Der Bezirk Unterfranken sorgt für dringend benötigten Pflegenachwuchs: Seine Berufsfachschule für Pflege am Bezirkskrankenhaus Lohr (Lkr. main-Spessart) hat am nun 17 frisch examinierten Nachwuchskräften die Zeugnisse überreicht. Es war der zweite Kurs der neuen generalistischen Pflegeausbildung. Alle Absolventen wollen in Einrichtungen des Bezirks bleiben.
Schulleiter Sebastian Born zitierte den früheren Bundeskanzler Helmut Schmidt, Charakter zeige sich in der Krise. Diesen hätten die Absolventen während ihrer dreijährigen Ausbildung mit Corona-Pandemie und krankheitsbedingtem plötzlichen Lehrerwechsel gezeigt. Sie hätten eine "Ausbildung unter erschwerten Bedingungen erfolgreich abgeschlossen".
Krisen sind nach Borns Worten auch Chancen für Veränderungen. Die Pflege brauche Veränderungen, wie man an Stichworten wie Bezahlung, Arbeitszeiten und Rahmenbedingungen sehe. In Krisen entstünden Gestaltungsspielräume, die man nutzen könne.
Hohe Ansprüche
Die Absolventen tragen laut Born ab dem Dienstantritt am 1. September den offiziellen Titel Pflegefachfrau oder -mann. Dieser Titel sei eine Qualitätsauszeichnung und gleichzeitig eine Verpflichtung. Die Pflege stelle in fachlicher und menschlicher Hinsicht hohe Ansprüche.
Autos könne man immer schneller bauen, aber man könne nicht Menschen immer schneller pflegen, so Born. Die Absolventen hätten einen schönen und sinnstiftenden Beruf ergriffen. Dabei dürften sie aber nicht stehen bleiben, denn die Halbwertszeit pflegerischen Wissens betrage etwa fünf Jahre. Nötig sei lebenslanges Lernen.
Prüfungsvorsitzender Stephan Roth sprach von einem "tollen Ergebnis". Alle, die zur Prüfung angetreten seien, hätten bestanden. Das sei nur möglich gewesen, weil bei der Ausbildung viele mitgewirkt hätten. Den Absolventen wünschte er, einen Platz zu finden, wo sie sich bei der Ausübung ihres Berufs wohlfühlten.
Die Absolventen hätten Leistungsfähigkeit und Durchhaltevermögen bewiesen, sagte der stellvertretende Bezirkstagspräsident Thomas Schiebel. Der Bezirk trage die Berufsfachschule und wolle die Einrichtung möglichst lange auf einem hohen Niveau halten, um eigene Fachkräfte auszubilden.
Diese machen nach Schiebels Worten mehr als nur einen Job, denn Pflege sei mit einem hohen emotionalen Anteil verbunden. Die Absolventen müssten deshalb einen Weg zwischen Zugewandtheit und Distanz finden. Dazu hätten sie die Kraft, aus großer Kraft wachse große Verantwortung.
Verlässlicher Partner
Alle Absolventen arbeiten nach Angaben von Jürgen Oswald, dem Geschäftsleiter der Krankenhäuser und Heime des Bezirks, in Einrichtungen des Bezirks weiter. Das sei ein Zeichen, dass der Bezirk ein seriöser, verlässlicher Partner sei. Die Absolventen würden "ganz, ganz dringend gebraucht". Angesichts des Umbruchs im Gesundheitswesen müsse man gemeinsam moderne, attraktive Arbeitsplätze schaffen.
"Ich bin so stolz auf euch", sagte der stellvertretende ärztliche Direktor Holger Münzel. Die Absolventen hätten sich mit viel Lernstoff und vielen neuen Vorschriften in der generalistischen Ausbildung beschäftigen müssen. Ihre Ausbildung auf den Stationen habe dort frischen Wind hineingebracht, der die Teams belebt habe.
Der stellvertretende Pflegedirektor Benjamin Spahn lobte die Bereitschaft des Bezirks, weiterhin zwei Berufsfachschulen für Pflege in Lohr und Werneck zu betreiben. Auch wenn die Akquise von Lehrkräften und Auszubildenden schwierig sei, sei es in Lohr gelungen, um den neuen Schulleiter Sebastian Born ein junges, engagiertes Lehrerteam aufzubauen. Alle Plätze für den im September startenden neuen Kurs seien belegt.
"Die Kollegen erwarten sie sehnlichst", kündigte Personalratsvorsitzender Michael Rahn den Absolventen an. Das Lernen gehe jetzt erst richtig los, wie er aus eigener Erfahrung sagen könne. Die Absolventen sollten für berufsgruppenübergreifendes Arbeiten offen sein, damit sich ein Wirgefühl entwickle.
Gut gerüstet
Für die Absolventen blickten Antonia Berwindt und Amelie Schmidt auf die drei Jahre Ausbildung zurück. Sie charakterisierten die einzelnen Lehrkräfte und ihre Eigenarten. Gut gerüstet können sie nach eigenen Worten in einen neuen Lebensabschnitt starten. Für den musikalischen Rahmen der Feier sorgte Werner Hartmann, der Leiter der Heime am Sommerberg, mit seiner Gitarre.