die Erlöserschwestern am Sommerberg. Nach der Auflösung des Josefshauses in Gemünden, wurden die Schwestern mit den zu betreuenden Kindern im Bezirkskrankenhaus bis zur Eröffnung des St.-Josefs-Stiftes in Eisingen untergebracht.
Begegnung auf Augenhöhe
Bis 1998 wurden insgesamt acht katholische Priester für die Seelsorge im Bezirkskrankenhaus Lohr berufen. Aufgrund des Priestermangels sind seit 1998 pastorale Mitarbeiter der Diözese Würzburg, teils mit Zusatzqualifikationen für Psychiatrieseelsorge oder geistlicher Begleitung, eingesetzt. Die evangelische Seelsorge im Krankenhaus übernahmen bereits in den Anfängen die Pfarrer und Dekane der evangelischen Auferstehungskirche in Lohr. So wie sich die „Heil- und Pflegeanstalt“ zu einem modernen Krankenhaus für Psychiatrie, Psychotherapie und psychosomatische Medizin entwickelt hat, so hat sich auch das Verständnis von Krankenhausseelsorge gewandelt. Während früher die Patienten seelsorglich „versorgt“ wurden, geht es heute darum, den Menschen auf Augenhöhe zu begegnen. In jedem Menschen liegen spirituelle Ressourcen, die entdeckt und gefördert werden wollen.
Waren die Seelsorger der beiden Kirchen früher jeweils unabhängig voneinander tätig, so hat sich das in den letzten Jahren gewandelt. In ökumenischer Zusammenarbeit haben die Mitarbeiter des Seelsorgeteams den Menschen unabhängig von seiner Konfession im Blick, bieten Begleitung für die Zeit des Klinikaufenthaltes an und sind offen für das Gespräch.
Das Seelsorgeteam ist für Patienten, Bewohner der Heime, Angehörige wie für das Personal ansprechbar. Sie verstehen sich als Teil des multiprofessionellen Angebotes im Bezirkskrankenhaus Lohr. Seelsorge geschieht in Einzelgesprächen, in Gruppenangeboten, in Gottesdiensten in der Elisabeth-Kirche und in gottesdienstlichen Feiern auf den Stationen. Dabei können unterstützende, klärende, ermutigende und sinnstiftende Begegnungen geschehen.
Neben den „traditionellen“ Aufgaben legt zeitgemäße Klinikseelsorge Wert darauf, mit suchenden, fragenden und anders denkenden Menschen in Dialog zu treten und ihnen vielfältige Formen des spirituellen Lebens anzubieten, wie Entspannung, Meditation und anderes. Ehrenamtliche unterstützen das ökumenische Seelsorgeteam: Kontaktgruppen besuchen Patienten und Bewohner, andere arbeiten in den Gottesdiensten als Küster, Ministranten, Lektoren und Kommunionspender.
Freude und Dankbarkeit
100 Jahre Krankenhausseelsorge am Sommerberg in Lohr, das wird mit einem Festakt am 17. November gefeiert. Dabei soll der Fachvortrag von Professor Doris Nauer (Vallendar) „Psychiatrieseelsorge im 21. Jahrhundert? – Notwendig und unverzichtbar!“ den Blick auch nach vorne richten. Zum Jubiläum lädt das Seelsorgeteam am Montag, 17. November, 17 Uhr, zum ökumenischen Gottesdienst in die Elisabeth-Kirche auch die Bevölkerung ein.