Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Main-Spessart
Icon Pfeil nach unten
Marktheidenfeld
Icon Pfeil nach unten

MARKTHEIDENFELD: Barrelhouse Jazzband mit dem Blues als Richtschnur

MARKTHEIDENFELD

Barrelhouse Jazzband mit dem Blues als Richtschnur

    • |
    • |
    73 Jahre und kein bisschen leise: Bandleader Reimer von Essen begeisterte mit der Barrelhouse Jazzband beim Benefiz-Konzert des Rotary-Clubs Lohr-Marktheidenfeld in Marktheidenfeld.
    73 Jahre und kein bisschen leise: Bandleader Reimer von Essen begeisterte mit der Barrelhouse Jazzband beim Benefiz-Konzert des Rotary-Clubs Lohr-Marktheidenfeld in Marktheidenfeld. Foto: Foto: Martin Harth

    Sie hat in Europa Jazz-Geschichte geschrieben und steht seit 60 Jahren auf der Bühne: Am Samstag gastierte die Barrelhouse Jazzband aus dem Raum Frankfurt am Main in Marktheidenfeld – und am Ende waren die 250 Besucher, die anfangs gespannt waren auf ein außergewöhnliches Konzert, hellauf begeistert.

    Der Rotary-Club Lohr-Marktheidenfeld wollte mit einem Benefizkonzert einen Beitrag zur Unterstützung des Jugendkulturpreises „Justi“ der Jugend-Stiftung des Landkreises Main-Spessart leisten. Präsident Ottmar Kliegl warb nach der Begrüßung in der Aula der Staatlichen Realschule in Marktheidenfeld dafür, Jugendliche zu motivieren, ihre Kreativität und ihr Können im Rahmen des Wettbewerbs zu präsentieren. Damit werde die Öffentlichkeit aufmerksam gemacht auf die großen Talente im Landkreis.

    Vom ersten Moment an gebannt

    „When my Dreamboat comes home“ – mit ihrem traditionellen Auftrittstück war die Barrelhouse Jazzband zuvor auf die Bühne gekommen. Vom ersten Moment an zog das Septett die Zuhörer in den Bann seines fantastischen instrumentalen Könnens. Mit diesem wurde ein an die Tradition anknüpfender, aber eigenständiger und authentischer Jazzstil über die Jahrzehnte geprägt.

    Freilich steht kein Musiker aus dem Gründungsjahr mehr auf der Bühne. Aber seit immerhin einem halben Jahrhundert prägt Bandleader und Arrangeur Reimer von Essen nunmehr das Geschehen. Er moderierte den Abend leise, kenntnisreich und gefühlvoll. Als Musiker steuert er Gesang bei und die virtuose Improvisation auf Klarinette und Alt-Saxophon.

    Unverwechselbarer Klang

    Horst Schwarz spielte Trompete und Posaune, sang und zeichnete mit einer Reihe großartiger Eigenkompositionen wie „The Barrelhouse Showboat“, „Blues‘N'Boogie“, oder „Take us to the Mardi Gras“ für den unverwechselbaren Klang des Septetts verantwortlich.

    Dazu trug auch das ausdrucksstarke Spiel von Frank Selten auf Klarinette und Saxophon von Sopran bis Bass bei, der seit 1961 Mitglied der Frankfurter Jazzband ist.

    Als Überraschung des Abends ist allerdings der in Freiburg lebende, englische Jazz-Musiker und Bandleader Simon Holliday am Klavier anzusprechen. Er war als Vertretung mitgekommen und fiel als Gast nicht auf. Seine fließende Improvisationsgabe am Klavier machte vielmehr den besonderen Barrelhouse-Stil zum Erlebnis.

    Im Hintergrund wirkte Roman Klöcker an der Gitarre und am Banjo als Teil der Rhythmus-Gruppe, der aber auch mit leichter Hand improvisierend mit seinen Soli zu gefallen wusste. Melodiöse Seiten konnte Cliff Soden seinem Kontrabass unter anderem mit ausgiebigen Stakkato-Passagen abgewinnen. Für den rhythmischen Rückhalt der Barrelhouse Jazzband sorgte Schlagzeuger Michael Ehret recht vielfältig, einmal sanft säuselnd, das andere Mal fordernd, treibend.

    Viele Nuancen

    Das Programm bot viele Nuancen. Da waren improvisierende Anklänge an den Gospel wie in Andy Azafs „On Revival Day“ oder Duke Ellingtons „Out South“ zu hören. Klassiker wie Henry Red Allens „Get Rhythm in Your Feet and Music in Your Soul“ oder Fats Wallers „I've Got my Fingers Crossed“ erinnerten an die Tradition von New Orleans, die später in Harlem oder Chicago von den großen Jazz-Bands aufgegriffen worden war.

    Mit kreolischen Rhythmen wie in „Moune A Ou Ce Moune A Ou“ von Rogert Fanfart wurde an vielleicht nicht ganz so geläufige Wurzeln des Jazz erinnert, denen die Frankfurter auch in jüngeren Jahren mit großer Leidenschaft folgten. Als das Septett schließlich „The Blues keep Calling“ des großen US-Jazzpianisten Arthur W. Hodes spielte, schien die Band ganz bei sich zu sein. Bei allem, was die Bandgeschichte ausmachte, sei der Blues immer eine Richtschnur gewesen, meinte Reimer von Essen, und das spürte das Publikum.

    „Boogie for Mister H. H.“

    Zum Schluss des Konzertabends ging es dann noch etwas schneller im Stile des „Jump'n'Jive“ zu, dem Ahnherren der modernen Popmusik. Horst „Morsch“ Schwarz hat diesen besonderen Rhythmus in seinem Stück „Boogie for Mister H. H.“ aufgenommen.

    Selbstverständlich ließ das Publikum die Barrelhouse Jazzband nach diesem Auftritt nicht ohne Zugabe nach Hause. Die Band bedankte sich für den Jubel und den tosenden Applaus mit einem verjazzten „Rock Around the Clock“, das die Bläser-Sektion – Frank Selten, Horst Schwarz und Reimer von Essen – nochmals frei improvisierend von der Bühne mitten unter ihr Marktheidenfelder Publikum führte.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden