Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Main-Spessart
Icon Pfeil nach unten
Gemünden
Icon Pfeil nach unten

ADELSBERG: "Bouldern": Felsklettern im Wald bei Adelsberg

ADELSBERG

"Bouldern": Felsklettern im Wald bei Adelsberg

    • |
    • |
    Anstrengung: Überschaubar hohe Felsblöcke werden beim Bouldern nur mit Muskelkraft bestiegen. Matten sollen einen möglichen Sturz auffangen.
    Anstrengung: Überschaubar hohe Felsblöcke werden beim Bouldern nur mit Muskelkraft bestiegen. Matten sollen einen möglichen Sturz auffangen. Foto: Foto: DPA

    Was wie ein verwilderter Pfad wirkt, ist der Weg zum Kletterfelsen im Wald bei Adelsberg. Über rutschigen, blätterbedeckten Waldboden gehen Jasmin, Harry, Shinzan, David, Harald, Alex und Tobias, bepackt mit auf den Rücken geschnallten Matten zum Felsen. Ihr Ziel ist ein besonders großer Buntsandstein, dem Spaziergänger wohl keine Beachtung schenken. Für die acht Lohrer ist es der Ort, an dem sie ihr besonderes Hobby ausleben können – das Bouldern.

    „Boulder“ ist Englisch für Felsblock. Die einzelnen Felsen tragen auch meist englische Namen. Am „Fight Club“, dem ersten Felsen der Klettergruppe, finden die Vorbereitungen statt. Behutsam breiten die Boulderer die Matten unter und neben dem Felsen aus. Um sich nicht zu verletzen, macht sich jeder ordentlich warm, denn Verletzungen können trotz Schutzmaßnahmen jederzeit passieren. Auf Kletterkreide sollte besonders beim Bouldern nicht verzichtet werden, da die raue Oberfläche des Buntsandsteins rutschig ist und somit leicht zu Abschürfungen führen kann.

    Mit Matten, ohne Sicherung

    Als Erster wagt Alex den Aufstieg. Seit dem letzten Bouldern trägt er Tape am Finger. Trotz eines Sehnenrisses im Mittelfinger beißt er auf die Zähne und stellt sich der Kletteraufgabe. Unter ihm steht der Rest der Gruppe. Sollte er abrutschen, könnte ihn einer der anderen noch abfedern, falls er droht, abseits der Matte zu landen. Dann passiert das Unvermeidliche: Auf halber Strecke fällt Alex herunter. Ein Seil hat er sich nicht umgebunden.

    Es gibt ein lautes Klatschen. Lachend richtet er sich auf, „nichts passiert“ sagt er. Dank der Matten kann auch nur wenig passieren; der Fels ist nicht höher als drei bis vier Meter. Im Gegensatz zum normalen Klettern mit Seil sind Boulderer ungesichert unterwegs. Kletterschuhe sind aber trotzdem notwendig. Herunterzufallen ist völlig normal beim Bouldern, da es immer neue Herausforderungen gibt. Auch Jasmin versucht sich am „Fight Club“. Etwas unsicher gibt sie zu, sie habe schon lange nicht mehr gebouldert. Unter Anweisung der Anderen versucht Jasmin, die seit fünf Jahren regelmäßig klettern geht, in den Löchern des Buntsandsteines Halt zu finden. Ihr Ziel: Die oberste Kante zu erreichen. Mit hochrotem Kopf nähert sie sich der Spitze, die Kraft schwindet langsam. Geschafft! Erleichtert und glücklich über das Erfolgserlebnis steht Jasmin auf dem Felsen oben.

    „Bouldern ist anstrengender als Klettern“, meint der Erfahrenste der Gruppe, Harald, 55 Jahre alt. Er sieht „Bouldern als Verbesserung der Kraft fürs Klettern“. Seit 15 Jahren klettert Harald jetzt schon und betreibt sein Lieblingshobby 120 Tage im Jahr. Beim Erklimmen des Felsens zeigt Harald sein ganzes Können, flink hangelt er sich bis zum Plateau nach oben.

    Bouldern ist für Harald eine besondere Herausforderung. „Was man will und was man sich wünscht und was man bereit ist dafür zu tun“ macht für ihn den Reiz aus. Links am Felsen wartet die nächste Aufgabe. Harry hangelt sich langsam in gleichbleibender Höhe entlang. Was auf den ersten Blick leicht aussieht, stellt sich als unglaublich kraftzehrend heraus. Am Ende spürt Harry ein Zittern am ganzen Körper. In unnatürlicher Haltung krallt der Hobbykletterer seine Finger in die engen Löcher. Dabei müssen die Finger nahezu das ganze Körpergewicht halten.

    Nach dem „Fight Club“, geht es weiter zum „Bunker“, ein Fels, der seinem Namen alle Ehre macht. Weit ragt der obere Teil des „Bunkers“ nach vorne. In Schräglage hangeln sich die Boulderer auf dem Rücken weiter, um auch diese Aufgabe zu bewältigen. David versucht sein Glück und ärgert sich, dass er herunterfällt. Für ihn zählt „die Gemeinschaft, egal, wo du bist“, denn gemeinsam macht Bouldern am meisten Spaß. Man bekomme Tipps und es sei zudem viel sicherer in der Gruppe, meint er.

    Pionier aus den USA

    Als der Vater des Boulderns gilt John Gill, USA. In einem E-Mail-Interview äußerte sich der mittlerweile 76-jährige über seinen Lieblingssport. Er sagt, Bouldern erfordere sehr viel Konzentration und mehr Anstrengung als normaler Klettersport. Gill findet Bouldern „sehr belebend“. Er genoss die Dynamik, den körperlichen Aspekt dieser Sportart. Niemals hätte Gill gedacht, dass Bouldern so bekannt werden könnte. Auf die Frage, ob er jemals einen Fels für unbezwingbar gehalten habe, sagt Gill: „Dann kommst du am nächsten Tag wieder und es scheint leichter – das ist der Reiz des Boulderns.“ Mit 18 Jahren begann er; erst vor vier Jahren gab er sein Hobby wegen einer Schulter-Arthritis auf.

    Bouldern gehört mittlerweile auch in Deutschland zu den Trendsportarten. Unterschieden wird zwischen Hallenbouldern, dem Klettern an Plastikhalterungen der Hallenwand, und Bouldern an der frischen Luft. Im Freien werden naturbelassene Felsen gesucht und in Schwierigkeitsgrade eingeteilt. Jasmin, Harry, Shinzan, Harald, David, Alex und Tobias freuen sich bereits auf die nächste Woche, wenn sie wieder Bouldern gehen – und vielleicht den Schwierigkeitsgrad steigern können.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden