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BISCHBRUNN: Autokennzeichen: Wahre Schätze aus altem Blech

BISCHBRUNN

Autokennzeichen: Wahre Schätze aus altem Blech

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    Ein Freund der Altlandkreise: Kennzeichensammler Holger Köhler aus Bischbrunn sammelt leidenschaftlich gern Nummernschilder. Die Stücke mit MAR, LOH, KAR, GEM am Anfang sind ihm die liebsten.
    Ein Freund der Altlandkreise: Kennzeichensammler Holger Köhler aus Bischbrunn sammelt leidenschaftlich gern Nummernschilder. Die Stücke mit MAR, LOH, KAR, GEM am Anfang sind ihm die liebsten. Foto: Foto: Sven Hassel

    Ostausläufer, Westausläufer, laufende Kreise in DIN-Prägung, laufende Kreise in Euro-Machart, Ausländer, reflektierend, nichtreflektierend – für den Laien scheinen das zusammenhangslose Begriffe zu sein. Für Holger Köhler aus Bischbrunn jedoch sind das wichtige Suchkriterien. Der 25-Jährige ist nämlich Autokennzeichensammler.

    In der Garage der Eltern sind sie aufgebaut, seine Sammlerstücke: Auf einem Wandregal und mehreren Tischen liegen Nummernschilder ausgebreitet, während im Flur und unter den Tischen noch kistenweise mehr warten. „Wie viele genau ich habe, weiß ich gar nicht. Ich schätze aber so zwischen 1000 und 1200“, erzählt der junge Mann stolz.

    Angefangen hat sein Sammelfieber schon früh: zunächst Briefmarken, dann Autounfallberichte aus Zeitungen und dann ausländische Euros. Seine große Leidenschaft galt aber schon immer den Kennzeichen. Auf dem Weg zum Hort las er als Junge die vorbeifahrenden Nummernschilder vor, erinnert er sich. Den Grundstein zu seiner eigenen Sammlung legten Freunde und Verwandte, die dem damals 13 Jahre alten Köhler ihre alten Schilder schenkten.

    „Ich wäre sicher einer der ersten, der sein Auto auf MAR ummeldet.“

    Kennzeichen-Sammler Holger Köhler

    „Weil ich mir im Urlaub immer die Nummernschilder gemerkt habe und wissen wollte, woher welches Kürzel stammt, habe ich mich in Deutschland schon immer gut ausgekannt“, sagt sich der Sammler.

    Im Erdkundeunterricht an der Marktheidenfelder Realschule ist das dem Fachlehrer aufgefallen und auf dessen Frage, wieso der Schüler so gut Bescheid wusste, antwortete dieser prompt: „Durch die Nummernschilder!“

    Zwar hat sich der Lehrer zunächst gewundert – zur nächsten Unterrichtsstunde allerdings brachte auch er eine Tüte mit abgelaufenen Schildern für Köhler mit. So sammelte sich nach und nach eine ungeordnete Menge an Kennzeichen an.

    2009 kam dann die Wende: Inzwischen Mechatroniker bei Seho Systems (Kreuzwertheim), suchte er im Internet nach Autokennzeichen und stieß dabei auf ein Forum von anderen Sammlern: www.pl8s.biz. „Zuerst habe ich mich gefragt: Gibt es denn noch mehr wie mich? – Nach der Anmeldung wurde ich dann gut aufgenommen.“ 300 Autokennzeicheninteressierte sind dort registriert.

    Schon wenige Tage nach der Anmeldung kam eine Einladung zu einem der drei jährlichen Treffen des „Autokennzeichensammler Clubs Deutschland“ (AKS) im Siegerland. Ein Sammlerkollege aus dem Forum, der in Stockstadt wohnt, bot an, ihn mitzunehmen. „Auf den Treffen kommen Leute aus dem Club, aber auch Sammler aus ganz Deutschland zusammen – zum Tauschen, Verkaufen und Fachsimpeln“, erzählt Köhler.

    Vorteile des Clubs sind seiner Meinung nach die drei offiziellen Treffen im Siegerland, im Erzgebirge und in Bad Camberg sowie die Clubzeitschrift „AKS-Depesche“. „Man hat das Gefühl, mehr dazuzugehören,“ beschreibt der 26-Jährige seine Eindrücke. „Einige der anderen Sammler sind schon richtige Freunde geworden.“ So hat er im vergangenen Sommer etwa 20 Gleichgesinnte zum Grillen eingeladen.

    „Jetzt kommt der schon wieder mit Altblech.“

    Wilhelm Köhler früher über seinen sammelwütigen Sohn

    Durch den Kontakt mit den neuen Freunden seines Sohnes hat auch der Vater, Wilhelm Köhler, sich mit dem Hobby anfreunden können. „Früher hat es schon mal geheißen: Jetzt kommt der schon wieder mit Altblech – inzwischen kommen meine Eltern ganz gut damit klar“, meint Holger Köhler schmunzelnd.

    Auch in seinem Umfeld sind die Meinungen geteilt: „Die einen schütteln den Kopf – die anderen jubeln mit.“ Wie viel Geld der Kennzeichenbegeisterte bei Preisen zwischen 50 Cent und 20 Euro pro Nummernschild für seine Sammlung ausgegeben hat, kann er selbst nicht sagen: „Ich glaube, ich will es gar nicht wissen.“

    Ausrangierte Schilder bekommt der Bischbrunner nach wie vor von Freunden und Verwandten – oder er holt sie sich kostenlos von der Zulassungsstelle, wo sie von Autofahrern abgegeben werden.

    Die Entscheidung des Landratsamtes Main-Spessart, dass die Altlandkreiskennzeichen MAR, LOH, GEM und KAR nicht als Wunschkennzeichen wiedereingeführt werden, bedauert Köhler sehr: „Ich wäre sicher einer der ersten, der sein Auto auf MAR ummeldet.“

    Er verweist hierzu auf die Studie zur „Kennzeichenliberalisierung“ von Prof. Dr. Ralf Bochert von der Hochschule Heilbronn. In der bundesweiten Studie kam zutage, dass sich 73 Prozent der Befragten eine Rückkehr zu den Altlandkreiskennzeichen wünschen.

    Für seine Sammlung freut sich Köhler jederzeit über Zuwachs. Wer ausrangierte Nummernschilder abgeben will, kann sich unter 0170 / 973 00 03 mit ihm in Verbindung setzen. Er sucht vor allem Altlandkreiszeichen sowie MSP-Kennzeichen aus den 1980ern und 1990ern. Ganz besonders würde er sich über ein Besatzungszonen-Nummernschild aus der Zeit bis 1956 freuen.

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