Auf zwischen acht und 10,5 Millionen Euro hat Helmut Stahl vom Architekturbüro Stahl.Lehrmann die Sanierungskosten für das Frammersbacher Freibad geschätzt. Er stellte am Mittwochabend bei einer Bürgerversammlung in Frammersbach eine Kostenprognose für die Renovierung des in die Jahre gekommenen Terrassenbades vor.
Dabei ging der Würzburger Architekt von zwei alternativen Vorgehensweisen aus: Die erste betrifft eine Modernisierung des Bads ohne »Winterbetrieb«. Die zweite umfasst eine Sanierung, die auf die Mitnutzung der Sanitäranlagen durch Gäste eines optional geplanten Baumhaushotels und Campingplatzes in unmittelbarer Nähe des Bades ausgelegt ist. Dabei wurde jeweils noch zwischen Edelstahl- und Folienbecken unterschieden.
Lange Liste mit Sanierbedarf
Die Liste an erforderlichen Sanierungsarbeiten, um das Freibad dauerhaft zu erhalten, ist lang: Dies erfuhren die gut 280 Besucher der Bürgerversammlung in einem detaillierten Vortrag des Architekten. So muss beispielsweise das in den Hang gebaute Schwimmerbecken, das sich am hinteren Rand bereits um 3,5Zentimeter geneigt hat, mit einer Bohrpfahlwand gesichert werden. Veraltete Pumpen müssen ausgetauscht, die Becken und die Sanitäranlagen erneuert sowie die Technik modernisiert werden.
Für den Kiosk schlug Stahl eine Dachsanierung und Vergrößerung vor. Die Waschbetonelemente sollen verschwinden und der Kiosk »zum Aushängeschild mit bodentiefen Fenstern und Panoramablick« werden. Die Sanierung des gesamten Bades müsse nicht am Stück durchgeführt werden, beruhigte der Architekt. Er stellte stattdessen drei Maßnahmenpakete vor.
Häppchenweise Renovierung
Das erste beinhaltet unter anderem die Sanierung des Schwimmerbeckens, das Priorität haben sollte, weil es sich schon abgesenkt hat. Auch die Erneuerung des Kiosk- und Sanitärgebäudes ist Teil dieses ersten Maßnahmenpakets, das je nach Ausstattung mit bis zu sechs Millionen Euro zu Buche schlägt.
Maßnahmenpaket 2 beschäftigt sich dann unter anderem mit der Ertüchtigung des Technikgebäudes und der Sanierung des Sprungbeckens, wofür bis zu 2,9 Millionen Euro veranschlagt werden. Das letzte Paket enthält als größten Posten die Sanierung des Nichtschwimmer-Beckens und der Rutsche und soll bis zu 1,6 Millionen Euro kosten.
Es sei möglich, die Baumaßnahmen in kleine Häppchen aufzuteilen, betonte Helmut Stahl. Der Architekt rechnete mit drei bis vier Jahren Gesamtdauer und mindestens einer Saison, in der das Bad nicht genutzt werden kann.
Bürgermeister Christian Holzemer sagte, dass die zehn Millionen auch im Marktgemeinderat für Schrecken gesorgt hätten. Er machte bei der Bürgerversammlung aber deutlich, »dass das Freibad auch ohne diese Investitionen noch mehrere Jahre so weiterbetrieben werden kann«. Um das Bad allerdings dauerhaft zu erhalten, müsse an die Sanierung herangegangen werden. »Mit unserem Haushalt werden wir das sicher nicht alles in einem Zug schaffen«, betonte Holzemer.
Die Bürger demonstrierten mit ihren Fragen und Anregungen, dass ihnen ihr Terrassenbad am Herzen liegt. Skepsis schlug allerdings dem Baumhaushotel entgegen, das als eine Möglichkeit der Zukunftssicherung für das Bad genannt wurde. Die Gäste aus den am nahen Waldrand gebauten Baumhäusern und des ebenfalls in Aussicht gestellten Campingplatzes müssten einen separaten Zugang zu den Sanitäranlagen bekommen. Von rund 900000 Euro Mehrkosten ist bei dieser Variante auszugehen. »Pro Übernachtung wird dann vom Hotelbetreiber eine Summe x an den Markt für die Nutzung der Sanitäranlagen überwiesen«, erklärte Holzemer den Plan dahinter.
Beschlossen ist hierzu aber noch nichts, machte der Bürgermeister mehrmals nach kritischen Fragen aus der Bürgerschaft klar. Holzemer erklärte auch, dass mit Winterbetrieb nicht gemeint sei, dass das Freibad ganzjährig zum Schwimmen bereitsteht. Die sonst von Mai bis September dauernde Saison solle durch Baumhaushotel und Campingplatz »ein Stückchen erweitert und die vorhandene Infrastruktur so länger genutzt werden«, erläuterte er. Als Beispiel führte Holzemer Touristen oder Wandergruppen an, die auch im April oder Oktober noch in Baumhäusern oder Zelten in Frammersbach Station machen könnten.
Der Architekt wies außerdem darauf hin, dass das Frammersbacher Bad »zu viel Wasserfläche für zu wenig Bevölkerung« habe. Je größer die Wasserfläche ist, desto höher fallen die Kosten für die Beheizung der Becken aus. Deshalb schlug Helmut Stahl eine weitere Sanierungsvariante vor, die den Sprungbereich ins Schwimmerbecken integriert. Dies verringert die Wasserfläche und würde in weniger Betriebskosten resultieren.
Zu niedrige Wassertemperatur?
Regina Welzenbach kritisierte bei ihrer Wortmeldung die zu niedrige Wassertemperatur im Nichtschwimmer-Becken. Deshalb würden Badegäste nach Lohr und Lohrhaupten ausweichen. Das Becken um ein Grad höher aufzuheizen, könne je nach Außentemperatur mehrere tausend Euro Zusatzkosten pro Badetag bedeuten, erläuterte Holzemer. Zuvor hatte der 41-Jährige bereits auf ein erwartetes Jahresdefizit des Schwimmbads von 470000 Euro verwiesen.
Monika Englert hatte mit dem vorgestellten Kiosk-Konzept ein Problem. Sie betonte, dass sie »kein Feinschmecker-Restaurant mit vielen Plätzen drinnen« benötige, sondern draußen sitzen wolle. Am Ende der mehr als zweistündigen Bürgerversammlung bat Holzemer um weiteres Feedback von den Frammersbachern zur Zukunft ihres Freibads. Die Diskussionen über das, was machbar ist, werden jetzt im Ort sicher an Fahrt aufnehmen. Denn auch wenn die Frammersbacher gerne im Terrassenbad schwimmen, schwimmt die Marktgemeinde nicht gerade in Geld.