Dort, wo vor wenigen Monaten noch das Lagerhaus stand, sollen jetzt acht Wohnungen entstehen. Der Zellinger Bauausschuss stimmte dem Bauantrag der Firma Alexander Konrad für ein Mehrfamilienhaus mit acht Wohneinheiten in der Frühlingsstraße 5 in Retzbach zu.
Das erfolgte zwar vorbehaltlich einer positiven Stellungnahme des Altortsanierungsplaners, doch laut dem Bauherren basiert der Plan auf dessen Vorschlag. Aus dem Gebäude soll mittig ein Penthouse mit Pyramidendach herausragen. Ansonsten fügt sich das Vorhaben in die nähere Umgebung ein, alle Nachbarn haben den Plan unterschrieben. Es sind genügend Parkplätze geplant.
Öffentlicher Parkraum knapp
Dass für das von Anna und Michael Bullmann geplante Mehrfamilienhaus in der Rosenstraße 49 in Retzbach auf dem Grundstück rechnerisch zwei Parkplätze fehlen, war ein Grund für die Ablehnung durch den Ausschuss. Denn öffentlicher Parkraum ist in dem Gebiet schon jetzt knapp.
Das Bauamt der Verwaltungsgemeinschaft hielt das Gebäude trotz erheblicher Abweichungen vom Bebauungsplan für genehmigungsfähig, weil das direkte Nachbargebäude sehr ähnlich ist. Bauherr Michael Bullmann erklärte, nachdem das Landratsamt seinen vorherigen Bauantrag ablehnte, habe er den Architekten gewechselt. Das jetzt beantragte Mehrfamilienhaus sei ein gespiegelter „Zwilling“ mit dem Unterschied, dass sechs statt vier Wohneinheiten vorgesehen sind.
Dafür sind laut Stellplatzsatzung zehn Parkplätze nötig, nachgewiesen sind acht. Vier davon sind behindertengerecht drei Meter breit geplant. Bauherr Bullmann kündigte in der Sitzung an, die fehlenden zwei Stellplätze würden auf dem anderen Nachbargrundstück gebaut und im Grundbuch gesichert.
Diverse Abweichungen
Der eigentlich auf Einfamilienhäuser abgestimmte Bebauungsplan für das Gebiet „Rosenstraße“ lässt nur drei Wohnungen je Haus zu. Außerdem wird die talseitige Wandhöhe um 2,2 Meter und die Baugrenze zur Straße um vier Meter überschritten. Der geplante Carport grenzt direkt an die Straße. Talseitig würde das Haus mit drei Vollgeschossen in Erscheinung treten, Vorgabe sind maximal zwei Vollgeschosse.
Auch die Grundflächenzahl von 0,3 (30 Prozent der Grundstückfläche dürfen bebaut werden) wird mit 0,55 deutlich überschritten. Bis auf die Wohneinheiten und die daraus resultierende Zahl der Parkplätze ist das als Bezugsfall anzusehende Nachbargebäude ähnlich.
Die Meinungen gingen im Bauausschuss erheblich auseinander. „Ich begrüße es, dass hier viele kleine Wohnungen und eine große geplant sind“, sagte Philipp Kromczynski. Das sei ideal für junge Paare, die im Ort bleiben wollen. Gleichzeitig komme der geplante Aufzug älteren Leuten entgegen.
Es gibt bereits Interessenten
Bürgermeister Wieland Gsell schlug als Kompromiss eine Umplanung auf vier Wohnungen wie beim Nachbargebäude vor. Dann würden auch die Parkplätze reichen. Darauf antwortete der Bauherr, die Wohnungsgröße von 50 bis 55 Quadratmetern mit Balkon sei der Nachfrage von jungen Paaren und Singles angepasst, es gebe bereits Interessenten.
Er finde es zwar gut, wenn die Wohnungen gebaut werden, aber in diesem Fall werde fast keine Vorgabe des Bebauungsplans eingehalten, sagte Gsell. Der Bauherr wiederholte, dass wie beim Nachbarhaus geplant wurde, vom gleichen Architekten.
Stefan Wohlfart störte sich zwar auch an den Überschreitungen, kündigte aufgrund des Präzedenzfalls aber seine Zustimmung an. Er forderte, bei den neuen Baugebieten freieres Planen zu erlauben oder die Bebauungspläne durchzusetzen.
Die Abstimmung für die Erteilung des gemeindlichen Einvernehmens mit den nötigen Befreiungen endete mit einem Patt von vier zu vier Stimmen, damit war der Bauantrag abgelehnt.
Im Ortsteil Retzbach stimmte der Bauausschuss der Sanierung des Zweifamilienwohnhauses am Kugelberg 2 durch Michaela und Ulrich Nottka (Teilabbruch und Erhöhung des Dachgeschosses) und dem Abbruch und der Wiedererrichtung des Zweifamilienwohnhauses in der Kirchgasse 5 durch Peter Droll zu.
Abstandsflächen beachten
Da die Gemeinde Retzbach am 19. Januar 1970 die nötigen Abstandsflächen übernahm, kann der Markt Zellingen als ihr Rechtsnachfolger das Grundstück Kirchgasse 7 nicht wie angedacht bebauen.
Ein neues Zweifamilienhaus mit Garage und Carport möchten Florian und Verena Reith in der Kurt-Schumacher-Straße 1 in Retzbach bauen; der Ausschuss stimmte hier einstimmig zu.