Da glänzten die Augen von Heribert Heeg vor Freude: Schon zehn Minuten vor der Vernissage war sein erstes Werk verkauft. Die zwei hölzernen Kettenglieder hatten ein Ehepaar aus Lohr bereits Tage vorher fasziniert, als die beiden Künstler vom Untermain ihre Werke hinter den großen Schaufensterscheiben des Fischerhauses aufbauten.
Heribert Heeg aus Johannesberg steuert hölzerne Skulpturen bei, die Wände zieren Malereien von Elisabeth Harnischfeger aus Laufach. Beide sind seit mehr als 25 Jahren künstlerisch tätig, für beide ist es – trotz der räumlichen Nähe – die erste Ausstellung im Landkreis Main-Spessart. Es ist eine sehenswerte, zumal sich die Werke der beiden Künstler wunderbar ergänzen.
Selbstbeschränkung bei der Auswahl zahlt sich aus: Die schlanken Figuren Heegs haben den Raum, den sie brauchen, um zu wirken. Die überdimensionalen Kettenglieder aus Holz, im Format einer Meekuh-Kette, zieren die Schaufenster. Ihre Flexibilität erlaubt verschiedene Positionierungen: Man kann sie aufhängen oder hinstellen, je nach Belieben.
Die Ketten stehen für Bewegung. Ebenso der Wanderer aus dunklem Akazienholz, mitten im Raum, mit seiner seltsamen Kopfbedeckung und seinen riesigen Lauscherohren. Heeg ist interessiert an Bewegung, „an der Bewegung in uns“. Diese sei „so unkontrolliert wie das, was ich mache“, sagt er mit der Gelassenheit eines Menschen, der sich auf seinen Reisen durch Indien und Nepal hat prägen lassen. Weniger Besuchermassen wünscht sich der 54-Jährige, lieber Leute, die sich für seine Werke interessieren.
Auch Harnischfeger ist in Bewegung. Gewaltig sogar. Im Westraum des Fischerhauses präsentiert sie Arbeiten aus ihrer Vergangenheit: gegenständlich, naturalistisch, teilweise farbintensiv. Im großen Raum zur St.-Michael-Kirche hin dann ihre jüngsten Werke: abstrakt, sparsam in den Farbtönen, experimentell. „Ich mache immer was anderes“, sagt die 64-jährige Laufacherin.
Was sie in ihren Werken aus Acryl-Mischtechnik verwendet, bestimmt bisweilen der Zufall. Momentan sind es Baumaterialien, die beim Umbau ihres Bades anfallen, Sägestaub von Rigipsplatten, Abdecklack, Fugenmörtel. Zusammen mit Farbe gibt das „fette Strukturen“, wie sie selbst es beschreibt.
„Heimat“ hat sie eines ihrer beiden Bilder genannt, die farblich etwas stärker hervorstechen. Erst zwei Wochen vor der Ausstellung hat sie es fertiggestellt. „Ich versuche, mich vom Naturalistischen zu lösen“, sagt sie. Es klingt, als wäre es harte Arbeit. Harte Arbeit an sich selbst. „Vogelfrei“, nennt sie eines ihrer abstrakten Bilder, „Entdeckung“ ein anderes. „Das war der härteste Kampf.“
„Naturalistisch ist einfacher“, erläutert Harnischfeger. „Da ist schon was da: das Bild“. Abstraktes dagegen entstehe im Kopf und auf der Leinwand. „Jedes Bild ist eine Herausforderung“, gesteht sie, „und es ist immer wieder überraschend, was dabei herauskommt.“
Geöffnet: Freitag, 29. April bis Sonntag, 1. Mai, jeweils 14 bis 18 Uhr.