Im heißen Ringen um des Vaterlandes Bestand und des Deutschen Volkes Ehre und Ruhm haben mitgekämpft im Heerbann unseres Landesfürsten unter des Kaisers und des Reiches Fahnen im großen Krieg 1914/1918“, heißt es im Ehrenbuch der Soldaten. Im Ersten Weltkrieg kämpften „für Kaiser und Vaterland“ auch drei jüdische Karbacher: Salomon Berney als Infanterist in einer Wirtschaftstruppe, der Viehhändler Julius Guttmann als Armierungssoldat und Elias Berney.
Insgesamt waren 137 Einwohner des Marktes Karbach zum Militär eingerückt. 43 von ihnen ließen ihr Leben, darunter der Flugzeugführer Andreas Herold, der am 1. Juni 1918 im Luftkampf gegen an Zahl überlegene Feinde als Mitglied einer Bayerischen Jagdstaffel fiel.
Angeregt von Recherchen des Marktheidenfelder Hobbyhistorikers Armin Hospes über das 1. Jägerbataillon Aschaffenburg suchte der Autor in Unterlagen dort sowie in jenen des 3. Jägerbataillons Karbacher Soldaten. Er fand Hinweise auf Urban Schubert und Leonhard Schubert, Roman Bauer (alle Bay. 2. Jägerbataillon), Eduard Stegerwald (1. Ersatzjägerbataillon), Vizefeldwebel und den Lehrer Ludwig Müller (1. Jägerbataillon).
Leonhard Schubert, ein Bruder von Robert Schubert, Landwirt und Jäger, wohnte im Gässchen, Hausnummer 63 (altes Hausnummernverzeichnis) und fiel am 5. August 1915 in Tirol. Er wurde zunächst als vermisst gemeldet. Fünfeinhalb Monate später erhielten die Braut und Angehörigen einen Karten-Brief des Jägers Heinz Niebaum, 10. ReserveJägerbataillon, eines Kameraden von Leonhard Schubert. Sein Feldwebel schrieb:
•
„Werter Herr Schubert: Mache Ihnen hierdurch die Mitteilung, daß Ihr Sohn Leonhard, seit dem Gefechtstag 4./5. VIII. 1915, vermißt ist. Nachforschungen über seinen Verbleib waren ergebnislos. Sobald wir näheres über seinen Verbleib zu Ohren bekommen, lasse ich Ihnen sofort Nachricht zugehen. Ergebenst: Strunz, Feldwebel, Deutsches Alpenkorps, Jägerbrigade No. 1; Jägerregiment No.1; 2. Jägerbataillon; 1. Kompagnie.“
•
Von Serbien schreibt am 10. Januar 1916, also fünfeinhalb Monate später, der Jäger Heinz Niebaum, beim 10. Jägerbataillon (Reserve); 2. Kompagnie; Alpenkorps, an die Braut von Leonhard (aus Karbach), er sende hiemit zwei „Photographieen“, nämlich das Bild des Leonhard Schubert und eines seiner Braut. Er habe das Bild bei einem gefallenen, italienischen Professor gefunden. Am Rande der Brieftasche, worin die Bilder staken, und am Rande der Bilder sehe man eine Stelle, die von einem Granatsplitter zerfetzt ist, der den Italiener wahrscheinlich tötete.
•
„Ich fand das Bild am 25. September auf dem Col di Lana – wo der genannte Italiener gefallen ist. Das 2. Bayerische Jägerbataillon wurde von uns abgelöst und ich weiß nicht, ob ihr Bräutigam noch lebt; meiner Ansicht nach ist er aber gefallen, denn wie währe der Italiener sonst an seine Brieftasche gekommen? Ich habe mir erlaubt, diese beiden Bilder als Andenken mitzunehmen, bin aber mittlerweile zu dem Bewußtsein gekommen, daß ich Ihnen diese Mitteilung machen muß. Es sind nun leider schon Monate hin, daß ich den Col die Lana verlassen habe und weile Augenblicklich in Serbien, in der Nähe von Üskyb. Ihr ergebener Heinz Niebaum. Hoffentlich nimmt es bald ein Ende. Jäger Heinz Niebaum, 10. Reserve-Jägerbataillon. II. Kompagnie, Alpenkorps.“
•
Dass der Mai aber auch in schwersten Kriegszeiten und vor allem der damit verbundene Glaube an die Maienkönigin und Gottesmutter vielen Soldaten und Kriegsteilnehmern Hilfe und Stütze war, zeigt ein Foto, das die Familie Erna und Wendelin Schubert zur Verfügung stellte. Richard Schubertrügmer, geboren am 31. Dezember 1891 in Karbach, in der Zerngasse 206, zuletzt wohnhaft in Lohr, hier auch gestorben, hat es aus dem Ersten Weltkrieg nach Hause geschickt. Es zeigt einen schlichten Mai-Altar in einem Schützengraben in Charkow.
Richard Schubertrügmer war ein Bruder von Friedrich (Fritz), geboren am 11. April 1895, späterer Wirt des Bräustüberls in Marktheidenfeld, sowie von Franz, geboren am 3. Oktober 1893, dessen Frau Jahrzehntelang die Milchsammelstelle im Ort betrieb und Bernhard, geboren 19. März 1909.