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GRÄFENDORF: Auf der Suche nach den Forellenfischen: Elektrofischen in der Schondra

GRÄFENDORF

Auf der Suche nach den Forellenfischen: Elektrofischen in der Schondra

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    Fundstück: Christoph Meder präsentiert in seinem Kescher eine Elritze, einen kleinen, aber seltenen Fisch.
    Fundstück: Christoph Meder präsentiert in seinem Kescher eine Elritze, einen kleinen, aber seltenen Fisch. Foto: Fotos: Ferdinand Heilgenthal

    Die Schondra nimmt in Europa einen Spitzenplatz ein: Der Nebenfluss der Fränkischen Saale liegt ganz vorne, was die Qualität des Wassers und der dadurch bedingten Vielfalt an Bewohnern unter der Wasseroberfläche betrifft. Professor Jürgen Geist von der TU München-Freising bezeichnete in seiner Dissertation von 2005 die Schondra als den Fluss unter 20 vergleichbaren europäischen Flussperlmuschel-Gewässern mit der höchsten Biomasse, vor allem mit Bachforellen und Äschen.

    Ob sich in den vergangenen Jahren etwas an dieser Qualität geändert hat, wollte die Hegefischereigenossenschaft Schondra genau wissen und dokumentierte mithilfe der Elektrofischerei den Bestand. Bei dieser Fangmethode wird elektrischer Storm eingesetzt, die Tiere erleiden aber keinen Schaden und werden umgehend zurückgesetzt. Fischbestände können damit schnell und schonend, erfasst und untersucht werden. Die ersten Ergebnisse zeigen zwar gute Fischbestände, aber eine sinkende Tendenz.

    Vor einer Woche starteten Vorstandsmitglied Kurt Dietl und seine Helfer des Angelsportclubs Forelle Gräfendorf, ausgestattet mit Wathosen, den elektrotechnischen Utensilien und Keschern, mehrmals in Richtung des ehemaligen Papierwerks. Sie werden auch in den nächsten Wochen auf zwölf Flusskilometern nachsehen, was alles in der Schondra lebt. Dabei mussten die Experten auf eine Biberfamilie mit zwei Jungtieren Rücksicht nehmen und auf den brütenden Eisvogel, der sein Nest an einem Steilufer hat.

    Im kalten Fluss, dessen Wassertemperatur trotz Hochsommerhitze bei nur 13,6 Grad liegt, dauerte es nicht lange, bis routiniert die ersten Ansagen zu den in den Keschern gefundenen Wasserbewohnern kamen: „Koppe, Aal 50 Zentimeter, Aal 80 Zentimeter“. Es fanden sich aber nicht nur Aale, sondern vor allem kleine Wirtsfische, die für die Flussperlmuscheln sehr wichtig sind.

    Die Bachforellen, genauer ihre Kiemen, dienen als Kinderstube für die im Mittelalter sehr geschätzten Perlenproduzenten. Der dramatische Rückgang dieser in Unterfranken nur noch in der Schondra vorhandenen Muscheln hatte die Hegefischereigenossenschaft alarmiert. Vorsichtshalber wurden die einzeln erfassten und nummerierten Tiere in das Fischgut Seewiese in die Obhut von Wolfgang Thurn gebracht. Schuld an der Misere ist vermutlich die Verschlechterung der Wasserqualität, die das Wasserwirtschaftsamt Aschaffenburg anhand dreier aufeinanderfolgender Untersuchungen weiter überprüfen wird. Unter anderem wurden Spuren von Isoproturon, einem gesundheitsschädlichen, ökotoxischen Pflanzenschutzmittel, gefunden, eine für Algen und im Wasser lebende Tiere besonders giftige Substanz. Inzwischen habe die Regierung von Unterfranken eine Untersuchung in Auftrag gegeben, um weiträumig die Quellen schädlicher Einträge festzustellen.

    Dietl lobte im Gespräch ausdrücklich die Fachberatung Fischerei Unterfranken, die Landratsämter Main-Spessart und Bad Kissingen sowie die Regierung von Unterfranken, die schnell und unbürokratisch helfen. Er wünschte sich auch von der Gemeinde Gräfendorf mehr Interesse für diesen Verfall. Ein weiteres Problem stelle der Kormoran dar, der sich in den Wintermonaten an der Schondra einfinde und dort nur schwer zu bejagen sei.

    Für Dietl ist es immer noch ein Rätsel, weshalb die empfindlichen Muscheln und möglicherweise auch die Salmoniden (Lachs- oder auch Forellenfische) unter der Veränderung des Wassers leiden, aber die genauso sensiblen Koppen und Bachneunaugen wohl eher nicht. Der Befischung in Gräfendorf sollen weitere acht Aktionen folgen, die die Strecke bis Heiligkreuz umfassen. Der Fangbericht des ersten untersuchten Abschnitts bestätigt die verhältnismäßig geringe Zahl der Salmoniden, besonders der Äschen.

    Dass die Zahl so niedrig ist, könnte auch daran liegen, dass an den tieferen Stellen mehrere Hechte ihr Jagdrevier haben, und dass auch eine gut genährte, 60 Zentimeter lange Bachforelle dort heimisch ist. Erfreulich sei das Vorkommen von Koppen und Gründlingen. Insgesamt stehen in der Statistik für 700 Meter Flusslänge unter anderem 30 Aale, 35 Äschen, 85 Bachforellen, 61 Döbel, zwölf Koppen, drei Gründlinge, fünf Rutten und 57 Schmerlen.

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