Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Main-Spessart
Icon Pfeil nach unten
Marktheidenfeld
Icon Pfeil nach unten

BETTINGEN: Auf Du und Du mit Ernst Mosch

BETTINGEN

Auf Du und Du mit Ernst Mosch

    • |
    • |
    So kennt man sie aus den 70er Jahren: Ernst Mosch und seine Original Egerländer Musikanten. Der Tenorhornist Karl Kraft aus Bettingen (vordere Reihe Vierter von links) war Mitglied der berühmten Blaskapelle. Vorne Ernst Mosch mit Sängerin Barbara Rosen.
    So kennt man sie aus den 70er Jahren: Ernst Mosch und seine Original Egerländer Musikanten. Der Tenorhornist Karl Kraft aus Bettingen (vordere Reihe Vierter von links) war Mitglied der berühmten Blaskapelle. Vorne Ernst Mosch mit Sängerin Barbara Rosen. Foto: Foto: Archiv Karl Kraft

    Er kennt sie alle und saß ihnen in den 70er Jahren auf Augenhöhe gegenüber. Karl Kraft stand mit vielen deutschen Show-Größen auf der Bühne in der Zeit, als das Farbfernsehen gerade das Laufen gelernt hatte. Der Musiker aus Bettingen lernte zum Beispiel Hans-Joachim Kulenkampff („Einer wird gewinnen“), Vico Torriani („Der goldene Schuss“), Wim Thoelke („Der große Preis“) und Peter Frankenfeld kennen.

    In deren Sendungen Künstler war der Tenorhorn-Solist mit Ernst Mosch und seinen Original Egerländer Musikanten mit von der Partie. Die „Egerländer“ schrieben sich später den Eigentitel des „erfolgreichsten Blasorchesters der Welt“ auf ihre Visitenkarte.

    Dreieinhalb Jahrzehnte später sitzt Karl Kraft in seiner gemütlichen Bettinger Wohnstube unter fünf goldenen Schallplatten und erinnert sich an die „goldenen Siebziger“. Anfangs ein wenig zögerlich, dann mit vielen spontanen „Lichtblicken“, lässt der bescheidene Musiker seine „Egerländer Jahre“ Revue passieren.

    Karl Krafts große musikalische Liebe gehörte dem Tenorhorn. Das hatte offensichtlich auch Ernst Mosch überraschend schnell erkannt, als der Bettinger Solist zusammen mit anderen Kollegen 1966 für seinen Beitritt zu den „Egerländern“ mit einem Vorspiel im Studio Bauer in Ludwigsburg seine musikalische Visitenkarte abgeben musste. Mosch erkannte rasch, dass der junge Mann aus dem Dorf am Main zu ihm passte.

    Krafts erste Jahre bei Ernst Mosch deuteten bereits eine enge Bindung zu der Kapelle an, deren Schallplatte mit dem Titel „Musikantenliebe“ 250 000-mal gepresst und verkauft wurde und heute noch zu seinen „runden Schätzen“ gehört. Der Mann mit einer Menge Musik im Blut wurde bei den „Egerländern“ ein erfolgreicher Tenorhorn-Satzführer. Akribisch achtete er darauf, dass er zusammen mit seinen drei anderen Tenorhorn-Kollegen bei allen Titeln auch das allerletzte I-Tüpfelchen“ richtig setzte. „Ich habe da nichts durchgehen lassen“, äußert sich der sympathische Musikant noch heute über die mit instrumentaler Akribie produzierten Platten.

    Die berühmte „Löffel-Polka“

    Die „Egerländer“ bringen Titel heraus wie „Rauschende Birken“, die „Löffel-Polka“, „Mondschein an der Eger“ und die „Fuchsgraben-Polka“, die bei den Fans Begeisterungsstürme auslösten.

