Die Himmelstadter Biosanica Manufaktur GmbH errichtet in Süderholz (Mecklenburg-Vorpommern) eine der modernsten Produktionsanlagen für Trockenfrüchte in Europa. Vor wenigen Tagen fand der Spatenstich für die rund 3,5 Millionen Euro teure Investition statt. Dabei gaben Monika und Martin Nätscher auch bekannt, dass sie von Himmelstadt nach Mecklenburg-Vorpommern umziehen werden. Im Dezember 2010 war die Firma, die heute Deutschlands größter Hersteller von Apfeltrockenprodukten ist, von Steinfeld nach Himmelstadt übergesiedelt. In Steinfeld hatte Nätscher das zuvor insolvente Unternehmen von Georg Thalheimer mit einem Teil der Maschinen und Mitarbeiter übernommen.
Ist mit der aktuellen Investition der Standort in der Rudolf-Diesel-Straße 13 in Himmelstadt gefährdet, zumal das Anwesen hier nur angemietet ist? Derzeit sind hier circa zwölf Mitarbeiter tätig. Martin Nätscher versichert: Er soll parallel erhalten bleiben, obwohl das, was Himmelstadt in einer Woche produziert, in Mecklenburg-Vorpommern maximal einen Tag dauern werde.
Aber: „Nach Produktionsstart in Mecklenburg-Vorpommern wird die Produktion in Himmelstadt auf spezielle Aufgaben verändert.“ So wurde hier auch investiert, zum Beispiel in eine Wärmerückgewinnung.
Derzeit werde in Himmelstadt an sieben Tagen jeweils 24 Stunden gearbeitet. „Das ist für Mensch und Maschine eine enorme Belastung.“ Das Werk in Mecklenburg-Vorpommern soll diese Situation entspannen. Ohne diese neue, moderne und energiesparende Produktion wäre Biosanica auf Dauer nicht wettbewerbsfähig. Nätscher: „So gesehen sichert Mecklenburg-Vorpommern auch Arbeitsplätze in Himmelstadt.“
Biosanica zählt zu den führenden Herstellern von Bio-Trockenfrüchten in Europa. Schnell erwies sich der neue Standort im Himmelstadter Gewerbegebiet als zu klein. Und die Nätschers standen vor der Entscheidung: anbauen oder umziehen. Einerseits wären sie gerne in Himmelstadt oder der Region geblieben. Andererseits lockten besonders gute Förderbedingungen beispielsweise im strukturschwachen Mecklenburg-Vorpommern.
„Die sehr aktive und konstruktive Unterstützung der Wirtschaftsfördergesellschaft Vorpommern, der Landesregierung Mecklenburg-Vorpommern sowie des Landrats und anderen Verantwortlichen hat die Entscheidung nachhaltig positiv beeinflusst“, heißt es in einer Pressemitteilung zu dem Spatenstich, der am Freitag vor Fasching stattfand.
Mit Norbert Braun (Greifswald) und der Mymuesli GmbH (Passau) wurden im Oktober 2012 zwei erfahrene und starke Partner weitere Gesellschafter – als Basis für weiteres Wachstum.
Gründe für Umzug
Bei der Entscheidung für den Umzug nach Mecklenburg-Vorpommern spielten aber nicht nur die attraktiven Rahmenbedingungen eine Rolle. Vielmehr sprechen der kurze Weg zur Rohstoffversorgung und die geplante Erschließung der Märkte in Skandinavien dafür. Süderholz liegt in der Nähe der Ostseeinsel Rügen. Bio-Äpfel kommen aus dem Alten Land bei Hamburg, Mecklenburg Vorpommern und Rügen. Mit der zusätzlichen Produktionskapazität in Mecklenburg-Vorpommern soll das bestehende Wachstum weiter ausgebaut und die Marktführerschaft in Europa erreicht werden.
Die neue Halle mit 2000 Quadratmetern Produktionsfläche auf einem 22 000 Quadratmeter großen Grundstück am Autobahndreieck Pommern soll im August/September 2013 fertig sein. Am neuen Standort werden zunächst zwölf Vollzeitarbeitsplätze geschaffen.
Die Produkte von Biosanica
Die Biosanica Manufaktur GmbH hat 2012 rund 180 Tonnen Bio-Apfeltrockenprodukte hergestellt. Dafür wurden rund 1400 Tonnen Bio-Äpfel verarbeitet. Die Firma ist Deutschlands größter Hersteller von Apfeltrockenprodukten. Grundsätzlich wird nur zertifiziertes Bio-Obst verarbeitet. Zu 80 Prozent stammt die Ware aus Deutschland, entweder aus dem Alten Land bei Hamburg oder aus der Bodenseeregion. Die restlichen 20 Prozent kommen aus Südtirol.
Schwerpunktmäßig stellt Biosanica in Himmelstadt getrocknete Apfelwürfel her. Die Abnehmer sind führende Bio-Müslihersteller in Deutschland, Österreich, Frankreich oder auch Dänemark. Weitere Hauptprodukte sind getrocknete Apfelscheiben, Apfelchips und Apfelpommes – je nach Form.
Diese gehen an vielerlei Abnehmer, darunter auch zu Discountern wie Aldi. Das neueste Produkt ist Bio-Apfelmehl, das für Bio-Teemischungen oder Bio-Backwaren eingesetzt wird.
Ein weiteres Geschäftsfeld ist der Handel mit rund 150 verschiedenen Bio-Produkten wie zum Beispiel einer pflanzlichen Streuwürze, Bio-Getreide, Aprikosenkerne und mehr. Fünf vegetarische Brotaufstriche und drei Pestos werden nach dem Rezept von Biosanica hergestellt.
Martin Nätscher war als Quereinsteiger zur Vorgängerfirma Biosanica in Steinfeld gekommen, die wegen Problemen aus der Vergangenheit in Insolvenz ging. Mit einigen Beschäftigten und einem Teil der Maschinen wagte Nätscher zusammen mit seiner Frau in Himmelstadt im ehemaligen Gebäude der Firma Kaho den Neuanfang.