Main-spessart (nn) Den langen und kalten Winter haben sie unbeschadet überstanden, die warme Witterung der vergangenen Wochen hat sie wieder munter gemacht: die Borkenkäfer. Auf der Suche nach neuem Brutraum schwärmen Buchdrucker und Kupferstecher bei Tagestemperaturen über 16,5 Grad und befallen dabei auch gesunde Fichten.
Was den Borkenkäfer so gefährlich macht, ist sein nahezu unbegrenztes Vermehrungspotenzial, informiert das Amt für Landwirtschaft und Forsten in Lohr. Unter günstigen Witterungsbedingungen kann der Buchdrucker in einem Sommer drei Generationen entwickeln. Ein Weibchen hinterlässt dabei eine Nachkommenschaft von mehr als 100 000 Käfer. In einer befallenen Altfichte tummeln sich mindestens 20 000 Borkenkäfer. Diese sind in der Lage, bis zu 50 Nachbarbäume zu befallen. Die von dort ausschwärmenden eine Million Nachkommen können weitere 2500 Bäume befallen. Eine einzige befallene Fichte kann so einen Flächenbrand auslösen. Wichtig ist es daher, auch einzelne Käferbäume aufzuspüren und die Käfer unschädlich zu machen.
Fichtenbestände, in deren Umfeld bereits in den Vorjahren Borkenkäfer aufgetreten sind, sind besonders gefährdet. Der Waldbesitzer muss daher in der warmen Jahreszeit seinen Wald regelmäßig kontrollieren. Buchdruckerbefall ist relativ leicht an braunem Bohrmehl auf der Rinde am Stammfuß oder auf Spinnennetzen zu erkennen. Voraussetzung ist allerdings windstilles und trockenes Wetter. Während der Buchdrucker den unteren Stammbereich stärkerer Fichten befällt, bohrt sich der Kupferstecher im schwächeren Gipfelbereich und in jüngere Fichten ein. Waldbesitzer haben die Verpflichtung, befallene Stämme sofort einzuschlagen und so schnell wie möglich abfahren zu lassen oder zu entrinden.
Die Borkenkäfersituation wird von der Bayerischen Forstverwaltung mit Hilfe von Lockstofffallen rüberwacht. Die Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft hat über Bayern verteilt rund 60 Fallenstandorte, unter anderem im Stadtwald Rothenfels, im Bereich Aura und im Staatswald Heigenbrücken, eingerichtet. Die Fallen werden wöchentlich von Revierleitern kontrolliert und die Ergebnisse ausgewertet. Die Lockstofffallen dienen aber lediglich der Überwachung des Schwärmverlaufes, zur Bekämpfung der Käfer sind sie nicht geeignet. Die Borkenkäferüberwachung ermöglicht einen Überblick über die aktuelle Gefährdungssituation und eine bessere räumliche Eingrenzung von Risikogebieten. Außerdem gibt sie Aufschluss über die Entwicklung der Population, etwa eine bevorstehende Massenvermehrung.