Seit 2012 sind die Planungen von Windenergieanlagen im Naturpark hessischer Spessart auch in Bayern bekannt. Seit 2013 standen die Staatskanzleien sowie verschiedene Ministerien in Hessen und Bayern im Schriftverkehr, schreibt die Initiative Windkraft im Naturpark Spessart in einer Mitteilung.
Fünf Jahre nach dem ersten Schreiben überreichten kürzlich Michaela Münch, Initiative gegen Windkraft im Naturpark Spessart, und Rolf Zimmermann, Vernunftkraft Hessen, ein Schreiben an Ministerpräsident Markus Söder während seines Besuches in Lohr. Darin wurde die dringende Bitte an Söder gerichtet, sich zum Windpark Flörsbachtal-Roßkopf mit Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier „auf Augenhöhe“ auszutauschen.
Die Windkraftkritiker sehen laut der Mitteilung ihre Behauptung, dass die Genehmigung die das Regierungspräsidium Darmstadt am 27. Juni erteilt hat, gegen das Naturschutzrecht verstößt, von einem Antwortschreiben von Bouffier vom 30. August 2013 bestätigt: „Bei der Beurteilung von grenznahen Projekten oder solchen, die eine grenzüberschreitende Wirkung haben können, ist immer auch die Wirkung auf die angrenzende Region zu betrachten und zu berücksichtigen – und gerade in Hessen und Bayern gibt es im Natur- und Artenschutz vergleichbare Kriterien für die Genehmigungsfähigkeit von Windenergieanlagen. Werden vor diesem Hintergrund entscheidungsrelevante Naturschutzbelange jenseits einer Landesgrenze nicht ermittelt, könnte die ganze Entscheidung rechtsfehlerhaft sein. Dies ist sicher nicht im Interesse der Genehmigungsbehörde, gleich auf welcher Seite der Landesgrenze.“
Die zuletzt eingereichten ornithologischen Untersuchungen im Gebiet Roßkopf wurden vom Regierungspräsidium zwar im Bescheid erwähnt, wären aber unbegründet. Aus einer kürzlich verfassten Stellungnahme des Naturpark Spessart Bayern geht hervor: „Um auch weiterhin Zinsen für die Region abzuwerfen, muss das Guthaben Landschaft aus unserer Sicht gehegt und vor einer Entwertung geschützt werden, ansonsten waren die Sparbemühungen von fünf Jahrzehnten vergebens.“
Auch darauf war Bouffier laut der Initiative in einem Schreiben vom 19. März 2016 bereits eingegangen: „Ich darf Ihnen versichern, dass das Regierungspräsidium Darmstadt alle vorgetragenen Einwände und Bedenken verantwortungsvoll und mit großer Sorgfalt prüfen wird. Auch der Umgang mit dem Landschaftsbild Spessart wird insofern sicherlich zu den zentralen Fragen gehören, die im Erörterungstermin besprochen werden.“
Das Regierungspräsidium Darmstadt trage den bayerischen Bedenken in seiner Beurteilung im Bescheid jedoch nicht genügend Rechnung, meint die Initiative gegen Windkraft. Die BI Windkraft im Spessart habe bereits Klage, was die Verstöße gegen das Naturschutzgesetz betreffen, erhoben. Die Hoffnung sei nun, dass Bayerns Ministerpräsident Söder zeitnah den Austausch mit Hessens Ministerpräsident Bouffier suche, sodass über fünf Jahrzehnte Engagement zur Förderung und Erhalt des größten zusammenhängenden Mischlaubwaldgebietes Deutschlands als länderübergreifender Naturpark Spessart nicht erfolglos würden.