Kurz bevor Tief Burglind am 3. Januar in Wiesenfeld wütete, ist Werner Gopp vom Einkaufen nach Hause gekommen. Auf einmal hört er neben seinem Haus am Ortsrand ein Brummen „wie von vier, fünf Hubschraubern“. „Die Bundeswehr macht doch kein Manöver vor Dreikönig?“, wundert er sich. Beim Blick aus dem Fenster sieht er nichts. Kurz darauf hört er das Brummen auf der anderen Seite des Hauses.
Als er dort zum Fenster hinausschaut, sieht er, wie es beim Nachbarn Friedrich Schaub ein massives Carportdach frei in die Luft hebt und anschließend auf die Straße wirft. Schaub glaubt nicht, dass das ein normaler, gerade verlaufender Sturm war.
Auf seinem Anwesen warf der Wind zwei große Bäume um, aber das etwa zehn auf sechs Meter große Carportdach, das jetzt in seinem Hof liegt und aus dem fünf Zentimeter lange Nägel schauen, hob es entgegen der eigentlich vorherrschenden Windrichtung Südost herunter. Das, glaubt er, könne ein normaler Sturm, der in eine Richtung bläst, nicht. In seinem Hof habe zudem Papier aus der Tonne wild verstreut gelegen.
Etwa eine Stunde später kam der Wind, der zuvor schon im Spessart eine Hunderte Meter breite und etwa fünf Kilometer lange Schneise der Verwüstung hinterlassen hat, durch den Pommersfeldener Ortsteil Wind (Lkr. Bamberg) und richtet massive Schäden an. Wenig später ist der Landkreis Forchheim – auf der selben Linie liegend – dran.
„Das ganze Scheunendach hat sich gedreht, dann ist es in sich zusammengestürzt“, wird eine Winderin im Fränkischen Tag zitiert. Dort sind sich Augenzeugen sicher, eine Windhose erlebt zu haben. Was war es im Spessart und in Wiesenfeld?
Die Zeugenaussaugen aus Wiesenfeld sieht auch Andreas Friedrich, Diplommeteorologe und Tornadoexperte beim Deutschen Wetterdienst in Offenbach, als „ein Indiz in Richtung eines aufgetretenen Tornados“. Zuvor hat er eher auf eine starke Fallböe getippt.
Am Dienstag war ein Meteorologe vom Deutschen Wetterdienst für ein Gutachten im Forstbetrieb Heigenbrücken. Laut Forstbetriebsleiter Joachim Keßler geht der nach der Begutachtung der Schäden wohl schon von einem Tornado aus, auch weil die Breite der Schneise im Vergleich zur Länge wohl tornadotypisch sei. Das Gutachten gehe dem Forstbetrieb in den nächsten Wochen zu.