Es scheint kein Einzelfall zu sein: Erst vor wenigen Tagen gab es im Lohrer Stadtrat eine Nachfrage zu Beschwerden aus Steinbach über Straßenlaternen, die Wohn- und Schlafräume angrenzender Häuser ausleuchten. Nun meldet sich auch aus der Lindigsiedlung ein Mann in der Redaktion, der seit langem mehr Dunkelheit im Schlafzimmer möchte.
In beiden Fällen ist die Beschwerde über zu helle Laternen verbunden mit der Klage, dass die Stadt auf Hinweise nicht reagiere. Diese Erfahrung schildert auch Alfred Holzapfel. Er wohnt an der Kettelerstraße in der Lindigsiedlung. Seit Jahren fühlt er sich dort durch eine Laterne auf der gegenüberliegenden Straßenseite in seiner Nachtruhe gestört.
Die Lampe leuchte derart ins Schlafzimmer im ersten Stock, dass es dort »auch nachts taghell ist«, sagt der 77-Jährige. Den Rollo zu schließen, sei für ihn wegen der fehlenden Luftzufuhr keine Option. Er und seine Frau schliefen seit jeher bei geöffnetem Fenster.
Zur Verdunkelung des Schlafzimmers hat sich Holzapfel etwas einfallen lassen: Einen selbst gebastelten Verdunkelungsvorhang, den er mit einem Holzstock in die Fensteröffnung hängt. »Das mildert das Problem. Aber es ist nicht so, dass ich gesund schlafen könnte«, sagt Holzapfel.
Wegen des Problems hatte er sich schon vor Jahren an die Stadt gewandt. Diese ließ damals tatsächlich eine Blende in die Lampe einbauen. »Da war es halbwegs in Ordnung«, beschreibt Holzapfel den Effekt. Doch über die Jahre sei die Blende wohl ausgebleicht. Der alte Zustand kehrte zurück.
Anrufe, E-Mail: Keine Reaktion
Deswegen rief Holzapfel im Oktober im Rathaus an. Man gebe die Sache weiter, habe ihm die Sachbearbeiterin gesagt. Doch es tat sich nichts. Im März griff Holzapfel erneut zum Telefon. Und im Mai wieder. Weil er keine Rückmeldung erhalten habe, habe er im Juni eine Mail ins Rathaus geschickt – ebenfalls ohne Reaktion.
Im Juni ging Holzapfel zur Sprechstunde des Bürgermeisters ins Rathaus. Mario Paul, so erzählt der Senior, habe ihm versichert, dass sich jemand um die Sache kümmern und er Rückmeldung erhalten werde. Seither habe er nichts mehr gehört, so Holzapfel.
»Da steht man mit ohnmächtiger Wut da«, ärgert sich Holzapfel über die Nicht-Reaktion des Rathauses. Wenn sich dieses schon nicht kümmere, könne man doch dem Bürger wenigstens gestatten, das Problem selbst zu beheben, sagt Holzapfel. »Mit ein bisschen schwarzer Farbe oder Klebeband hätte ich die Sache in zehn Minuten erledigt.«
In seiner Not wandte sich Holzapfel an die Redaktion. Die daraus resultierende Nachfrage im Rathaus sorgte noch am selben Tag dafür, dass er eine Rückmeldung erhielt. Mittlerweile hat sich ein Monteur der Energieversorgung die Laterne angesehen. Das Problem soll in den nächsten Tagen mit einer Blendfolie behoben werden, so die Aussage gegenüber Holzapfel.
Das Rathaus, so dessen Sprecher Dieter Daus, habe sich bei Holzapfel dafür entschuldigt, dass er über ein halbes Jahr lang trotz mehrfacher Nachfragen keine Rückmeldung erhalten habe.
Holzapfel schlägt unterdessen vor, dass die Stadt später in der Nacht jede zweite Laterne ausschalten könne: »Jeder redet von Lichtverschmutzung. Aber keiner tut was«, sagt er. Aus technischer Sicht sei ein solches Abschalten zu gewissen Zeiten denkbar, sagt Rathaussprecher Daus dazu.
Allerdings liege die Verkehrssicherungspflicht bei der Stadt. Gerade in Wohngebieten habe eine halbierte Ausleuchtung deswegen »nicht nur Vorteile«, so Daus. Deswegen habe die Stadt bislang nur zurückhaltend diese Möglichkeit genutzt, beispielsweise in der Rechtenbacher Straße oder auf der Osttangente.