Jahrzehntelang hat sich die Baugenossenschaft Lohr darauf beschränkt, den vorwiegend aus der Nachkriegszeit stammenden Wohnungsbestand zu verwalten und zu modernisieren. Jetzt will sie wieder bauen. Das hat geschäftsführendes Vorstandsmitglied Bernd Karmann in der Mitgliederversammlung am Mittwoch in der Alten Turnhalle angekündigt.
Die Nachfrage nach Wohnungen sei ungebrochen, berichtete Karmann und sprach von einem »knappen Angebot bei großer Nachfrage«. Die Baugenossenschaft habe keinen strukturellen Leerstand und im vorigen Jahr die geringste Fluktuation seit langem gehabt: Nur 21 Mieterwechsel habe es gegeben, das sei eine Rate von 5,3 Prozent.
Grundstück gesucht
Im Jahr davor seien es noch 34 Mieterwechsel gewesen, »wir hatten auch schon Jahre mit über 40«. Der Standort Lohr werde weiter stark nachgefragt. Die Lohrer Baugenossenschaft trägt sich nach Karmanns Worten deshalb mit dem Gedanken, nach Jahrzehnten wieder neu zu bauen: »Wenn jemand ein geeignetes Grundstück weiß, soll er sich an uns wenden.«
Die Baugenossenschaft hat laut Karmann aktuell 460 Mitglieder (plus 1), die 10500 Geschäftsanteile zu je 150 Euro halten. Im vergangen Jahr hätten 16 Abgängen 17 Zugänge gegenübergestanden. Allein daran sehe man schon, »dass die Baugenossenschaft weiterhin beliebt ist«. Der Bestand sei mit 396 Wohnungen, 66 Garagen und 120 Stellplätzen unverändert.
Die Modernisierung der Wohnungen wurde nach Karmanns Worten auch im vergangenen Jahr fortgesetzt, »um den Bestand weiterhin gut vermieten zu können«. Die Kosten bezifferte er auf 809000 Euro. Dazu komme noch eine knappe halbe Million Euro für den laufenden Unterhalt, so dass die Baugenossenschaft 2018 rund 1,3 Millionen Euro aufgewendet habe – »vorwiegend zu Gunsten heimischer Betriebe«.
Die Modernisierungen würden immer teurer. Dennoch hätten sich die Mieten nur geringfügig erhöht, von 4,88 auf 4,96 Euro pro Quadratmeter. Unverändert geblieben seien die Betriebskosten mit 1,15 Euro pro Quadratmeter. Die Wohnungs- und energetischen Modernisierungen würden in den kommenden Jahren fortgesetzt, kündigte Karmann an. Fast 90 Prozent der Wohnungen verfügten mittlerweile über eine neue Heizung und ein neues Bad.
Einen Überblick über die Modernisierungsarbeiten des letzten Jahres gab Lohrs Stadtkämmerer Uwe Arnold, der Vorstandsmitglied ist. Nach seinen Worten nehmen Sanierungen nach Wasserschäden zu.
Die Bilanzsumme der Baugenossenschaft erhöhte sich um eine gute halbe Million Euro auf 13,4 Millionen Euro. Vor fünf Jahren waren es nur zehn Millionen Euro. Die Eigenkapitalquote liegt mit 6,3 Millionen Euro bei 46,7 Prozent. Den Jahresüberschuss bezifferte Karmann auf rund 215000 Euro.
33 Jahre im Aufsichtsrat
Davon werden nach einem einstimmigen Beschluss der Mitgliederversammlung knapp 48000 Euro als dreiprozentige Dividende auf den Geschäftsanteil ausgeschüttet. Der Rest wandert in die Rücklage.
Nach 33 Jahren schied Hildegard Dicker aus dem Aufsichtsrat der Baugenossenschaft aus. Bürgermeister Mario Paul als Aufsichtsratsvorsitzender überreichte ihr die Goldene Ehrennadel des Verbands Bayerischer Wohnungsunternehmen. Zu ihrem Nachfolger wurde Klaus Hauser gewählt. Die Aufsichtsratsperiode von Sebastian Bahner war abgelaufen, er kandidierte wieder und wurde von den 43 anwesenden Mitgliedern einstimmig bestätigt.
Blumenwiese angelegt
Georg Ludwig Hegel zeigte sich unter Hinweis auf das Volksbegehren »Rettet die Bienen« irritiert über »Steinwüsten« vor sanierten Wohnblocks der Baugenossenschaft in der Weisenau. »Die Bepflanzung kommt im Herbst noch«, versicherte Karmann. Das könne man nicht im Sommer machen. Er verwies darauf, dass man im Innenhof der Wohnblocks mit der Genossenschaftszentrale sogar eine Blumenwiese angelegt habe.
