Zu den Problemen am Lohrer Bahnhof wie fehlende Toiletten, nicht vorhandene Barrierefreiheit, Schmutz in der Unterführung und unzugängliche Wartehalle ist seit einiger Zeit ein weiteres dazu gekommen: Die Parkplätze direkt am Bahnhof sind gesperrt. Das könnte sich bis Jahresende ändern, deutete ein Vertreter der Eigentümerfirma im Gespräch mit der Redaktion an.
Im Zusammenhang mit der aktuellen Berichterstattung über fehlende Fahrradstellplätze meldete sich eine Leserin bei der Redaktion: Auch die Parkplatzsituation für Autofahrer verdiene Aufmerksamkeit. So stünden die Parkplätze direkt am Bahnhof nicht mehr zur Verfügung, wo regelmäßig 30 bis 40 Autos gestanden hätten.
Übersät mit Schlaglöchern
Nutzbar sei nur noch der geschotterte Platz zwischen Norma-Markt und Bahnhof, der nicht ausreichen werde, wenn die Corona-Pandemie zu Ende gehe und wieder mehr Menschen mit der Bahn fahren würden. Auf dem Parkplatz am Bahnhof stünden Halteverbotsschilder und die nunmehr freie Fläche werde von Busfahrern mit ihren Fahrzeugen überquert, um zum Wendeplatz zu kommen. Denn die eigentliche Zufahrt zum Wendeplatz sei mit Schlaglöchern übersät. Durch die schweren Busse werde jetzt auch der Parkplatz beschädigt, so die Leserin. Sie sei durchaus bereit, wie früher für den Parkplatz am Bahnhof eine Jahreskarte zu kaufen.
Nun muss man wissen, dass die Verkehrssituation am Bahnhof einige Merkwürdigkeiten aufweist. Die öffentlich gewidmete Ortsstraße "Bahnhofstraße" in Zuständigkeit der Stadt Lohr endet rund 20 Meter vor dem Bahnhofsgebäude. Das Bahnhofsgebäude selbst mit dem Umgriff, also den Parkplätzen, dem Wendeplatz und der Zufahrt, befindet sich in Privatbesitz.
Im März 2016 verkaufte die Bahn das gesamte Ensemble an die Frankfurter Aedificia Infrastruktur- und Entwicklungsgesellschaft mbH. Das bedeutet: Die Busse des ÖPNV haben am Bahnhof auf öffentlichem Straßengrund keine Wendemöglichkeit. Hätte der private Besitzer die Benutzung von Zufahrt und Wendeplatz seither nicht geduldet, könnten die Busse den Bahnhof gar nicht anfahren.
Dasselbe gilt für den Parkplatz am Bahnhof: Auch hier gestattete die Aedificia GmbH die Nutzung durch die Öffentlichkeit und verlangte – im Gegensatz zur Bahn – nicht einmal Parkgebühren. Mittlerweile ist Aedificia in der Sohoco Immobilienverwaltungs GmbH & Co. KG mit Sitz in Kelsterbach (Kreis Groß-Gerau) aufgegangen.
Wegen des Zustands der Zufahrt zum Buswendeplatz habe seine Firma den Verkehr umgeleitet, berichtete auf Anfrage ein Sohoco-Vertreter, der namentlich nicht genannt werden möchte. Die Busfahrer würden den gesperrten Parkplatz nicht eigenmächtig befahren, sondern in Absprache mit Sohoco "wegen unserer Verkehrssicherungspflicht".
Planung läuft
Sohoco habe vor, nach der Wiederherstellung der Zufahrt zum Wendeplatz die Parkplätze der Öffentlichkeit wieder zur Verfügung zu stellen – dann allerdings gegen Gebühren. Derzeit befinde man sich in der Planung, Gespräche mit Bauunternehmen liefen, die die Planung umsetzen sollten. Ferner müssten noch Gespräche über Zuständigkeiten bei der Nutzung geführt werden.
Einen konkreten Zeithorizont dafür zu nennen, bezeichnete der Sohoco-Vertreter als unseriös, "eventuell bis Jahresende". Auf jeden Fall sei der Prozess angestoßen worden.
Von der Stadt Lohr gingen nach den Worten von Rathaussprecher Dieter Daus bereits "mehrere Initiativen" für eine Verbesserung der Situation aus. Unter anderem habe es unter Beteiligung von Bürgermeister Mario Paul eine Videokonferenz des Landtagsabgeordneten Thorsten Schwab mit Franz-Josef Grasmann von den Busunternehmern, Landrätin Sabine Sitter, den Bundestagsabgeordneten Alexander Hoffmann, Bernd Rützel und Manuela Rottmann sowie einem Vertreter von Staatssekretärin Anna Stolz mit Vertretern der Deutschen Bahn und dem Eigentümer des Bahnhofsgebäudes gegeben. Die Parkplätze befänden sich jedoch in Privatbesitz.
Keine optimale Lösung
Für den Landkreis als Betreiber der betroffenen Buslinie sei es wichtig, "dass unsere Busse den Wendehammer nutzen können", erklärte Andrea Stiel von der Pressestelle des Landratsamts auf Anfrage. Dies sei derzeit sichergestellt, da der Eigentümer des Parkplatzes "unseren Bussen gestattet, für die Anfahrt des Wendehammers die Parkfläche zu nutzen und diese den Schlaglöchern somit ausweichen können".
Für alle Beteiligten sei das keine optimale Lösung, so Stiel, "weswegen wir in einem weiteren Gespräch Ende März erneut darauf gedrängt haben, dass die Schlaglöcher zeitnah beseitigt werden". Da sich die Parkfläche einschließlich der Zufahrt in Privatbesitz befinde, sei hier in erster Linie der Eigentümer gefordert, eine Lösung zu finden. Eine Antwort des Eigentümers stehe bislang immer noch aus.