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HIMMELSTADT: Biosanica schließt in Himmelstadt nun doch

HIMMELSTADT

Biosanica schließt in Himmelstadt nun doch

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    Da spielte Himmelstadt noch die Hauptrolle: Auf diesem Foto von Anfang 2012 sieht man, wie Apfelchips bei der Biosanica Manufaktur GmbH versandfertig gemacht werden.
    Da spielte Himmelstadt noch die Hauptrolle: Auf diesem Foto von Anfang 2012 sieht man, wie Apfelchips bei der Biosanica Manufaktur GmbH versandfertig gemacht werden. Foto: Foto: Karlheinz Haase

    Martin Nätscher macht keinen Hehl daraus: Bis Ende des Jahres wird es die Firma Biosanica Manufaktur GmbH nicht mehr in Himmelstadt geben. Dann werden ausschließlich im neuen Werk in Mecklenburg-Vorpommern die Bio-Apfelchips produziert – ökonomischer und in größerem Stil.

    Noch im Februar hatte der Mann der Geschäftsführerin Monika Nätscher versichert, der Standort in der Himmelstadter Rudolf-Diesel-Straße 13 werde erhalten bleiben. Zu dem Zeitpunkt hatte gerade der Spatenstich für eine 2500 Quadratmeter große Produktionshalle in Süderholz stattgefunden. Die guten Förderbedingungen im strukturschwachen Mecklenburg-Vorpommern erleichterten die Entscheidung für die 3,5 Millionen Euro teure Investition.

    Nätscher hatte angekündigt, nach dem Produktionsstart in Mecklenburg-Vorpommern werde sich die Produktion in Himmelstadt auf spezielle Aufgaben konzentrieren. „Himmelstadt wird seine Nischen finden.“ Letztlich werde das neue Werk in Mecklenburg-Vorpommern auch Arbeitsplätze in Himmelstadt sichern.

    Am 9. September ist nun das Werk in Süderholz mit 15 Mitarbeitern in Betrieb gegangen. „Wir haben uns nun kurzfristig entschieden, den Betrieb in Himmelstadt zu schließen“, erklärt Nätscher. Nach wie vor sagt er, dass man versucht habe, in Himmelstadt Nischen zu finden. Beispielsweise habe man dran gedacht, Frischeobst für Bäckereien zu schälen. Doch hätte man hier in eine Modernisierung des angemieteten Gebäudes investierten müssen, beispielsweise beim Schallschutz. Ein Nachbar beschwere sich hier immer wieder. Man hätte auch investieren müssen, um zertifiziert zu werden.

    In Süderholz werde das Fünffasche geleistet beim selben Energieverbrauch. Das habe man in den ersten Wochen der Produktion in der Praxis erleben können. Letztlich habe er auch gemerkt, dass die Distanz zwischen Himmelstadt und Mecklenburg-Vorpommern zu groß ist zum Pendeln. Familie Nätscher wird mit den beiden 18- und 14-jährigen Kindern nach Mecklenburg-Vorpommern ziehen.

    Himmelstadt hatte in der Spitzenzeit zehn bis zwölf Mitarbeiter. Deren Verträge seien bereits nicht verlängert worden, berichtet Nätscher. Stattdessen waren Zeitarbeitskräfte beschäftigt worden. Aktuell würden noch fünf Personen hier arbeiten, mit denen „saubere Einigungen“ getroffen worden seien, wie sich Martin Nätscher ausdrückt, ohne dies näher zu erläutern. Der Umzug nach Süderholz sei den Mitarbeitern angeboten worden, komme aber für keinen infrage.

    Diesen Sommer war der Standort in Himmelstadt auch ins Visier des Gewerbeaufsichtsamts und der Hygienekontrolleure geraten. So hatte ein früherer Mitarbeiter umfangreiche, auch arbeitsschutzrechtliche Vorwürfe erhoben. Wie der Pressesprecher der Regierung von Unterfranken auf Anfrage mitteilt, ist diesen das Gewerbeaufsichtsamt Würzburg – soweit zuständig – nachgegangen. Nach einer umfassenden Betriebsbesichtigung habe das Gewerbeaufsichtsamt die Firma aufgefordert, die Mängel bis Mitte November zu beseitigen. Dies entspreche dem üblichen Vorgehen. Die Firma habe sich einsichtig und kooperationsbereit gezeigt.

    Nätscher gibt zu, dass einige Details nicht den Vorschriften entsprachen. Beispielsweise hatte eine Leiter kein Sicherheitszeichen. Das meiste habe man schnell beheben können. Anderes lohne sich nicht mehr. So hätten die Wände hinter dem Trockner gefliest werden müssen, weil sich dort Flecken bildeten. Doch sei die Produktion derzeit schon nahe Null. Momentan werde in erster Linie ausgeräumt. Die Maschinen werden teils verschrottet, teils können sie in der Produktion in Süderholz wieder eingesetzt werden.

    Das Unternehmen

    Biosanica zählt zu den führenden Herstellern von Bio-Trockenfrüchten in Europa. Die Gesellschaft wurde 2010 von Monika und Martin Nätscher gegründet und zog im Dezember 2010 von Steinfeld ins Himmelstadter Gewerbegebiet. Schnell erwies sich der neue Standort als zu klein.

    Mit Norbert Braun (Greifswald) und der Mymuesli GmbH (Passau) wurden im Oktober 2012 zwei erfahrene und starke Partner weitere Gesellschafter – als Basis für weiteres Wachstum. Man errichtete in Mecklenburg-Vorpommern eine der modernsten Produktionsanlagen für Trockenfrüchte in Europa.

    Für den Umzug nach Mecklenburg-Vorpommern spielten auch der kurze Weg zur Rohstoffversorgung und die geplante Erschließung der Märkte in Skandinavien dafür. Süderholz liegt in der Nähe der Ostseeinsel Rügen. Bio-Äpfel kommen aus dem Alten Land bei Hamburg, Mecklenburg Vorpommern und Rügen. Die Firma ist Deutschlands größter Hersteller von Apfeltrockenprodukten.

    Hauptanbaugebiete der in Vorpommern verarbeiteten Äpfel sind bislang Südtirol und das Alte Land bei Hamburg. Es sind Äpfel in Bio-Qualität, die für den Verkauf nicht infrage kommen, weil sie optisch nicht der Norm entsprechen. Künftig will das Unternehmen die Äpfel vorrangig aus Norddeutschland beziehen. Zudem sei der Anbau von Bio-Äpfeln auf der Insel Rügen geplant.

    Die Abnehmer sind führende Bio-Müslihersteller in Deutschland, Österreich, Frankreich oder auch Dänemark. Weitere Hauptprodukte sind getrocknete Apfelscheiben, Apfelchips und Apfelpommes. Diese gehen an vielerlei Abnehmer, auch zu Discountern wie Aldi. Das neueste Produkt ist Bio-Apfelmehl, das für Bio-Teemischungen oder Bio-Backwaren eingesetzt wird. TEXT: HOP

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