Ein bemerkenswertes Konzert mit Jürgen Werth erlebten über 200 Besucher im Kloster Triefenstein. Ursprünglich als Open-Air-Konzert im Innenhof des Klosters geplant, wurde es aufgrund der aktuellen Witterung in die Kirche verlegt.
Jürgen Werth, Jahrgang 1951, ist einem großen Publikum als Sprecher in der ARD vom "Wort zum Sonntag" bekannt. Der gelernte Journalist, geboren in Lüdenscheid, ist auch ein exzellenter Liedermacher, Schriftsteller und Erzählsänger. Er versteht es sehr anschaulich, mit Worten zu malen. Das Konzert stand unter dem Motto "Auf zu neuen Ufern", ebenso wie das dreitägige Seminar am Wochenende im Kloster. "Von der Kunst des Aufbrechens und Ankommens" handelte das Konzert und das Seminar. Ein Mutmach-Wochenende mit biblischen und biographischen Impulsen, bei dem Jürgen Werth mit seiner Gitarre humorvoll von eigenen Erfahrungen erzählte und so neue Horizonte öffnete.
Im Moment geht alles etwas bergab
"Ein kleiner Urlaub für die Seele", gleich bei diesem ersten Lied lud Jürgen Werth das Publikum zum Mitsingen ein. Überhaupt war bei diesem knapp zweistündigen Konzertabend Mitsingen oder auch Mitsummen erwünscht. Viele konnten ihn dabei finden, den "stillen Rastplatz für dein Herz", wie es im Liedtext weiter heißt.
Gedanken und Gefühle zum aktuellen Zustand der Welt: Krieg, Katastrophen und Umweltzerstörung. "Es ging uns doch so gut," stellte der Liedermacher fest, doch im Moment geht alles etwas bergab. Alles ist unübersichtlich geworden, doch die Botschaft von Jürgen Werth: "Gott gibt uns nicht auf!"
"Lieber Dietrich … Dein Jürgen", ist der Titel eines Buches von Jürgen Werth über einen Briefwechsel mit dem Theologen Dietrich Bonhoffer, dem Widerstandkämpfer, der kurz vor Ende des Krieges hingerichtet wurde. Der Schriftsteller zitierte aus seinem Werk und kam auf das wohl bekannteste Gedicht und Lied von Bonhoeffer: "Von guten Mächten wunderbar geborgen". Werth fragte: "Haben es die guten Mächte allzu gut mit uns gemeint?"
Heimat bleibt nur Heimat, wenn sie offene Türen hat
Der Wortmaler gefiel immer wieder mit Sprachpointen: "Vater gib mir Geduld, aber bitte sofort!" Mit einem Schmunzeln erklärte Jürgen Werth: "Ich finde es toll, dass Gott die Welt aushält." Der Liedermacher kam auf die Heimat zu sprechen, lud beim Refrain zum Mitsingen ein. Heimat prägt uns, Heimat bleibt aber nur Heimat, wenn sie offene Türen hat.
Der Liedermacher ging auf die Biographien von Jeanine Deckers, der singenden Nonne, und der Philosophin Edith Stein, der Brückenbauerin zwischen Christen und Juden, ein. Nachdenkliche Minuten im Gotteshaus, bewegend die Schicksale der beiden Ordensfrauen. "Zum Glück gibt es den Himmel," meinte der Schriftsteller.
Lachen durften die Konzertbesucher auch: Zwillinge unterhalten sich gut versorgt im Bauch der Mutter. Fragt der eine: "Gibt es ein Leben nach der Geburt?" Letztlich, so der Wortmaler, ist Gott das Ziel der Welt.
Eine Empfehlung für alle Besucher im Sinne Martin Luthers
"Christen sind Menschen der Versöhnung," betonte Jürgen Werth. Deutlich wurde dies insbesondere beim Refrain seines Liedes hierzu: "So ist Versöhnung, so muss der wahre Friede sein. So ist Versöhnung, so ist Vergeben und Verzeihn." Sehr sympathisch am Ende die Empfehlung für alle Konzertbesucherinnen und -besucher im Sinne von Martin Luther: "Pflanzen wir fröhlich weiter unsere Apfelbäumchen."
Viel Beifall gab es für Jürgen Werth, lange anhaltend. "Auf zu neuen Ufern" kam hervorragend an und ohne Zugaben ließen die Musikfreunde den Liedermacher nicht ziehen. Für den Heimweg gemacht das Lied "Komm gut an" und ganz zum Schluss "Atem des Lebens", ein Lobgesang von A bis Z.
Bruder Christian von Christusträgern bedankte sich bei Jürgen Werth für den schönen und tiefgründigen Abend. Es sei ermutigend, auf dem Weg weiter zu gehen. Abschließend lud er zum ökumenischen Gottesdienst am 23. Oktober um 19 Uhr in die Triefensteiner Klosterkirche ein.