Ohne Alfred Dill gäbe es die spezielle Route wohl nicht. Die Erweiterung des Naturschutzgebietes Grainberg-Kalbenstein und Saupurzel von 90 auf 302 Hektar hätte das Aus für die Biker bedeuten können. "Die Naturschutzbehörden wollten die Mountainbiker draußen haben", erklärt Dill. Nach neuem Recht ist das möglich; es untersagt das Radfahren in Naturschutzgebieten grundsätzlich.
Als Alfred Dill und mit seinem Freund Manfred Kleinwechter von der Karlstadter Ortsgruppe des Bundes Naturschutz davon Wind bekamen, sannen sie auf Abhilfe. Zusammen mit der Stadt Karlstadt arbeiteten sie eine Route für die Biker aus, doch der erste Vorschlag wurde vom Landratsamt (untere Naturschutzbehörde) und Regierung (obere Naturschutzbehörde) abgelehnt. Der jetzige Weg ist das Ergebnis unzähliger Änderungen. Offiziell eröffnet ist er noch nicht, einige Schilder fehlen noch. Deshalb soll er auch noch nicht befahren werden.
"Es war nötig, den Bikern einen Weg anzubieten", erklärte Bürgermeister Karl-Heinz Keller auf Anfrage der MAIN-POST. Leider seien viele unvernünftig gewesen und bei jeder Witterung gefahren. Mit dem Weg in schöner Landschaft lasse sich auch touristisch werben. Zusätzlich sei etwas für Nordic Walker geplant.
"Die Interessen der Ausflügler, Mountainbiker, Kletterer und Hobbyflieger waren mit dem Erhalt des wertvollen Naturschutzgebiets in Einklang zu bringen, was auch Besucher lenkende Maßnahmen erforderlich macht", schrieb die Regierung von Unterfranken zur Schutzgebietsneuausweisung vom 25. Oktober 2005.
Für die Mountainbiker bedeutet das am Saupurzel, dass es keinen attraktiven Weg vom Festplatz zum Segelflugplatz gibt. Die MTB-Route führt den Weg am "Mäuerle" hinunter, durch das Wohngebiet "Berliner Ring" und den neuen Radweg nahe der Eußenheimer Straße - er ist inzwischen in Bau - wieder hoch. Laut Alfred Dill ging der Segelflugplatz vor: Dürfte man auf den Einheimischen bekannten Wegen fahren, irgendwo müsste man immer die Start- und Landebahn kreuzen.
Am Segelflugplatz angekommen heißt es, die Eußenheimer Straße zu überqueren und auf den Weg vorbei am ehemaligen Sonnwendfeuerplatz unterhalb des Rehnützbergs zu wechseln. Der zaubert mit seinem Schotter und teils ausgespülten Wasserläufen so manchem Mountainbiker ein Lächeln ins Gesicht. Aber nicht lange oberhalb des alten Steinbruchs heißt es, auf einem Wiesenweg an Hecken unterhalb der Weinberge entlang zu fahren. Der einst beliebte Trampelpfad am Zaun des Steinbruchs entlang - Mountainbiker sprechen von "Single Trail" - ist tabu. "Naturschutzgebiet, kein Radweg" steht auf roten Schildern. Grüne Pfeile weisen den amtlichen Weg. Abweichen kann Teuer werden. Ertappten drohen kostenpflichtige Verwarnungen über 35 Euro.
Oberhalb des Hammersteigs ist die Welt für die Biker dann wieder in Ordnung. "Passt beim Umfahren der Schranke auf", sagt Alfred Dill. Diesen Teil des Weges teilen sich Wanderer und Radler, sein leichter Ausbau durch die Stadt Karlstadt sorgte vor gut 15 Jahren für Wirbel. Fahrerisch anspruchsvoll ist dieser Teil nicht, dafür öffnet sich jetzt der Blick ins Maintal und auf die Karlburger Flur.
An der Tafel "Die Karlstadt Trockengebiete" lässt Alfred Dill die Teilnehmer anhalten. Als Naturschutzführer erklärt er seltene Pflanzen wie den Wiesensalbei.
Die Mountainbike-Route führt noch ein Stück leicht bergab, nach einem Linksschwenk geht's wieder hoch. Wer hier nicht rechtzeitig schaltet, steigt ab. Noch einmal kann man den Panoramablick genießen, dann trennen sich die Wege von Wanderern und Mountainbikern. Für letztere ist die Hangkante tabu. Von dieser Forderung rückten die Naturschutzbehörden nicht ab.
Statt Schotter heißt es nun "Wiesenweg", das steilste Stück des Weges steht bevor. Nur wer es kennt oder geübt ist, wird es auf dem Rad bezwingen.
Oben angekommen erklärt Alfred Dill, dass die Hangkante auch weiter tabu ist. Im Bereich Rosenholz führt der Weg am Waldrand entlang. Am eigentlichen Aussichtspunkt Edelweiß führt die Route gar nicht vorbei, wer dorthin will, muss sein Rad rund 300 Meter zum Hang schieben. Die Teilnehmer tun das teils kopfschüttelnd. Unterwegs erklärt Alfred Dill einiges zur einstigen Niederwaldnutzung, zu Orchideen und zum Diptam, der an heißen Tagen einen Duft nach Zitronenmelisse verströmt, aber auch zu Hautreizungen führen kann (und unter Naturschutz steht).
Die MTB-Route endet nicht am Edelweiß (oder davor). Über Fahrspuren in hohem Gras und einen Waldweg kann man nach ihrer Eröffnung weiter nach Gambach oder Gössenheim fahren. Bei der Führung ist dort der Wendepunkt erreicht, über Schotter- und Asphaltstraßen geht es zurück nach Karlstadt.