Noch Sekunden nach dem Auslösen der Zündmechanismen war der Schall auf dem idyllisch gelegenen Schießplatz zu hören. Das erste unterfränkische Böllerschützentreffen anlässlich des 75. Jubiläumsfestes des KKS-Altfeld am Wochenende beeindruckte vor allem durch Präzision in der Schussfolge.
"Laden" (Pulver einbringen, Kork aufsetzen), "Verdämmen" (Gemeinsames Verdämmen), "Zündhütchen setzen" (anschließend Hahn in Schuss-Stellung bringen), "Böller hoch, Feuer" (bei Salut: wenn sich die Fahne des Schießleiters senkt) lauteten die Befehle des Schussleiters Stefan Fertig.
Fünf unterschiedliche Verläufe wurden ausgetragen: Doppelsalut (zunächst Handböller, dann Salutkanonen), Reihenfeuer (langsam, erster Schütze beginnt), Vor- und Rücklauffeuer (erster Schütze beginnt, dritter, fünfter Schütze führten fort, dann Umkehrung), Reihenfeuer schnell (Schütze eins beginnt), Salut.
30 Böllergruppen mit 215 Schützen waren zu diesem Debüt angereist, den weitesten Weg hatte die St. Sebastiani Schützenbruderschaft aus Bonn-Rheindorf.
Nach der offiziellen Begrüßung durch Schützenmeister Rainer Gerberich war es für Schuss-Meister Stefan Fertig eine große Herausforderung, diese Veranstaltung zu organisieren. Als Ziel nannte er, keine unpersönliche Massenveranstaltung durchzuführen, sondern dem Zusammenhalt, der Kameradschaft und der Gemeinschaft näher zu kommen. Sein besonderer Dank galt Pfarrer Otto Aschenbrenner, der die Schützen auf dem Weg zum Schießplatz segnete und der Feuerwehr Altfeld, die die Absperrungs- und Sicherungsmaßnahmen übernommen hatte.
Schirmherr Bezirkstagspräsident Raymund Schmitt dankte den Böllerschützen, die nach Altfeld gekommen waren. Für ihn sei das Treffen ein erstmaliges und einmaliges Erlebnis. Dieses Wagnis solch einer Veranstaltung beschreibe den Geist, der den Verein über 75 Jahre ausgezeichnet habe: große Tradition und Öffnen für den Fortschritt. Böllerschießen sei nicht unumstritten, es seien recht gegensätzliche Diskussionen im bayerischen Verein für Heimatpflege über das Wiederaufleben dieses Brauches geführt worden, so Schmitt. Er sah es aber in Unterfranken als berechtigt und sinnvoll, diesen Wert zu pflegen und mit neuen Aktivitäten auszustatten. Dies sei in Altfeld möglich und deutlich geworden.
Bürgermeister Dr. Leonhard Scherg richtete seinen Dank an alle Schützinnen und Schützen, die aus nah und fern angereist waren und durch ihr Kommen ihre Verbundenheit mit den Altfelder Schützen deutlich machten. Der KKS-Altfeld sei in bewundernswerter Weise in 75 Jahren dem Dienst an der Gemeinschaft nach gekommen.
Hans Herbert Trenz, Referent für das Böllerschießen im Schützenbezirk Unterfranken und Vorstand der Würzburger Böllerschützen, beglückwünschte den KKS-Altfeld für die Austragung des Festes und meinte, wer solch eine Aufgabe übernehme, habe etwas verdient. Von den jährlich in Unterfranken nur insgesamt sechs vergebenen Auszeichnungen des BSSB wurden jeweils das Ehrenzeichen in Silber an Thomas Nitschky und Stefan Fertig übergeben.
Eine besondere Attraktion, nicht nur für Insider, waren die original nachgebauten Ausstellungsstücke aus dem Kanonen- und Vorrichtungsbau der Firma Biermann aus Aurachtal. Die älteste Waffe stammte aus dem 14. Jahrhundert, eine Tannenbergbüchse, gefunden in der Tannenbergruine in Hessen. Für den schweren Zwölf-Pfund-Mörser aus dem 18. Jahrhundert musste ein sicherheitsverträgliches Zündsystem entwickelt werden.