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"Angst vor dem Tod hatte ich nie"

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"Angst vor dem Tod hatte ich nie"

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    Er ist von dem Unfall in Peru gezeichnet, hadert aber nicht mit seinem
Schicksal: Pfarrer i. R. Klaus-Dieter Eichner.
    Er ist von dem Unfall in Peru gezeichnet, hadert aber nicht mit seinem Schicksal: Pfarrer i. R. Klaus-Dieter Eichner. Foto: FOTO NILS GRAEFE

    Klaus-Dieter Eichner ist von dem Unfall gezeichnet. Im Gesicht mussten die Ärzte in Würzburg ihm wegen einer klaffenden Fleischwunde einen Teil der Haut ersetzen. Sie transplantierten Gewebe von einem seiner Unterarme. Noch immer kuriert er mehrere Rippenbrüche, eine gestauchte Lunge und viele Schürf- und Schnittwunden aus. Insgesamt zählten die Ärzte 18 Verletzungen.

    Seiner Frau Emmi erging es den Umständen entsprechend besser. Sobald sie das Bewusstsein wieder erlangte, kümmerte sie sich hingebungsvoll um ihren Mann.

    Das evangelische Pfarrersehepaar aus Uettingen kann sich wegen eines Hirntraumas nicht an den Hergang des Unfalls erinnern. Laut Erzählungen kam der Bus wegen einer großen Öllache ins Schleudern. "Der Fahrer hatte die Wahl in die Schlucht hinunter gegen zu lenken oder den Bus an die Felswand zu setzen. Er entschied sich Gott sei Dank für Letzteres", sagt Eichner heute.

    Der Ersatzfahrer hinten im Bus erlitt Beinbrüche. Der Fahrer und der Reiseführer vorne im Bus wurden kaum verletzt. Auch sie packten an und halfen, wo sie konnten. Der Reiseführer kümmerte sich sofort um die Verletzten. Er hielt Autos an, organisierte für sie den Transport ins nächste kleine Krankenhaus.

    Gequetschte Lunge

    "Dort konnte man mir aber nicht helfen, ich hatte eine gequetschte Lunge und verlor immer mehr Blut. Deshalb organisierte er für mich und meine Frau den Weitertransport in die Hauptstadt Lima", erzählt Eichner. Der Deutsche weilte seit dem Unfall in einem Dämmerzustand, mehr tot als lebendig.

    Am Folgetag, den 14. April, erreichten sie Lima. Im dortigen internationalen Hospital Angloamerican nahm sich ein ganzes Team aus Ärzten und Pflegern, darunter war auch eine deutsche Medizinerin, der Eichners an. "Das ist auch ein Grund, warum wir nicht mit unserem Schicksal hadern. Es geschahen viele Wunder. Wir erlebten so viel Menschlichkeit und Hilfsbereitschaft", sagt Klaus-Dieter Eichner.

    Doch auch noch in Lima blieb Eichners Gesundheitszustand kritisch - zumal der Pfarrer i. R. bereits vor Antritt der Reise Herzprobleme hatte und mit mehreren By-Pässen lebte. In Lima musste er die ganze Zeit über künstlich beatmet und ernährt werden. Ein Lungenflügel Eichners fiel zeitweise komplett aus. Die Ärzte legten Dränagen. Zudem hielten sie die klaffende Wunde im Gesicht offen, damit sie später in Deutschland fachmännisch mit transplantierter Haut geschlossen werden konnte.

    Erst eine Woche später erklärten die Mediziner Eichners Zustand als stabil genug, um ihn zurück nach Deutschland ausfliegen zu lassen. Am 22. April ging es mit einer Cessna zunächst nach Mexiko, mit Zwischenlandungen in Ecuador und Costa Rica. Auf dem Flughafen in Lima können keine großen Maschinen mit Raum für Krankentransporte landen.

    "Die Flugreise war eine Tortur", erinnert sich Eichner. Doch er überstand auch sie. Von Frankfurt ging es mit dem Hubschrauber in das neue chirurgische Zentrum der Uniklinik in Würzburg. Die Ärzte dort flickten ihn wieder zusammen.

    ADAC schickte Arzt nach Peru

    Seither habe er viele Wunder erlebt, sagt Pfarrer Eichner. Eines sei zum Beispiel auch, dass der Träger seiner Auslandsunfallversicherung, der ADAC, alle Kosten anstandslos übernommen habe. Das waren über 120 000 Euro. "Das hätten wir uns nie und nimmer leisten können." Der ADAC schickte auch einen Arzt nach Peru, der den Flugtransfer begleitete.

    "Was habe ich aus all diesen Erfahrungen gelernt?", fragt sich Pfarrer Klaus-Dieter Eichner. "Ich habe noch einmal das Leben geschenkt bekommen - es hat Tage gegeben, an denen ich nicht wusste, ob ich den Abend überleben werde." In den Stunden der Krise habe er erfahren dürfen, dass ihn eine "große Ruhe" trage. "Angst vor dem Tod hatte ich nie." Er dankt Gott für "dieses Geschenk" und allen Menschen, die ihm seither so sorgenvoll und hilfsbereit begegnet sind.

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