Die bisherige stellvertretende Stadthallenleiterin, Simone Neubauer, ist seit 1. Juli Citymanagerin der Stadt Lohr und zudem für den Bereich Standortförderung zuständig. Dies gab Bürgermeister Mario Paul in der Jahresversammlung der Werbegemeinschaft am Donnerstagabend in der voll besetzten Alten Turnhalle bekannt. Es handele sich dabei um keine Vollstelle, sondern um eine halbe.
Neubauer werde hart arbeiten, meinte der Bürgermeister, dennoch dürfe man nicht erwarten, dass sie Wunder bewirken könne. Seinen Worten nach ist vorgesehen, dass sie in den nächsten drei Jahren von einem externen Dienstleister unterstützt werden soll; diese Stelle werde gerade ausgeschrieben.
Nach Pauls Einschätzung steht Lohr vor zahlreichen Herausforderungen, beispielsweise durch verkehrliche Entwicklungen oder auch zunehmenden Onlinehandel. Die Vorteile einer Kleinstadt lägen im gemeinsamen Agieren. Was die Werbegemeinschaft in den vergangenen Jahren geleistet habe, sei großartig. "Elementar wichtig" für Lohr und insbesondere die Innenstadt sei aber auch die Haltung des Stadtrats, der seit Jahrzehnten konsequent "nein" sage zu großflächigem Einzelhandel auf der grünen Wiese.
Es gehe darum, die Akteure zusammenzuführen und neue Ideen zu verfolgen, sagte Neubauer, die ihr Büro im Starthouse an der Vorstadtstraße eingerichtet hat und von der Werbegemeinschaft willkommen geheißen wurde. Ihr Ziel sei es, das Gesamtbild der Stadt positiv zu gestalten und Leerstände zu vermeiden, so Neubauer.
Die 1973 gegründete Lohrer Werbegemeinschaft, die sich zum Ziel gesetzt hat, das Image der Einkaufsstadt Lohr zu fördern, hat laut ihrer Vorsitzenden Angelika Winkler aktuell 112 Mitgliedsbetriebe aus den Bereichen Handel. Gastronomie, Dienstleistungen und Kultur mit zusammen mehr als 2000 Arbeitsplätzen.
Winkler machte deutlich, dass sich die Werbegemeinschaft in vielfältiger Weise ins Leben der Stadt Lohr einbringe. Sie ging ein auf die übers Jahr verteilten regelmäßig wiederkehrenden Veranstaltungen wie Frühlings- und Rambourfest, die Tage der Mode, den Zwergenaufstand und anderes mehr, aber auch auf Aktionen wie die Demonstration am Bahnhof, an der sich die Werbegemeinschaft beteiligt habe oder den Arbeitskreis Verkehr.
Dessen Sprecherin Karina Grampp sprach von "zwei Schätzen, die wir hüten" und meinte damit den Altstadtring, der es ermögliche, die Innenstadt anzufahren und den Tangentenring für den überörtlichen Verkehr. Ihrer Einschätzung nach liegt "die wahre Herausforderung für Lohr im überörtlichen Verkehr". Vor diesem Hintergrund bedauerte sie, dass der Tangentenring nicht in die Köpfe reingehe und regte eine bessere Visualisierung dieses Ringes an.
Mit Blick in die Zukunft nannte Winkler Themen wie die Onlineplattform Lohr on Plan, Leerstandskonzept, Verkehrskonzept. Sie freute sich über die neuen Taschen der Werbegemeinschaft aus Bio-Baumwolle und neue grüne Lohr-macht-Laune-Sonnenschirme.
Winkler bedauerte, dass die im März von der Werbegemeinschaft erworbene Bimmelbahn bei Veranstaltungen nicht eingesetzt werden könne, da sie im jetzigen Zustand keine TÜV-Zulassung bekomme. Man suche einen Techniker, der sich der Instandsetzung annehme.
Kritische Töne in Richtung Stadtverwaltung kamen von Kassier Julius Gabel. Von der seit 20 Jahren gewährten städtischen Unterstützung in Höhe von 1227,10 Euro (ehemals 2500 Mark) blieben nach Abzug der an die Stadt zu zahlenden Gebühren für Veranstaltungen der Werbegemeinschaft im Jahr exakt 5,10 Euro übrig. Bürgermeister Paul stellte eine Erhöhung des Zuschusses in Aussicht, sofern der Stadtrat zustimme.
Unverständlich war für Gabel, dass die Stadthalle auf einem Flyer zur 1250-Jahr-Feier der Gemeinde Neustadt als Sponsor aufgeführt wurde. Dies sei eine "sehr gute Werbemaßnahme" für die Stadt gewesen, sagte Paul mit Verweis auf rund 15 000 Festbesucher.
Die Bedeutung des Einzelhandels mit rund drei Millionen Beschäftigten in Deutschland stellte Burkhard Heimbach (Kreisvorsitzender Main-Spessart des Handelsverbandes Bayern) heraus. Starke Verbände seien wichtig, weil andernfalls die Gesetze und Vorschriften, mit denen der Einzelhandel "zugeschüttet" werde, "noch grenzwertiger" wären. Die Werbegemeinschaft sei eine wichtige Gemeinschaft vor Ort, ohne die es die Lohrer Innenstadt so nicht geben würde.
Laut Ulla Menzel (Vorsitzende TSV Lohr) ist es eine gemeinsame Aufgabe, Lohr noch attraktiver und liebenswerter zu machen; der TSV sei mit Sportangeboten dabei. Margitta Gottschalk (Vorsitzende Verkehrsverein) meinte, die Werbegemeinschaft sei gut, die Gastronomie in Lohr auch, wenn das so weitergehe, sei dies gut für die Zukunft der Stadt.
Für Krystyna Kuhn (Kulturinitiative) ist die Kultur "der Klebstoff, der die Stadt zusammenhält". Sie regte an, leerstehende Gebäude mit Kunst und Musik zu bespielen.
Beschlossen wurde, dass die Beiträge für gemeinsame Werbemaßnahmen in Höhe von monatlich 20 Euro für die nächsten beiden Jahre erhalten bleiben sollen.
Die Wahlergebnisse Bei den Wahlen wurde die Vorstandschaft mit Angelika Winkler (1. Vorsitzende), Tanja Nätscher (2. Vorsitzende), Bernd Heldt (3. Vorsitzender) und Julius Gabel (Kassier) für die kommenden zwei Jahre wiedergewählt. Außerdem wurden gewählt: Beiräte: Rino de Luca, Karl-Heinz Djoharian, Lena Fuchs, Lothar Gren, Alex Schubert, Burkhard Heimbach, Simone Neubauer, Armin Lahoda, Thomas Pflugbeil, Thomas Schmidt, Margitta Gottschalk, Jörg Schumm, Gerhard Kornder, Annette Holewa; Schriftführer: Oliver Keidel; Kassenprüfer: Petra Streitenberger, Thomas Schwab.