    Karl Kraft hatte sich ursprünglich beruflich anders orientiert. Er erlernte das Malerhandwerk und legte nach zehn Jahren die Gesellenprüfung ab. Seinen Maler-Jahren folgten, in übertragenem Sinne gesprochen, malerische Zeiten als anerkannter Tenorhorn-Spezialist. Ursprünglich hatte seine erste große Musikanten-Liebe dem Waldhorn gehört. Der, der ihm für dieses Instrument das Notenbüchlein aufblätterte, hieß Melchior Hartmann und war kein Geringerer als der Chef der legendären „Hartmänner“, die in den 60er Jahren im Raum Wertheim und im angrenzenden badisch-fränkischen Region den wohl klangvollsten Namen in der Blasmusik-Szene hatten.

    Später gehörte Kraft zu den Stützen der Kapelle Martl Felbinger, die ihn vier Gastspiel-Monate mit nach Montreal in Kanada nahm und auch bei der Marktheidenfelder Laurenzi-Messe für Stimmung sorgte. Der berühmte Cannstatter Wasen, das Münchner Oktoberfest und weitere große Zeltveranstaltungen zwischen der Nordsee und Berchtesgaden gehörten für Karl Kraft bis zur Aufnahme bei den „Egerländern“ zu einem „musikalischen Zwischenspiel“.

    Väterlich-respektvolles Verhältnis

    Karl Kraft duzte zwar seinen Chef Ernst Mosch, das Verhältnis zu ihm war „väterlich respektvoll“. So konnte er schon einmal für seine Musiker-Kollegen ein deutliches Wort einlegen. das anderswo aus dem Mund eines „Betriebsratsvorsitzenden“ gekommen wäre. Unter anderem erreichte er als gut gelittener Fürsprecher, dass bei bestimmten Veranstaltungen nicht nur für den Chef und seine allerengsten Begleiter, sondern auch für seine Musikerkollegen immer wieder eine Hotelübernachtung heraussprang.

    Karl Kraft war 1973 hautnah dabei, als Ernst Mosch bei einem Konzert im Zirkus Krone in München seine erste Platin-LP für zehn Millionen verkaufte Tonträger erhielt. Im selben Jahr gab es für die „Original Egerländer Musikanten“ eine ganze Menge zu tun – und zwar bei einer Tournee mit 110 Konzerten, 70 Festzeltauftritten und 430 000 Besuchern.

    1989 kündigte Kraft seinen Egerländer-Vertrag und schloss sich der abgespalteten Gruppe um den Posaunisten Elmar Wolf an. Später sah man ihn wieder bei German Hofmann und seinen Ochsenfurtern, für die Kapelle Ralf Schneebiegl und die „Original Schwarzwaldmusikanten“ produzierte er Studioaufnahmen und CDs mit.

    Viele druckreife Notengrafiken entstammen ebenfalls seiner Handschrift. Mosch-Nachfolger Ernst Hutter profitierte viel von Karl Krafts musikalischem Wissen. Immer wieder leistete er Kraft auch seinem Bruder Andreas musikalische Schützenhilfe, wenn dieser mit seiner Blaskapelle Anderl Kraft unterwegs war.

    Vor allem während seiner Mosch-Jahre kam Karl Kraft nicht um ein Leben aus dem Koffer herum. Seine Frau Anneliese war ihm während der unsteten Tournee-Jahre eine treue und stets hilfsbereite Partnerin. „Sonst wären wir nicht mehr zusammen“, sagt sie heute über das Reise-Leben ihres Mannes. Auf die „schönsten Wochen des Jahres“ wollten die Krafts trotz Musikanten-Stress nicht verzichten. Immer wiederkehrendes Urlaubsziel war Kaltern am See in Südtirol, zehn Jahre lang freute man sich dabei über ein eigenes Wohnwagen-Hotel.

    Heute fühlen sich die Krafts buchstäblich pudelwohl, wenn sie mit ihrem Pudel „Cookie“ die Natur um Bettingen erwandern und sich abends einen Südtiroler Tropfen Marke „Kalterer Edelvernatsch“ gönnen.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden