Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Main-Spessart
Icon Pfeil nach unten
Lohr
Icon Pfeil nach unten

LOHR: Burglind hinterlässt Schneise der Verwüstung im Spessart

LOHR

Burglind hinterlässt Schneise der Verwüstung im Spessart

    • |
    • |
    An der Straße zwischen dem Bischborner Hof und Neuhütten beginnt eine kilometerlange Schneise durch den Spessart.
    An der Straße zwischen dem Bischborner Hof und Neuhütten beginnt eine kilometerlange Schneise durch den Spessart. Foto: Foto: Björn Kohlhepp

    Sturmtief Burglind hat am 3. Januar im Spessart eine fast durchgehende 100 bis 300 Meter breite und rund fünf kilometerlange Schneise der Verwüstung angerichtet. Streckenweise ist kaum ein Baum stehen geblieben. „Das geht von Neuhütten bis nach Lohr“, sagt Bernhard Rückert, Leiter der Forstverwaltung der Stadt Lohr. Die Aufarbeitung des gewaltigen Schadens, entstanden in kaum fünf Minuten, wird Monate dauern.

    Angesichts des schneisenartigen Schadens, den er so in 30 Jahren noch nicht erlebt habe, geht Rückert von einem Tornado aus. Doch der Tornadoexperte des Deutschen Wetterdienstes, Andreas Friedrich, ist skeptisch.

    Insgesamt 50 000 Festmeter umgeworfen

    Insgesamt sind im Forstrevier Neuhütten, das zum Staatswald des Forstbetriebs Heigenbrücken gehört, auf 85 Hektar und vier Kilometern Länge etwa 40 000 Festmeter Bäume umgeworfen worden – etwa das Dreifache des Jahreseinschlags dort und rund ein Drittel des gesamten Forstbetriebs. Derzeit seien alle Kräfte durch die Aufräumarbeiten gebunden, sagt Heigenbrückens Forstbetriebsleiter Joachim Keßler.

    Den Schaden im Lohrer Stadtwald schätzt Rückert auf etwa 10 000 Festmeter, ebenfalls ein Drittel des jährlichen Einschlags. Südlich von Neuhütten beginnt der Korridor und zieht sich entlang eines Höhenrückens fast bis nach Lohr. Betroffen ist auch Neuhüttener Privatwald.

    Am Tag von Burglind war die Straße zwischen dem Bischborner Hof und Neuhütten gesperrt, weil dort auf einer Breite von rund 300 Metern die Bäume wie Streichhölzer umgeknickt waren. Außen herum war kaum ein Schaden zu sehen. Erst später stellte sich heraus, dass hier der Beginn der Schneise lag.

    Schneisenartiger Schaden wie 1972

    „Die Konzentration ist ungewöhnlich“, sagt Joachim Keßler. Bei Stürmen wie Wibke, Lothar oder Kyrill seien die Schäden viel verteilter gewesen. Alte Forstleute erzählen aber von einem Gewittersturm im Jahr 1972, als im ganzen Spessart schon einmal solche Schneisen aufgetreten seien.

    Eine „bunte Mischung“ an Bäumen sei laut Keßler bei Burglind betroffen: „Kiefern, Buchen, Fichten, Tannen, auch Eichen.“ Etwa zur Hälfte Laubholz und zur Hälfte Nadelholz. Im Stadtwald hat es zu Bernhard Rückerts Überraschung vor allem Buchen und weniger Nadelholz, wie er es erwarten würde, getroffen. Auch 150- bis 200-jährige Eichen habe der Wind umgerissen.

    „Bei einem Tornado bleibt einfach nix stehen.“ Rückert geht von einem Tornado aus, weil die Schneise deutlich begrenzt sei und direkt daneben oft nicht einmal ein Ast zu Schaden kam. Außerdem sei viel Holz „abgedreht“.

    Eine Linie mit Wiesenfeld und Pommersfelden

    Verfolge man die Linie der Schneise auf der Karte weiter, komme man zu den Windschäden im stark betroffenen Wiesenfeld bis nach Pommersfelden (Oberfranken), wo es die kleine Gemeinde Wind arg gebeutelt hat.

    Im Stadtwald sei die Schneise im Gegensatz zum Staatswald aber nicht durchgehend, so Rückert. „Der Wind ist ein wenig gesprungen.“ Mal sei 200 bis 300 Meter lang kein Schaden, dann wieder ein Loch, in dem praktisch kein Baum stehen blieb.

    Von den umgeworfenen 10 000 Festmetern im Lohrer Stadtwald seien bislang 1000 aufgearbeitet. Neun bis zehn Waldarbeiter der Stadt, außerdem Firmen mit Rückemaschinen sind schon zwei Wochen im Einsatz. Die Arbeit ist nicht ungefährlich, da die umgeworfenen Bäume unter Spannung stehen, viele noch kurz vor dem Umfallen sind und abgebrochene Äste in den Kronen hängen.

    Wanderwege noch gesperrt

    Die Forstwege sind inzwischen wieder freigegeben, aber Wanderwege, etwa der von Rechtenbach nach Wiesthal, sind noch gesperrt. Rückert warnt davor, die betroffenen Flächen zu betreten. „Das ist ganz gefährlich.“

    Im Staatswald und auch im Stadtwald wollen die Forstleute bis April, spätestens Mai mit der Aufarbeitung fertig sein. Danach würde das Windwurfholz unter den wärmeren Temperaturen, Pilzen und auch Borkenkäfer leiden. Mit dem Holz sollen bestehende Lieferverträge bedient werden. Allerdings sei das vom Wind geworfene Holz teilweise stark beschädigt durch Risse und Brüche, sagt Förster Rückert, weswegen mit geringeren Erlösen zu rechnen sei.

    Viel Arbeit nach dem Sturm

    „Das Traurigste“, so Keßler, „ist, dass jetzt diese ganzen Bestände am Boden liegen.“ Die hätten lange gestanden und wären in 20 Jahren optimal zum Ernten gewesen. Auch ein älterer Buchenbestand an der Grenze zum Stadtwald sei betroffen. Der Aufwand für die Aufarbeitung des umgefallenen Holzes sei höher als normal, zudem müssten zusätzliche Maschinen eingesetzt werden. Da in den betroffenen Beständen die Naturverjüngung ausbleibe, sind Pflanzungen nötig. Wege müssten wieder hergerichtet werden.

    Auch im Stadtwald seien in den kommenden Jahren erhöhte Pflege und gegebenenfalls Neupflanzungen nötig, da unter den umgestürzten Bäumen Jungbestände standen. Der Schaden sei aber nur wirtschaftlicher Art, „für den Wald selber ist der Waldwurf kein Schaden. Der Wind puffert so etwas ab.“

    „Das geht von Neuhütten bis nach Lohr.“

    Bernhard Rückert, Leiter der Forstverwaltung der Stadt Lohr

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden