Die lockere Vorstellungsrunde beginnt in der Aula des Nägelseezentrums in Lohr. 13 Lehrlinge aus den neun verschiedenen Ausbildungsberufen stehen auf der Bühne und sagen übers Mikrofon, was für Berufe sie lernen. Welche Ausbildungen vorgestellt werden? Das haben die rund 80 Hauptschüler vorab per Fragebogen entschieden: Mechatroniker, Bürokauffrau, Friseur, Schreiner, Zahnarzthelferin, Maler/Lackierer, Zerspanungsmechaniker und Hotelfachfrau.
Nach der Vorstellung beginnen die Gespräche im kleinen Kreis: Die 24-jährige Nina Hofmann erinnert sich an einem Tisch an ihre Anfänge als Schreinerin. Mittlerweile steckt die Lohrerin im dritten Lehrjahr und fühlt sich pudelwohl in der Männerdomäne. Auch mit der Technik hat sie null Probleme. „Wer Angst vor den Maschinen hat, wird gefressen“, sagt sie grinsend. Und jemand mit zwei linken Händen sei nicht so gut beim Schreiner aufgehoben. „Was magst Du nicht so an Deinem Beruf?“, will eine Schülerin wissen. „Wenn man einen Großauftrag hat und 200 Türen machen muss, ist das nicht so prickelnd“, sagt Hofmann.
Eine Runde weiter sitzt Daniele Diehl (18), Kfz-Mechatroniker-Lehrling aus Partenstein. Dass er mit seinem Hauptschulabschluss vor drei Jahren eine Lehrstelle fand, sei Glück gewesen, sagt er. Heute hätten fast nur noch Realschüler eine Chance. Die Theorie sei kein Zuckerschlecken in seinem Bereich. „Die Schule ist echt schwer.“ Um Daniele herum sitzen acht Schüler, die sich eifrig Notizen machen. „Was erwartet Dein Chef von Dir?“, fragt einer. – „Gute Noten und dass der Kunde König ist.“
Am Tisch nebenan sorgt Johannes Steigerwald (Lohr) für Stimmung. Der 18-Jährige diktiert den Schülern die Fächer in den Block, die ein Maler/Lackierer in der Schule über sich ergehen lassen muss. „Farblehre, Design. . . , Designä geschrieben“, buchstabiert er. Warum Maler ein guter Beruf sei? „Er ist abwechslungsreich und hält fit.“ Nachteil? „Man muss bei Wind und Wetter draußen arbeiten.“
Einen Tisch weiter sitzen Alyssa Büttgen (20) und Sophia Engelhaupt (19). Die beiden lernen Kauffrau für Bürokommunikation bei Bosch Rexroth. Sie schwärmen von „super“ Arbeitszeiten, Weiterbildungsmöglichkeiten und einem breiten Arbeitsbereich. Mal organisiert Alyssa Reisen für ihren Chef, mal telefoniert sie auf Englisch mit Kunden aus dem Ausland. Das einzige, was beide Azubis stört: „Die Berufsschule bringt nicht so viel für die Arbeit“, sagt Sophia.
Das Ausbildungsgespräch organisierte das Ausbildungsteam der Schule im Rahmen des Zeuss-Projekts. „Solche Runden bringen sehr viel“, sagt Projektbetreuerin Katharina Ort. „Die Jugendlichen reden auf einer Ebene. Wenn einer der Azubis sagt, mein Beruf ist toll, glauben die Schüler das mehr, als wenn das ein Erwachsener sagt.“