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RETZSTADT: Bäckerei Engel schließt die Türen

RETZSTADT

Bäckerei Engel schließt die Türen

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    Nach 108 Jahren wird am 24. Dezember die Bäckerei und Konditorei Engel in Retzstadt endgültig ihre Türen schließen.
    Nach 108 Jahren wird am 24. Dezember die Bäckerei und Konditorei Engel in Retzstadt endgültig ihre Türen schließen. Foto: Foto: Peter Pillich

    Eine schwere Entscheidung traf in Retzstadt das Familienunternehmen der Bäckerei Engel, die zum 24. Dezember die 108 Jahre alte Tradition der Bäckerei beendet. Bäckermeister Matthias Engel hat das Handwerk von der Pike auf gelernt. Er will in seinem Beruf bleiben, aber angestellt und mit geregelter Arbeitszeit.

    „Das Verkaufsverhalten der Kunden hat sich grundlegend geändert“, erzählt er bei einem Pressetermin. Früher wurde die ganze Woche über mit den Backwaren ein gleichmäßiger Umsatz erzielt, heute ist am Samstag die Produktionsmenge um das 2,5-fache größer. Mitentscheidend für die Schließung ist, dass Vater Franz-Josef Engel in das Rentenalter gekommen ist und langfristig nicht mehr mithelfen kann oder will. „Aber noch jemand einzustellen, hätte sich nicht gerechnet“, verdeutlicht Matthias Engel.

    Bis vor kurzem produzierten mit Matthias Engel, seinem Vater Franz-Josef, einer angestellten Bäckermeisterin, einer angelernten Vollzeitkraft sowie einem Minijobber fünf Personen die Produkte in der Backstube, die in Retzstadt und Leinach angeboten wurden. Und im Verkauf standen neben den beiden Ehefrauen zusätzlich noch Teilzeitkräfte in Retzstadt und sowie in der Filiale in Leinach zwei Vollzeitkräfte und eine Minijobberin hinter der Theke. Die zwischenzeitlich in Würzburg und Himmelstadt geführten Filialen wurden schon vor längerer Zeit wieder aufgegeben.

    Schließung nicht leicht gefallen

    „Es ist meiner Frau und mir nicht leicht gefallen, die Bäckerei zu schließen“, sagt der Juniorchef. Schon über zwei Jahre lang wurde darüber gesprochen und immer wieder Lösungsansätze gesucht, an denen auch die Eltern Franz-Josef und Andrea Engel mit beteiligt waren. Doch dann hat Matthias Engel das Angebot bekommen, in einer rund 50 Kilometer entfernten Bäckerei in Baden-Württemberg zu arbeiten. „Das konnte ich nicht ausschlagen“, sagt Matthias Engel und er freut sich über einen sicheren Job, eine geregelte Arbeitszeit und regelmäßigen Urlaub. Die gewonnene Zeit will er mit seiner Frau und den beiden vierjährigen Zwillingen Anna und Sofie nutzen. Seine Frau Susanne will wieder in ihrem alten Beruf als Steuerfachangestellte in ihrer ehemaligen Kanzlei in Würzburg arbeiten.

    Die bald weitestgehend leere Backstube wird der Hobbyraum des Vaters. So ist geplant, dass Franz-Josef Engel jeden Freitag von 10 bis 12 Uhr direkt in der Backstube backfrisches Holzofenbrot anbietet.

    Ausverkauf am 29. Dezember

    An Heiligabend schließen nun die Bäckereien in Retzstadt und in Leinach. Am Donnerstag, 29. Dezember, findet dann in Retzstadt ein „Backwaren-Ausverkauf“ statt, wo alles angeboten wird, was noch da ist. In der Filiale in Leinach wird „Homann?s-Backstube“ aus Thüngen ab Januar 2017 ihre Bäckerprodukte anbieten.

    Die Retzstadter werden nicht ohne Bäckerei auskommen müssen. Es gibt noch „Der Bäcker Schmitt“ von Bäckermeister und Betriebswirt Andreas Schmitt. Andreas Schmitt will erst abwarten, wie sich das Geschäft im nächsten Jahr entwickelt. Neben einem neuen Backofen ist die Verlängerung der Öffnungszeit geplant. So soll in Zukunft auch Donnerstagnachmittag geöffnet sein.

    Geschichte der Bäckerei Engel 1908 gründete der Bäckermeister Josef Pfister, der Großvater des heutigen Seniorchefs, das Familienunternehmen in Retzstadt. Eine seiner drei Töchter, Anna Pfister, heiratete den Bäckermeister Theodor Engel, der 1936 die Bäckerei übernahm. 1951 wurde das damalige Haus in der Hauptstraße 23 abgerissen und an gleicher Stelle das heutige Wohnhaus mit Backstube gebaut. Das Lager wurde 1963 durch einen Anbau erweitert. Von 1976 bis 2009 führte der heute 65-jährige Franz-Josef Engel die Geschicke des Familienunternehmens, wobei er seit 1977 von seiner aus Retzbach stammenden Ehefrau Andrea (geborene Tengler) unterstützt wurde. 1976 wurde das Wohnzimmer verlegt und der Laden um ein zweites Schaufenster erweitert. Mit dem Einbau des Etagenofens wurde 1981 die Erneuerung der Backstube und ihrer Einrichtung begonnen. 1985 wurde auf dem daneben befindlichen Grundstück das neue Wohnhaus gebaut. 1989 wurde die Mehlsiloanlage eingebaut, 2003 kauften die Eheleute die ehemalige Bäckerei und Konditorei Kolb in Himmelstadt, die bis Anfang 2013 als Filiale betrieben wurde und inzwischen wieder verkauft wurde. Im Jahr 2004 wurde die Backstube nochmals umgebaut und erweitert. Seit 2009 gibt es auch noch die Filiale in Leinach. Und zuletzt wurde in Eigenregie ein Holzbackofen errichtet. pp

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