Im Rahmen einer wissenschaftlichen Langzeitstudie (fast 30 Jahre) hat Mosandl zusammen mit Studenten in der Nähe des Waldgasthof Echterspfahl Versuchsflächen angelegt, betreut und beobachtet, um herauszufinden, ob man mit bestimmten Pflegemaßnahmen das Wachstum von Wertholzeichen deutlich beschleunigen kann. Vier Varianten wurden untersucht:
• Klassisches Spessartkonzept: Man lässt die Eichen einfach wachsen und entnimmt dem Bestand lediglich unerwünschte Mischbaumarten. Das funktioniert laut Mosandl gut, allerdings dauert es rund 240 Jahre, bis eine Wertholzeiche schlagreif ist.
• Negative Auslese: Aus dem Versuchsbestand werden nicht nur unerwünschte Mischbaumarten entfernt, sondern auch die Buchen und qualitativ schlechten Eichen.
• Positive Auslese mit mäßiger Förderung: Wie bei der negativen Auslese werden unerwünschte Mischbaumarten, Buchen und qualitativ schlechte Eichen entfernt. Zusätzlich werden ausgewählte Eichen, die als besonders gut eingestuft werden, durch die Entnahme von einem bis zwei bedrängenden Nachbarbäumen gefördert.
• Positive Auslese mit starker Förderung: Es werden ausschließlich ausgewählte Eichen stehen gelassen. Dies sieht dann laut Mosandl zwar zunächst aus wie eine „Apfelbaumplantage“ und er habe deswegen auch Kritik einstecken müssen, aber nach jetzt fast 30 Jahren könne man sagen: „Das Ergebnis ist durchaus beeindruckend.“
Die Eichen in der „ehemaligen Apfelbaumplantage“ sähen nicht nur „deutlich vitaler“ aus als in den Vergleichsbeständen, sondern seien auch dicker (vier Zentimeter mehr Umfang in 1,30 Meter Höhe).
Beim klassischen Spessartkonzept braucht eine Furniereiche laut Mosandl 240 Jahre, in der „Apfelbaumplantage“ 60 weniger. Dennoch sei kostenmäßig nichts gewonnen, in beiden Fällen müsse man etwa das gleiche Geld investieren. Dies hänge damit zusammen, dass beim klassischen Spessartkonzept so gut wie keine Arbeit anfalle, im Falle der positiven Auslese mit starker Förderung hingegen viel.
Geld sparen durch Abwarten
Allerdings war sich Mosandl sicher, dass man mit der „Apfelbaumplantage“ doch einiges an Geld sparen kann. Und zwar dann, wenn man mit der Pflege erst beginnt, wenn der Bestand ungefähr 30 Jahre alt ist.
Die Versuchsergebnisse „sind für uns wichtig“, sagte Klaus Bernhart, Leiter des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Karlstadt. Zu einer pauschalen Schlussfolgerung könne er sich aber „noch nicht durchringen“, dazu müsse er sich die Ergebnisse erst noch genauer anschauen.
Jann Oetting, der Leiter des 17 000 Hektar großen Forstbetriebs Rothenbuch (24 Prozent Eiche) sah die Sache positiv: Man werde die Versuchsergebnisse „in unser Eichenkonzept einfließen lassen“. Es sei ein wichtiger Hinweis, dass man bereits bei der Durchjüngungspflege einzelne Eichen fördern könne.
Lehrpfad statt Fachzeitschrift
Laut Professor Mosandl ist es das Anliegen der TU München, dass die Ergebnisse der Studie der Öffentlichkeit zur Verfügung stehen. Aus diesem Grund wurden im Bereich der Versuchsflächen Infotafeln aufgestellt, auf denen die Ergebnisse nachzulesen sind. Ein solcher wissenschaftlicher Lehrpfad ist laut Mosandl etwas absolut Neues.
Normalerweise würden wissenschaftliche Erkenntnisse in „hochrangigen“ Zeitschriften auf Englisch veröffentlicht, sagte er. Dies steigere zwar das Ansehen der beteiligten Wissenschaftler, aber „kein Schwein liest das“. Eine andere Möglichkeit sei die Veröffentlichung in einer Jagdzeitung, doch auch dann sei „der Erfolg nicht besonders groß“.
Deshalb habe man sich für den Lehrpfad entschieden, in der „Hoffnung, dass das jetzt angenommen wird“. Er sehe die Ergebnisse der Studie als Diskussionsgrundlage.