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WEIBERSBRUNN: Aufräumen nach der Sturmwalze im Spessart

WEIBERSBRUNN

Aufräumen nach der Sturmwalze im Spessart

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    „Sowas hab ich noch nicht erlebt“, sagt Dieter Spatz. Er ist seit 34 Jahren Waldarbeiter im Spessart. In der Tat sind sich die im Nordostspessart tätigen Forstleute einig, dass das Gewitter vom Abend des 30. Mai der verheerendste Sommersturm war, der die Region seit Mitte der 1970er Jahre heimgesucht hatte.

    Auch knapp 14 Tage danach können sie das genaue Ausmaß der Schäden nur schätzen. Betroffen sind vor allem die Bereiche rund um Mespelbrunn und Weibersbrunn, aber auch der Stadtwald von Aschaffenburg. Mehrere Dutzend Hektar Wald und mehrere 10 000 Festmeter Holz liegen flach.

    Vor allem Buchen betroffen

    Besonders hart getroffen hat der Sturm den Staatswald im Revier Waldaschaff, welches zum Forstbetrieb Heigenbrücken gehört. Innerhalb weniger Minuten vielen dort während des Gewitters mehr Bäume um, als sonst in einem ganzen Jahr gefällt werden. Das Besondere dabei: Während sonst vor allem die weniger standfesten Fichten von Stürmen dahingerafft werden, hat es diesmal vor allem Buchen erwischt. Die belaubten Baumkronen seien durch den Starkregen sehr nass und daher besonders schwer gewesen, erklärt Walter Mergner, Leiter des Forstbetriebes Rothenbuch, weswegen der Sturm mit vielen Buchen leichtes Spiel hatte.

    Wie hoch letztlich der Schaden ist, kann noch niemand sagen. Insgesamt summieren sich die über alle Privat-, Kommunal- und Staatswald verteilten Windwurfflächen wohl auf etwa 50 Hektar. Der Verkauf des Holzes läuft bereits auf Hochtouren. Allerdings ist mit Preisabschlägen zu rechnen, da die Sägeindustrie Holz, das bereits im Saft stand, nicht so gerne kauft.

    Mehrere Wochen werden die Waldbesitzer und -arbeiter nun damit beschäftigt sein, zunächst die Wege frei zu räumen und danach die flächigen Sturmwürfe aufzuarbeiten. Weil das wegen der oftmals kreuz und quer liegenden Stämme ausgesprochen gefährlich ist, wird das Amt für Landwirtschaft und Forsten vor allem für Privatwaldbesitzer spezielle Schulungen zur Unfallverhütung anbieten.

    Wie Ludwig Albrecht, Leiter des Karlstadter Amtes für Landwirtschaft (ALF) sagte, sind bei Windwurfkatastrophen wie dieser „tödliche Unfälle fast vorprogrammiert“. Sein Amt werde jedoch „alles dafür tun, dass es nicht zu schweren Unfällen kommt“.

    Auch Waldbesucher wurden bei dem Pressetermin am Mittwochnachmittag zur Vorsicht aufgerufen und gleichzeitig um Verständnis gebeten. Wander- und Radwege könnten teilweise noch bis Mitte Juli durch umgestürzte Bäume blockiert sein. Überdies könnten durch den Sturm angeknackste oder nur teilweise umgeworfene Bäume auch jetzt noch umfallen, weswegen der Waldbesuch in den betreffenden Bereichen ein gewisses Risiko in sich berge.

    Wenn die umgestürzten Bäume aus dem Wald beseitigt sind, ist die Arbeit für die Forstleute noch nicht erledigt. Dann gilt es, auf den baumfreien Flächen neuen Wald zu begründen. Dabei setzt man im Staatswald vor allem auf die Eiche, da sie als besonders sturmresistent gilt. Insgesamt werden wohl rund 250 Zentner Eicheln ausgesät. Das Anlegen solcher Eichenkulturen ist mit rund 7 000 Euro je Hektar jedoch recht teuer.

    Naturschützer kritisieren Waldbau

    Nach Ansicht von ALF-Chef Albrecht müssen sich die Waldbesitzer wohl auf eine Häufung derartiger Sturmereignisse einstellen. Schuld sei der Klimawandel. Naturschützer sehen jedoch auch im Eingreifen der Forstleute, das ihrer Meinung nach zu stark ist, eine Ursache. Dadurch würden die Wälder destabilisiert. Michael Kunkel, Vertreter des Bund Naturschutz aus Heigenbrücken, wies darauf hin, dass in fast allen Beständen, die nun vom Wind umgeworfen wurden, erst vor kurzem in starkem Umfang Holz geerntet worden sei. „Die Entnahmemenge muss angesichts der Stürme überdacht werden“, forderte Sebastian Schönauer, der stellvertretende Landesvorsitzende des Bund Naturschutz.

    Amtschef Albrecht bezeichnete die Kritik des Naturschutzes am Staatsforst jedoch in diesem Fall als ungerechtfertigt. Der Sturm habe nicht nur im Staatswald, sondern auch im Privat- und Kommunalwald zugeschlagen. „Wir sehen keine Anhaltspunkte, dass die Eingriffe maßgeblich für die Sturmschäden waren“, so Albrecht.

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