„Ich brauche weniger Personal“, sagt Markus Nicklaus, Bestatter in Karlstadt. Der Grund dafür: Immer mehr Menschen werden nach ihrem Tod verbrannt – auch in Karlstadt. Jeder zweite Verstorbene wird nach Aussage der Stadt mittlerweile in einer Urne beigesetzt.
Meist sind praktische Überlegungen der Grund für diese Entscheidung. „Es geht dabei hauptsächlich um die Pflege der Grabstätte und die Folgekosten“, sagt Nicklaus. „Dass die Kinder von ihrem Heimatort wegziehen, ist auch ein Grund.“
Viele Familien leben weit verstreut; die Kinder beginnen anderswo ihr eigenes Leben, wenn sie mit der Schule fertig sind. Die Entfernungen zum Geburtsort und den noch vorhandenen Familiengräbern wachsen immer mehr.
Das Modell passt nicht mehr
„Die Gesellschaft wird zusehends mobiler“, sagt auch Sabine Zabl-Iberl von der Stadt Karlstadt. „Das Modell des herkömmlichen Familiengrabes mit dem damit verbundenen Pflegeaufwand und Kosten passt nicht mehr.“ Auch in Karlstadt gebe es dementsprechend immer mehr Urnengrabanlagen für eine Erdbestattung oder Urnenwände mit Nischen für die Aschenbestattung.
Neben dem leichter zu überschauenden Pflegeaufwand bei Feuerbestattungen spielen oft die Kosten eine Rolle für die Entscheidung. Die Ausgaben für eine Feuerbestattung seien wegen der kürzeren Mindestruhezeiten geringer, so Zabl-Iberl – laut Karlstadter Friedhofssatzung müssen herkömmliche Särge mindestens 15, Aschereste nur mindestens zehn Jahre ruhen, bis die Gräber aufgegeben werden dürfen.
Allerdings: „Die Kosten richten sich nach der Ausgestaltung der Grabstätte“, sagt Markus Nicklaus. „Die Möglichkeiten bei Feuerbestattungen sind nahezu unbegrenzt; ein Urnengrab lässt sich genauso ausschmücken, wie ein Erdgrab.“ Beziffern könne man einen Kostenunterschied deshalb nicht.
Weniger Platzbedarf
In Karlstadt sind Urnenbeisetzungen in Erdgrabstätten auf jedem Friedhof möglich. Auf dem Stadtfriedhof und dem Ostfriedhof kann die Asche außerdem oberirdisch in Urnenkammeranlagen oder Urnenstelen beigesetzt werden. Urnenstele sind aus Naturstein oder Beton bestehende Säulen, die eine oder mehrere Urnen fassen können. Bei Gemeinschaftsabteilungen wie Urnenkammeranlagen übernimmt, anders als bei Wahlgräbern, die Stadt die gärtnerische Pflege.
Doch während es immer mehr Urnengrabanlagen und Urnenwände mit Nischen für die Aschenbestattung gibt, werden die alten Friedhofsbereiche nach und nach leerer. Angehörige geben ihre Familiengräber – wenn auch oft schweren Herzens – mit Ablauf der Nutzungsfristen allmählich vereinzelt auf.
„Diese Entwicklung führt mit ihrem geringeren Flächenbedarf zunehmend zu unschönen Leerflächen in den alten Friedhofsbereichen“, sagt Zabl-Iberl. „Vorhandene Erweiterungsflächen müssen nicht mehr zur Schaffung von zusätzlichen Erdgräbern in Anspruch genommen werden.“ Die Lücken, die durch die nach und nach aufgegebenen Familiengräber entstehen, seien zu klein, um sie sinnvoll zu nutzen und die Kommune müsse sie pflegen, so Zabl-Iberl.