Verschmuste Känguruhbabys, einsame Sandstrände, zähnefletschende Süßwasserkrokodile und Weihnachten im Regenwald. Mit der Film- und Bildreportage von Frank Zagel und seiner Weltenbummlerfamilie erlebten die Zuschauer am lauen Freitagabend Australien wie im Untertitel versprochen: hautnah.
Doch auch für den Veranstalter und Referenten in Personalunion war der Abend auf dem Vorplatz der Lohrer Stadthalle "ein ganz besonderer". Wie die gesamte Eventindustrie traf auch Zagel der totale Veranstaltungsstopp der vergangenen Monate hart.
Endlich wieder vor Publikum
Mit seiner geplanten Irland-Reportage zusammen mit den Schweizer Irish Folkern "Leprechaun's Pleasure" war er am 12. März das erste Opfer der verschärften Lohrer Corona-Beschränkungen. "Meine Familie und ich sind einfach nur riesenglücklich, dass wir wieder einen Vortrag machen können", zeigte sich Zagel nach der komplett entfallenen Vortragssaison dann auch sichtlich berührt, im Rahmen des Stattkino-Open-Airs der Kooperation Kultur wieder vor Publikum stehen zu können.
Umso passender, dass mit "Australien – Traumzeit hautnah" Zagels persönlichster Reisebericht auf dem Programm stand. 2016 und 2017 legte er dafür mit seiner Frau Guri und ihren zu Beginn sechs- und achtjährigen Kindern Angad und Simren in "Down Under" insgesamt 60 000 Kilometer zurück. Den zweistündigen Vortrag zeichnet dabei neben der individuell gewählten Route – fernab des touristischen Mainstreams – besonders die konsequente Tuchfühlung mit den Australiern aus. Dabei bildet der passionierte Fotograf Zagel nicht nur die schrillen Verkleidungen der Feiernden am "Australia Day", dem australischen Nationalfeiertag oder die Körpermalerei der Aborigines ab, sondern auch die sonnengegerbten Gesichter alternder Trucker und Countryfans.
Menschliche Momente
Dabei ergaben sich immer wieder Freundschaften, längere Aufenthalte und kuriose Begegnungen, die sowohl der Reise als auch der daraus resultierten Reportage ihren Stempel aufdrücken. So sind es am Ende weniger die spektakulären Aufnahmen der Flora und Fauna Australiens und seiner beeindruckenden Naturdenkmäler, die hängen bleiben, sondern das Anglerlatein des Alaskanischen Westenders Dan, die abenteuerlichen Tüfteleien des hessischen Aussiedlers Stefan und die rührende Freundschaft der zwei alten Damen Mum und Chérie.
"Wie reist man als Familie und was erlebt man da", beschreibt Zagel den Grundgedanken der Reise, für deren Dauer er und seine Frau ihre schulpflichtigen Kinder mit Erlaubnis der Lohrer Grundschule selbst unterrichteten. Ein erfolgreiches Experiment, das Zagel weniger als klassische Reportage versteht denn als "meine – unsere – Geschichte".