Er und 23 andere Behinderte haben am Nikolausnachmittag ihren zweiten Bastelnachmittag im Gemeindesaal der Evangelischen Kirche St. Johannis in Karlstadt. Katharina und 13 weitere Helfer unter der Leitung der Ergotherapeutin und engagierten fünffachen Mutter Elisabeth Mahlke-Gruber bringen Abwechslung ins Leben der gehandicapten Menschen.
Gemünden und Marktheidenfeld
Ins Leben gerufen wurde die Aktion vor etwa vier Jahren von Elisabeth Mahlke-Gruber, die als Ergotherapeutin in den Mainfränkischen Werkstätten in Marktheidenfeld und Gemünden mit behinderten Menschen arbeitet. Bei der Arbeit fiel ihr immer wieder auf, wie sehr die Menschen, die oft in den Wohnheimen direkt neben den Werkstätten wohnen, Abwechslung fehlt. „Ich dachte mir, dass man doch im Herbst/Winter einen oder mehrere Bastelnachmittage organisieren könnte. Das ist ja eigentlich angewandte Ergotherapie.“
„Das schwierigste für uns ist die Suche nach geeigneten Räumen. Wir benötigen ja einen barrierefreien Zugang, und kosten darf das auch nichts.“ Zuerst hat das Team mit der Volkshochschule Karlstadt zusammengearbeitet. Jetzt haben die Mitglieder nach einer langen Suche die evangelische Kirche gefunden, die einen Raum unentgeltlich zur Verfügung stellt. „Wir sind der evangelischen Gemeinde unter Pfarrer Paul Häberlein hierfür sehr dankbar. Auch Material bekommen wir von dort umsonst“, erklärt Elisabeth Mahlke-Gruber. Über Penny Edwards, eine Betriebswirtin, die im Hauptberuf bei Rexroth in Lohr arbeitet und evangelisches Gemeindemitglied ist, entstand der Kontakt. Penny Edwards kümmert sich auch um Spenden, die sie in den vergangenen Jahren bei der Sparkasse und bei Rexroth erhalten hat.
Jeder Helfer hat hier etwa zwei Gehandicapte, denen er beim Basteln hilft. Wie stark die Hilfe ausfallen muss, ist ganz unterschiedlich und hängt vom Grad der Behinderungen ab. Bettina, die die Zimtsterne ganz selbstständig mit Goldbändchen verknotet, oder auch Sandra, die Trisomie 21 hat, und beim Umgang mit der Schere noch Hilfe braucht. Die Betreuer hat Elisabeth Mahlke-Gruber aus dem eigenen Bekanntenkreis rekrutiert. Sie hat vorwiegend Jugendliche animiert, hier zu helfen. „Sie bekommen kaum etwas für ihre Hilfe, aber sie sind ganz engagiert bei der Sache. Manche haben auch schon Erfahrungen über Praktika in caritativen Einrichtungen“, sagt Mahlke-Gruber.
Bastelanleitungen erarbeitet
Dabei dreht sie sich um und zeigt, was für Bastelanleitungen sie und ihr Team bei den Vorbereitungsnachmittagen erarbeitet haben: An drei Tischen werden Transparentsterne gefaltet und aufeinandergeheftet, Nikoläuse aus Tannenzapfen und Nüssen mit Filzmützchen geklebt, Fensterbilder aus Wachmalkreidebildern, die gebügelt werden, geschnitten und gemalt. Außerdem haben die Frauen und Männer im Alter von 20 bis 55 Jahren Zimtsterne ausgestochen, die sie mit Pailetten und Bügelperlen verziert haben und jetzt mit selbst getrockneten Orangenscheiben und Zimtstangen zu Weihnachtsmobiles und Anhängern verarbeiten.
Jeder Behinderte wird von seinem Betreuer angeleitet, an jedem Tisch die verschiedenen Basteleien auszuprobieren. Dadurch kommt auch jeder mal woanders zum Sitzen. Elisabeth Mahlke-Gruber erläutert, dass das ganz wichtig ist, „denn man kennt sich oft von früher, da die Werkstatt in Marktheidenfeld erst später entstanden ist.“ Dagmar, eine kräftige Mittvierzigerin, nickt und meint, dass es auch wichtig ist, dass sie mal was anderes tut als vor dem Fernseher zu sitzen. Hier haben sie viel Spaß, und „dem Nikolaus bin ich auch entwischt“. Was sie nicht wusste: Der verfolgte sie dann eine Stunde später auch zu ihrem Bastelnachmittag.