Nicht bei jedem ist der Biber ein gern gesehener Gast. Leider, sagen die Experten des Bundes Naturschutz (BN) und verweisen auf die ökologische Bedeutung des geschützten Nagetieres. Ihr Ziel ist es, dem Biber zu mehr Akzeptanz in der Bevölkerung zu verhelfen. Unterstützt werden sie dabei von Steinfelds Bürgermeister Günter Koser (CSU).
Vor rund zwei Jahren hat sich etwas unterhalb der Buchenbachquelle in Hausen ein Biber angesiedelt. Er hat eine Burg gebaut und den Bach aufgestaut, sodass ein kleiner See entstanden ist. Am Donnerstagnachmittag fanden sich dort der für den Bereich Nordbayern zuständige BN-Biberbeauftragte Horst Schwemmer, der BN-Kreisvorsitzende Erwin Scheiner, Bürgermeister Koser sowie die Anwohner Gerd Reimer und Karlheinz Röder ein.
Biber tragen zur Artenvielfalt bei
Laut Schwemmer geht es beim Biber vor allem um zwei große Themen: Zum einen trage die Tierart, von der es nach ihrem Aussterben vor 150 Jahren in Bayern mittlerweile wieder rund 20 000 Exemplare gebe, zur Erhöhung der Artenvielfalt bei. Biberreviere zählen Schwemmer zufolge zu den artenreichsten Biotopen überhaupt; hunderte Tier- und Pflanzenarten profitierten von der Rückkehr des Bibers.
Zum anderen helfe der Biber beim dezentralen Wasserrückhalt, so Schwemmer. In Biberansiedlungen mit den für sie typischen aufgestauten Gewässern verzögere sich der Wasserabfluss enorm. In trockenen Jahren profitiere nicht nur die Natur, sondern auch die Landwirtschaft von den vom Biber geschaffenen Aufstauungen. Der Biber bewege mittlerweile auch die Landespolitik; er werde als Teil des Wassermanagements wahrgenommen, so Schwemmer.
Gerade in der Trockenregion auf der fränkischen Platte sollte man für jeden Tropfen Wasser dankbar sein, betonte Bürgermeister Koser. Er weigere sich, Biberdämme zu entfernen, im Bedarfsfall würden sie höchstens etwas niedriger gemacht.
Negatives Bild trotz Entschädigungen
Koser bedauerte, dass etliche Leute nur die vom Biber verursachten Schäden sähen, nicht aber den Nutzen. Mit betroffenen Grundstückseigentümern sei man so verblieben, dass die Gemeinde entstandene Schäden ausgleiche; es gehe dabei um keine großen Beträge. Gerd Reimer fand es schade, dass viele Bürger trotz der Ausgleichszahlungen dem Biber gegenüber negativ eingestellt seien; seiner Ansicht nach ist es "ein Geschenk der Natur, wenn der Biber kommt".
Auch Erwin Scheiner warb für eine bessere Akzeptanz des Bibers, der seit etwa 35 Jahren wieder in der Region ansässig sei. Heute habe man in Unterfranken eine "stabile und gute Population". Wie die Gemeinde Steinfeld mit dem Biber und betroffenen Eigentümern umgeht, gefiel ihm. Wenn man miteinander rede, finde man auch eine Lösung, so Scheiner.
Weidenstecklinge als Baumaterial und Nahrung
Karlheinz Röder, der direkt neben dem Hausener Bibersee eine Wiese mit Obstbäumen hat, nimmt es gelassen, dass die Bäume im vergangenen Winter dem Biber zum Opfer fielen. Er hat neue gepflanzt und diese mit Drahtgeflecht gegen die scharfen Zähne des Bibers geschützt. Das Geld, das er von der Gemeinde als Ausgleich erhielt, hat er wieder gespendet. Es sei interessant zu sehen, wie der Biber die Landschaft verändert, sagte er beim Ortstermin am Mittwoch.
Auch der Gemeinde gehört eine Wiese im Bereich des Bibersees. Dort sollen nun Weidenstecklinge eingebracht werden, um dem Biber auch in Zukunft Nahrung und Baumaterial zu bieten.
Wenn Biber zu große Schäden anrichten, kann behördlicherseits die "Entnahme" des verursachenden Tieres genehmigt werden - in der Regel bedeutet dies dessen Tötung. Schwemmer zufolge gab es im Jahr 2019 im Landkreis Main-Spessart keine einzige "Entnahme", in Unterfranken waren es seinen Worten nach 26 und bayernweit 1948.